Northeim (gs). Die Seekommission feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Ralf Buberti, Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt beim Landkreis Northeim und zugleich seit 12 Jahren Leiter der Seekommison gab im Rahmen eines Pressetermins einen kurzen Einblick in die Historie und Aufgaben der Seekommision. Mindestens einmal pro Jahr treffen sich die Mitglieder unter dem Vorsitz des Landkreises Northeim zu einer Begehung vor Ort. In enger Abstimmung mit allen Beteiligten werden Themen, die die Northeimer Seenplatte betreffen erörtert und der Stand der Rekultivierung, getragen von der Firma August Oppermann Kiesgewinnungs- und Vertriebs-GmbH, begutachtet.
Lange vor der ersten Tagung der Seekommission am 17. Mai 1978, deren Jubiläum zum Anlass der Feierlichkeiten genommen wird, publizierte der engagierte Kommunalpolitiker und ehemalige Landtagsvizepräsident Winfrid Hedergott (1919-2002) in einer Denkschrift bereits im Jahr 1958 seine Vision der Northeimer Seenplatte und der Gründung der Arbeitsgemeinschaft (AG) Northeimer Seenplatte. Die starke Bautätigkeit der Nachkriegsjahre hatte einen sprunghaften Anstieg von Kiesgewinnungsanlagen zur Folge. Dem Aussehen nach glich das Gebiet zwischen Northeim, Edesheim und Hollenstedt zu der damaligen Zeit (und auch noch Jahre später) eher einer „Mondlandschaft“. Hedergott forderte und förderte eine nachhaltige und verantwortungsvolle Raumplanung. Mit seinem Gesamtkonzept von der Schaffung dauerhafter Wasserflächen mit Erholungsgebieten für Mensch und Natur überzeugte Hedergott über die Jahre hinweg Öffentlichkeit und Politik. Seit 1979 ist die Northeimer Seenplatte im „Bebauungsplan Nr. 90“ der Stadt Northeim verankert. Ende der 1970er Jahre war die für eine Umsetzung des Konzeptes nötige Auskiesung so weit fortgeschritten, dass die Pläne Gestalt annehmen konnten. Fortan begleiteten Rekultivierungs- und Renaturierungsmaßnahmen die Abbautätigkeiten der (zu dieser Zeit) 3 ansässigen Kiesunternehmen und die stetige Umsetzung nach der Hedergott’schen Vision konnte in Verbindung mit der Seekommission realisiert werden. Zur ersten Sitzung geladen waren in erster Linie Vertreter der Abbaufirmen, der Stadt und des Landkreises Northeim, der Klosterkammer, der Landbauaußenstelle Northeim (heute Landwirtschaftskammer), der Unteren Landespflegebehörde (heute Naturschutzbeauftragte) sowie der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Northeimer Seenplatte Winfrid Hedergott.
Das Projekt Northeimer Seenplatte unterliegt einer zeitlichen und räumlichen Dynamik. Die heutige Mitgliederzahl wird den geänderten Anforderungen an ein gelungenes Miteinander gerecht. Hinzugekommene Träger öffentlicher Belange sind: Der Leineverband als zuständiger Verband für die Unterhaltung der Gewässer wie z. B. der Leine und der Rhume, die Polizeiinspektion Northeim, die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr Gandersheim und die DB Netz AG. Inzwischen ist die August Oppermann Kiesgewinnungs- und Vertriebs-GmbH die einzig verbliebene aktive Abbaufirma. Auch in Zukunft gilt es, eine für Mensch und Natur sinnvolle Begleit- und Folgenutzung der Kiesgewinnung in Northeim zu gestalten. Als wichtige Ziele der Seekommission nannte Huberti die Weiterentwicklung des Sees und Tourismus, das EU Vogelschutzgebiet und den Seerundweg zu vollenden. Weiterhin sollte der Lärmschutz der naheliegenden Autobahn A 7 vorangetrieben werden. Landschaften und Natur werden bereits seit Jahrtausenden vom Menschen geprägt. Schon unsere Vorfahren rodeten Wälder oder legten Sümpfe trocken für den Siedlungsbau und zur Gewinnung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Kulturlandschaften. Ökologische Aspekte rückten erst in neuerer Zeit in den Vordergrund. Die Kiesabbautätigkeit in Northeim ist ebenso als Eingriff in die Natur zu sehen, und doch, oder besser: Gerade diese ermöglichte die Schaffung der inzwischen 12 künstliche Seen umfassenden Northeimer Seenplatte. Bereits heute ist sie, und damit auch der Große Freizeitsee, eines der wichtigsten Naturschutz- und Naherholungsgebiete in Südniedersachsen. Hier profitieren Tourismus, Mensch, Natur und die regionale Wirtschaft.
