Northeim (red). Am Sonntag dem 1. September 2019 wird Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt im Rahmen der Vortragsreihe zur Sonderausstellung des Heimatmuseums „Der Erste Weltkrieg in Northeim – Kriegsende 1918. Und dann?“ einen Lichtbildervortrag halten. Der Vortrag findet im Bürgersaal um 11:15 Uhr statt, der Eintritt ist frei. Das Thema lautet: “Desaster – Dekonstruktion – Depression: zur politischen Psychologie in Deutschland 1918/19“.
Das Ende des Weltkrieges im November 1918 war für die deutsche Bevölkerung ganz überwiegend Befreiung wie Desaster zugleich: die Unsicherheit über die an der Front Kämpfenden war zwar überwiegend beendet (so nicht Verwundung oder Kriegsgefangenschaft weitere Ungewissheit mit sich brachten), zugleich aber wurde die propagandistisch aufgeladene Gewissheit, einen "gerechten" und "berechtigten Krieg" geführt zu haben, durch das Schauspiel der "Friedensverhandlungen" nicht nur zerstört (Dekonstruktion), sondern sie musste einem überpersönlich erlebten Gefühl des Desasters weichen, die sich in der politischen Psychologie als Depression äußerte. Was ist damals kollektiv geschehen? Welche Folgen hatte diese Infragestellung des bis in die Herbsttage 1918 Gültigen? Was kennzeichnet die politische Kultur des Jahres 1919? Und mit welchen Folgen? Im Mittelpunkt des Vortrages steht damit nicht das persönliche Erleben einzelner, etwa der Kriegsheimkehrer aus Northeim, sondern die politische (Sozial-) Psychologie der übergroßen Mehrheit der Deutschen vor 100 Jahren. Und es stellt sich, am Tag der 75. Wiederkehr des Angriffes der Nazi-Wehrmacht auf Polen, die Frage nach den Schlussfolgerungen.
Prof. Dr. Peter-Ulrich Wendt, Professor für Soziale Arbeit in Magdeburg, ist Sozialwissenschaftler: Studium der Politikwissenschaft in Mainz und München, Studium der Soziologie in Göttingen, erziehungswissenschaftliche Promotion. Ein Arbeitsschwerpunkt ist die politische Psychologie. Anschließend beseht noch Gelegenheit die Sonderausstellung im Heimatmuseum anzusehen.
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