Moringen (r). Beim letzten Zusammentreffen von Pflegekindern und ihren Familien mit dem Fachberaterteam der Fachberatung Pflegestellen des Albert-Schweitzer-Kinderdorfs, rückte der Anlass des Treffens vollkommen in den Hintergrund. Denn was eigentlich als traditionelles Sommerfest geplant war, wurde durch den Programmhöhepunkt zum Selbstläufer: Kinder und Jugendliche des Schulzirkus „Circo Piccolino“ der Moringer KGS führten nicht nur ihr Können vor, sondern gaben allen Anwesenden die Chance, einmal selbst im Mittelpunkt der Zirkuskunst zu stehen.
„Wir planen für unser alljährliches Sommerfest jedes Mal ein Motto ein, unter dem dann Aktionen, Aufführungen oder ähnliches stattfinden“ berichtet Ulrike Pache, die Leiterin der Fachberatung Pflegestellen. Diese Attraktionen machen die Veranstaltung nicht nur abwechslungsreicher für die Kinder, sondern sorgen auch für Begeisterung. So kamen schon Puppenspieler zum Zug oder wurden besonders witzige Kinderspiele gespielt.
„In 2016 stand eine Begegnung der Kinder mit einer kleinen Herde von Alpakas im Mittelpunkt. Die Kinder führten die Tiere durch Feld und Wiesen, genossen die Mischung aus Nähe und Verantwortung. In diesem Jahr hatten wir die Idee, alle miteinander in Bewegung zu bringen. Und da bot sich natürlich der Schülerzirkus der örtlichen KGS nahezu von alleine an.“
Und so präsentierte sich das regelmäßige Zusammentreffen nicht nur in einem völlig neuen Gewand, sondern gab besonders den Pflegekindern auch einen wertvollen Mehrwert. „Das Ausprobieren ist für Kinder von großer Bedeutung und neue Impulse in der Körperwahrnehmung und Motorik helfen, auch kognitive Fähigkeiten zu schulen“ weiß Ulrike Pache und freut sich insbesondere, dass den Schützlingen diese Möglichkeit in einem geschützten Rahmen geboten wurde. „Und die Kinder hatten einen Riesenspaß dabei“, erinnert sich die Leiterin der Fachberatung Pflegestellen zudem lachend.
Der ein oder andere entdeckte so sein Talent für das Seillaufen oder die Akrobatik. Doch auch, wenn das Ausprobieren mal nicht so klappte, wie es sollte und das Diabolo vielmehr seinen eigenen Willen zeigte oder das Einrad mit dem schiefen Turm von Pisa konkurrierte, war das nicht schlimm. Denn alle waren ja neu auf dem Gebiet der Zirkuswelt und konnten vorsichtig und unbedarft ihre Grenzen austesten. Eine ganz besondere Rolle spielte dabei das Lernen auf Augenhöhe. Denn es waren die jungen Künstler und Künstlerinnen des Schulzirkus selbst, die ihr Können und ihr Wissen rund um das Kugellaufen, Einrad fahren oder die Poi-Kunst den noch jüngeren Schützlingen vermittelten. Eingetaucht in die Welt der jungen Generation mit einem ganz eigenen und sensiblen Verständnis füreinander, waren die Erwachsenen bald nur noch Statisten. Dabei juckte es doch auch den einen oder anderen „Großen“ in den Fingern, tätig zu werden. Die Fachberaterin auf dem Seil und die Pflegemami am Jonglieren: Während die Kinder und Jugendlichen lerneifrig in die Welt des Zirkus einstiegen, probierten die Erwachsenen das Gleiche zur Abwechslung mal völlig auf sich allein gestellt. Obgleich an der ein oder anderen Stelle schon zu beobachten war, wie die Kinder den Großen die Hand hielten, um umgekehrt einmal selbst etwas von ihrer neu gewonnenen Selbstsicherheit abgeben zu können.
Dieser gelungene Nachmittag wird sicher noch lange allen Beteiligten in Erinnerung bleiben. Wer mehr über die Fachberatung Pflegestellen und ihre Aufgaben, geeignete Pflegefamilien zu finden und bestehende Pflegefamilien intensiv zu unterstützen sowie regelmäßige Schulungen, Gespräche und Treffen anzubieten, erfahren möchte, kann dies unter der Telefonnummer: 05554 – 99 59 86-2 oder im Internet unter www.kinderdorf-uslar.de.
Foto: Albert-Schweitzer Kinderdorf Uslar