Bad Gandersheim (r). Bereits seit einem Vierteljahrhundert unterstützen die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Ökumenischen Hospizinitiative Bad Gandersheim e.V. kranke und sterbende Menschen sowie deren Angehörige. Dieses herausragende Engagement wird nun gewürdigt durch einen festlichen Gottesdienst am Sonntag, 22. September 2019, um 10:00 Uhr in der Stiftskirche in Bad Gandersheim. Begleitet wird der Gottesdienst zu diesem Anlass durch den Posaunenchor der Stiftskirchengemeinde.
Die Predigt beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, was Menschen vor ihrem Tod denken und eventuell bereuen. Pfarrer Thomas Ehgart: „Ich finde, wir sollten uns mit der Frage, was uns im Leben wichtig ist, früher beschäftigen - nicht erst, wenn es zu spät ist und uns nur noch das Bereuen übrig bleibt.“ Auch der Tod und das Sterben werden nicht ausgeklammert, ebenso wenig wie die Hoffnung. „Sterben ist nicht immer schön. Es kann manchmal lange dauern und elendig sein. Aber für uns als Christen steht die Hoffnung im Zentrum unseres Glaubens und das feste Vertrauen auf das, was nach dem Tod kommt“, so Pfarrer Ehgart. Im Anschluss an den Gottesdienst sind alle Besucher herzlich zu einem Empfang ins Martin-Luther-Haus eingeladen, um bei Sekt, Kaffee und Erfrischungen das Jubiläum zu feiern.
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Hospizinitiative findet zudem am Freitag, 27. September 2019, ein literarisches Konzert statt. Die Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Musik und Literatur“ startet um 19:00 Uhr in der Stiftskirche Bad Gandersheim und stellt jedes Mal eine Frau vor, die für die Hospizbewegung eine bedeutende Rolle spielt. An diesem Abend stehen das Leben und Wirken der berühmten Krankenschwester Florence Nightingale im Mittelpunkt. Die Britin gilt als Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege und als einflussreiche Reformerin der Gesundheitsfürsorge im 19. Jahrhundert. Die Lesung hält Andrea Freistein-Schade, am Klavier begleitet von Claudia Schaare. Der Eintritt ist frei.
Seit der Gründung der Hospizinitiative hat sich viel verändert; aber immer noch ist das Sterben ein großes gesellschaftliches Tabuthema, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer wieder erleben. „Aber das Sterben ist Teil des Lebens und gehört in die Mitte der Gesellschaft“, plädiert Liesel Becker. Sie ist seit vielen Jahren in der Hospizinitiative aktiv und weiß, dass die behutsame Begleitung für Betroffene und Angehörigen eine große Hilfe ist.
Zurzeit sind elf aktive Mitarbeiter für die Hospizinitiative tätig. „Wir suchen immer neue Mitstreiter“, erklärt Liesel Becker. Wer sich für die Arbeit der Hospizinitiative interessiert, kann erst einmal ganz langsam reinschnuppern, betont Annegret Wrobel: „Ich muss erstmal gucken: Kann ich das? Liegt mir der Umgang mit kranken Menschen?“ Dabei werden die Neulinge natürlich von erfahrenen Kräften begleitet. Unterstützung benötigt die Initiative aber nicht nur am Krankenbett: „Wir suchen unter anderem Menschen, die uns bei Schreib- oder Recherchearbeiten am PC helfen können“, erklärt Liesel Becker. Auch für Projekte wie die Organisation einer Ausstellung und weitere Ideen sucht die Hospizinitiative Unterstützer.
Neben der Begleitung von Kranken und Sterbenden bietet die Initiative auch eine gezielte Betreuung für Trauernde an. Jeden 2. Freitag im Monat von 16.00 bis 18.00 Uhr gibt es im Martin-Luther-Haus, Stiftsfreiheit 1 in Bad Gandersheim, ein offenes Trauercafé. Hier haben Betroffene die Möglichkeit, sich auszutauschen. Eine Trauergruppe findet auch noch jeden 4. Freitag im Monat von 16.00 bis 18.00 Uhr ebenfalls im Martin-Luther-Haus statt. „Die Trauergruppe richtet sich an Menschen, die noch ganz frisch trauern. Es ist eine kleine Gruppe mit viel Raum für persönliche Gespräche“, erklärt Liesel Becker. „Ob die Angehörigen dabei den Tod eines erst kürzlich verstorbenen Menschen betrauern oder ob der Todesfall schon länger zurückliegt, ist dabei egal. Manchmal reißt ein bestimmtes Erlebnis die Wunde plötzlich wieder auf – dann tut es einfach gut, sich mit anderen auszutauschen.“
Foto: Thomas Ehgart