Northeim (lpd). Der Landkreis Northeim hatte im Herbst 2016 insgesamt 869 Gewerbebetriebe angeschrieben, um mittels Fragebogen deren Meinung zur aktuellen Situation der heimischen Wirtschaft sowie die Anforderungen und Erwartungen der Unternehmen an die Wirtschaftsförderung zu erfragen. In dem vierseitigen Fragebogen ging es neben einer Bewertung des Landkreises als Wirtschaftsstandort um konkrete Entwicklungsabsichten der Betriebe.
Nach Auswertung der Befragungsergebnisse durch die GEFAK, der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung mbH aus Marburg, haben Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Dr. Jürgen Bunde von der GEFAK die Ergebnisse der Befragung jetzt im Forum der Berufsbildenden Schulen II in Northeim präsentiert.
In ihrer Begrüßung machte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel deutlich, dass sie den mit der Befragung begonnenen Dialog mit der Kreisverwaltung zielgerichtet fortsetzen möchte. „Lassen sie uns die Ergebnisse nutzen, um den Landkreis Northeim als Wirtschaftsstandort gemeinsam weiter fortzuentwickeln“, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel mit einem Aufruf an die Unternehmerinnen und Unternehmer.
Die anschließende Präsentation stieß auf großes Interesse bei den rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie auch die anschließende Diskussion einzelner Punkte zeigte.
294 Unternehmen hatten sich an der Befragung beteiligt. Mit 34 Prozent nehme die Rücklaufquote im bundesweiten Vergleich einen Spitzenplatz ein, wie Dr. Bunde gleich zu Beginn seiner Präsentation feststellte. Dies zeige, dass die Unternehmen den Dialog mit der Verwaltung wünschten und ihnen die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Landkreis Northeim am Herzen liegt.
Etwa 40 Prozent der Rückläufe stammen von Kleinbetrieben mit bis zu 9 Beschäftigten, weitere 40 Prozent von Betrieben mit bis zu 49 Beschäftigten. Erreicht wurde mit der Befragung die gesamte Bandbreite der Unternehmen, die von Betrieben mit 1 bis 4 Beschäftigten bis hin zu 100 und mehr Beschäftigten reicht.
Abgefragt wurde die Zufriedenheit mit dem Standort anhand von 20 Standortfaktoren, welche anhand einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (sehr schlecht) zu bewerten waren. Während die Befragung insgesamt eine hohe Zufriedenheit mit dem Standort ergeben hat, gibt es Standortfaktoren, bei denen sich aus Sicht der Betriebe ein deutlicher Handlungs-bedarf ergibt.
Am besten bewerteten die Unternehmen die örtliche und überregionale Verkehrsanbindung, das Schulangebot und die Nahversorgung. Bereits an fünfter Stelle des erstellten Rankings liegt die Gesamtzufriedenheit mit dem Standort. Dies, so Dr. Bunde, spreche insgesamt für den Standort „Landkreis Northeim“. „Mehr als die Hälfte der Unternehmen bewerten den Standort mit ’sehr gut? oder ’gut?“, so Dr. Bunde.
Positiv beurteilt werden auch die Verfügbarkeit und das Preisniveau von Wohnflächen. Offenbar stehe im Gegensatz zu anderen Regionen in Deutschland ausreichend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung, ein Faktor, der deshalb deutlich in den Vordergrund gerückt und beworben werden sollte.
Dementgegen bewerten mehr als 100 Betriebe die Internetanbindung als „schlecht“ oder „sehr schlecht“. Hinzu kommt, dass dieser Punkt, gemeinsam mit der Verfügbarkeit von Arbeitskräften, zu den wichtigsten Faktoren für die Unternehmen zählt. So haben 65 Prozent der Betriebe konkreten Bedarf für neue Beschäftigte bekundet, in der Summe 675 gesuchte Arbeitskräfte. Da sich hierzu nur ein Drittel der Betriebe konkret geäußert hat, dürfte der tatsächliche Bedarf deutlich höher liegen. Am gravierendsten trifft der Mangel an Beschäftigten die Bereiche, die qualifizierte Arbeitskräfte suchen. Etwa 70 Prozent dieser Betriebe rechnen hier mit Problemen.
Das neue Angebot der Technologieberatung, welches über die Stabsstelle Wirtschafts- und Projektförderung des Landkreises angefragt werden kann, wollen 39 Prozent nutzen. Wobei mit Blick auf die Angebote der Wirtschaftsförderung des Landkreises, sowohl die Fördermittelberatung als auch die Unterstützung bei der Anwerbung von Fachkräften mit hoher Priorität versehen wurden.
In seinem Fazit wies Dr. Bunde darauf hin, dass der Fachkräftemangel ein Risiko für die bekundet hohe Dynamik der Betriebe darstellt. Im Wettbewerb mit anderen Regionen, in denen sich der Fachkräftemangel ähnlich darstelle, müsse es daher darum gehen, die Arbeitsplätze möglichst attraktiv zu gestalten und dies zu bewerben. Mit Blick auf die Akquise von Auszubildenden müssten Wege gefunden werden, Jugendliche in ihrer „Sprache“ und auf ihren „Kanälen“ anzusprechen. Das vom Landkreis initiierte Jobkino sei dafür ein gutes Beispiel.
In der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass sich Internetverfügbarkeit und attraktive Arbeitsplätze nicht mehr voneinander trennen lassen und für flexible Beschäftigungsmodelle mit „Home-Office“ Anteilen unabdingbar sind.
Deutlich wurde auch, dass es für die Betriebe schon zahlreiche Unterstützungsangebote in der Region gibt. Vom von der Südniedersachsenstiftung koordinierten Fachkräftebündnis Südniedersachsen, über das Projektbüro Südniedersachsen bis hin zur Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft und der Werk-statt-Schule, nutzten diese die Veranstaltung, um sich und ihre Angebote vorzustellen.
Der Landkreis will die aus der Befragung und dem WirtschaftsDialog gewonnenen Impulse und Ideen aufgreifen. „Wir müssen gemeinsam mit den regionalen Partnern effiziente Strukturen schaffen, die ein „abmildern“ des Fachkräftebedarfs in den Betrieben zum Ziel haben“, so Stefan Wolfgang, Leiter der Stabsstelle Wirtschafts- und Projektförderung beim Landkreis Northeim.