Northeim (red). Das Konzert in der Northeimer St. Sixti-Kirche am vergangenen Sonntag, 10. November 2024 in der bis auf den letzten Platz gefüllten St.-Sixti-Kirche in Northeim war ein Ereignis, das die Zuhörer tief bewegte und begeisterte. Die Kantorei St. Sixti unter Leitung von Kreiskantor Benjamin Dippel brachten Händels Oratorium „Israel in Egypt“ mit einer Dramatik und musikalischen Präzision zur Aufführung, die Maßstäbe setzte. Dabei fügten sich Musik und Thema zu einer beeindruckenden Einheit, die in der heutigen Krisenzeit eine besondere Relevanz erhielt und das Publikum zum Nachdenken anregte.
Die Leistung der St.-Sixti-Kantorei war herausragend. Mit kraftvollen und dennoch fein abgestimmten Stimmen meisterte der Chor die anspruchsvollen englischen Texte und vermittelte die Erzählung des Auszugs aus Ägypten eindringlich. Besonders beeindruckend war die Darstellung der Plagen: Man konnte förmlich das Sirren der Insekten hören, die Finsternis spüren und die Dramatik der alttestamentlichen Szenen körperlich erleben. Unterstützt wurde der Chor von den exzellenten Solisten des „Ensemble Polyharmonique“, die sowohl als Ensemble als auch in ihren Einzelauftritten glänzten. Besonders hervorzuheben sind die klaren, harmonischen Sopranstimmen von Magdalene Harer und Joowon Chung, die sowohl durch ihre klangliche Reinheit als auch durch ihr Zusammenspiel bestachen.
Das Barockensemble „La Festa Musicale“, mit Konzertmeisterin Prof. Anne Harer, fügte sich klanglich perfekt in den Kirchenraum ein. Die historischen Instrumente schufen eine warme, resonante Atmosphäre, die Händels Musik in all ihrer Vielfalt zur Geltung brachte. Ein besonderer Moment war der Mittelteil des Konzerts, in dem William Crofts Psalm 6 erklang. Die zarten, vielstimmigen Klänge des Ensembles Polyharmonique boten eine ruhige, meditative Pause, bevor das Oratorium in seinen triumphalen zweiten Teil überging.
Das Konzert überzeugte nicht nur musikalisch, sondern auch durch sein künstlerisches Gesamtkonzept. Die Einbindung einer Klanginstallation, thematische theologische Impulse und das abschließende Lutherlied „Verleih uns Frieden“ machten die Aufführung zu einem umfassenden Erlebnis. Der Moment der absoluten Stille, als das Publikum in gespannter Erwartung innehielt, war ebenso bewegend wie der gemeinsame Gesang des abschließenden Liedes, das ein musikalisches Zeichen für Frieden und Versöhnung setzte.
Der langanhaltende Applaus und stehende Ovationen am Ende des Abends spiegelten die Begeisterung des Publikums wider. Kreiskantor Benjamin Dippel hat mit dieser Aufführung nicht nur ein musikalisches Meisterwerk auf die Bühne gebracht, sondern auch einen bewegenden Abschied gestaltet, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. Dippel wird ab Januar als Landeskirchenmusikdirektor der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers tätig sein. Die Einheit von Chor, Solisten und Orchester war überwältigend – ein wahrhaft außergewöhnliches Konzert, das sowohl die Herzen als auch die Gedanken der Zuhörer nachhaltig berührte.
Foto: Christian Steigertahl