Northeim (r). Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderun- gen: Der Bedarf an Lebensmitteln nimmt stetig zu – gleichzeitig steigen die Klimaschutzvorgaben. Das Projekt „5G NortNet“ will es Landwirten durch Nutzung des neuen Mobilfunkstandards 5G ermöglichen, höhere Erträge bei geringerem Ressourceneinsatz zu erzielen und zugleich Dün- gemittelreglementierungen und klimaorientierte Umweltauflagen einzu- halten. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert das zum 1. Januar gestartete Vorhaben im Rahmen seines 5G-Innovations- programms in den kommenden drei Jahren mit rund 3 Mio. Euro. Das Konsortium von „5G NortNet“ besteht aus der SüdniedersachsenStif- tung, dem Landkreis Northeim, der KWS SAAT SE & Co. KGaA, der Abtei- lung Agrartechnik der Universität Göttingen, der Vodafone GmbH, der Ag- rar-Betriebsgemeinschaft Leine-Solling GbR und der Agvolution GmbH. Projektgebiet ist der Landkreis Northeim. Der zukunftsweisenden techno- logiegestützte Innovationsschub soll jedoch auch auf andere Regionen übertragen werden. So soll unter anderem eine 5G-Beratung für Land- wirte erfolgen, die so Zugang zu Informationen und Erfahrungen der Mo- dellregion mitsamt der beteiligten Betriebe erhalten.
Um Informationsgewinn und Effizienz in der Lebensmittelproduktion zu steigern, setzt das Projekt auf intelligente Landwirtschaft – das soge- nannte Smart Farming: Mittels 5G sollen große Datenmengen erhoben und nutzbar gemacht werden, um die Erzeugung von Lebensmitteln entlang der landwirt- schaftlichen Wertschöpfungskette zu optimieren. Diese reicht von der Pflanzenzüchtung und Saatgutherstellung bis zum nachhaltigen und zukunftsfähigen Pflanzenbau in der landwirt- schaftlichen Produktion. Vorstellbar ist etwa, dass Drohnen hochauflösende Bilddaten zur di- rekten Verarbeitung nahezu in Echtzeit an den Landwirt und die Steuereinheit der Landma- schine übermitteln. Die daraus resultierenden konkreten Handlungsempfehlungen können dazu beitragen, die Produktionsprozesse ressourcenschonender zu gestalten.
„5G NortNet vereint Erfahrungen in der landwirtschaftlichen Produktion mit der technologi- schen Innovationskraft in Wissenschaft und Wirtschaft“, betont Dr. Tim Schneider, der als ge- schäftsführender Vorstand der SüdniedersachsenStiftung die Konsortialführung des Projekts übernimmt, „damit bringen wir zwei Stärken Südniedersachsens gewinnbringend zusammen.“ Northeims Landrätin Astrid Klinkert-Kittel ergänzt: „Ich bin überzeugt, dass die Erkenntnisse zur KI-gestützten Automatisierung über die Landwirtschaft hinaus Anknüpfungspunkte für die Wirtschaft im Landkreis Northeim und der gesamten Region Südniedersachsen bieten.“ Das Projekt hat einen langen Vorlauf: Der Antrag auf eine neunmonatige Konzeptförderung im Rahmen des 5G-Innovationsprogramms des Bundes wurde im Dezember 2019 durch das damalige Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bewilligt. Nach erfolgrei- chem Abschluss hat das Konsortium Ende August 2020 einen Antrag auf Umsetzung einge- reicht. Nachdem dieser zunächst negativ beschieden wurde, wurde das Projekt im April 2021 beim Auftakt zur Ausweitung des 5G-Innovationswettbewerbs in Berlin erneut vorgestellt.
Südniedersachsen mit zwei 5G-Modellprojekten
Hervorzuheben ist, dass Südniedersachsen gleich mit zwei Projekten im 5G-Innovationspro- gramm des Bundes vertreten ist: Neben „5G NortNet“ wurde auch das Projekt „Health5G.net“ aus dem Landkreis Göttingen bewilligt. Dieses sieht vor, neue Modelle der innovativen Pati- entenversorgung zu erarbeiten und zu erproben, die mittels neuer 5G-Technologien ermög- licht werden. Konsortialführer ist die Dr. Kuhl Unternehmensberatung GmbH & Co. KG aus Hardegsen. Projektpartner sind der Landkreis Göttingen, Universität und Universitätsmedizin Göttingen, die TU Clausthal und die Ably medical GmbH. Die SüdniedersachsenStiftung hat die Antragsstellung maßgeblich unterstützt.
Foto: KWS Saat SE & Co. KGaA