Die 360 ha umfassende Seenplatte ist ein Paradebeispiel dafür, wie die Gewinnung von Kies und Sand und die Schaffung von attraktiven Lebensräumen für Mensch und Natur perfekt miteinander harmonieren können. Neben den für die Auskiesung vorgesehenen Flächen existieren nördlich der BAB 7 eigens für Naturschutz und stille Erholung vorgesehene Areale. Südlich der BAB befindet sich der Große Freizeitsee mit einer Wasserfläche von derzeit 96 ha, der sich jährlich durch den stetigen Kiesabbau vergrößert. Im Vergleich hat der Maschsee in Hannover eine Größe von 78 ha. Etwa zwei Drittel der Wasserfläche sind der Freizeitnutzung vorbehalten. Das Restaurant „Seeterrassen“, die insgesamt 9 ansässigen Vereine und ein Bootsverleih zeigen den kulturellen Nutzen des Projektes. Der Rundwanderweg wird in 2018 weitergeführt und fertiggestellt. Damit ist dann der ganze See zu Fuß oder per Rad zu umwandern. Während der Northeimer Freizeitsee ein beliebtes Ausflugsziel und die Northeimer Seenplatte ein bundesweit bedeutsames Vogelgebiet ist, kennen die Northeimer Seekommission weitaus weniger Menschen. Dabei kümmert sie sich seit inzwischen vierzig Jahren um die Weiterentwicklung des Sees.
Ursprünglich gegründet um den Kiesabbau zu überwachen, kommen die Kreis- und Stadtverwaltung Northeim, die Klosterkammer, der Leineverband, die Landwirtschaftskammer, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, die Naturschutzbeauftragten des Landkreises, die Polizeiinspektion Northeim und die August Oppermann Kiesgewinnungs- und Vertriebsgesellschaft mbH regelmäßig zusammen. Das Ziel aller Akteure ist es, Naturschutz und Tourismus gleichermaßen zu entwickeln. Denn bereits heute, lange bevor der Kiesabbau abgeschlossen ist, ist der Freizeitsee ein bedeutsames Naherholungsgebiet für die gesamte Region. Unter anderem wird dieses Jahr der Rundweg um den See fertiggestellt. Auch der Neubau eines Bootshauses ist geplant. Frau Dr. Kirstin Wahler, Leiterin des Fachdienstes Regionalplanung und Naturschutz beim Landkreis Northeim, erläuterte den Ablauf -40 Jahre Seekommission Jubiläumsveranstaltung am Northeimer Freizeitsee.
Die Mitglieder der Northeimer Seekommission laden Jung und Alt an den Freizeitsee nach Northeim ein. Am Freitag, 18 Mai 2018 feiert die Seekommission ihr inzwischen vierzigjähriges Bestehen und hat dafür ein umfassendes Programm auf die Beine gestellt. Um 11:00 Uhr beginnt der sogenannte offizielle Teil mit geplanten Reden u.a. von der Landrätin und anderen Rednern mit Bezug zur Seekommission. Von 13 bis 18 Uhr erwarten die Besucherinnen und Besucher zahlreiche Attraktionen. So bietet beispielsweise die Firma August Oppermann an, mit einer großen Schute - das ist ein besonderer Schiffstyp, der zum Kiestransport eingesetzt wird - über den See in Bereiche zu fahren, die der Öffentlichkeit ansonsten nicht zugänglich sind. Die Bundespolizei fährt Interessierte mit Polizeibooten zu der Schute. Die Tretboote stehen an diesem Nachmittag ebenfalls kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus bieten auch das THW gemeinsam mit der DLRG und die Feuerwehrtaucher kostenlose Seerundfahrten an. Einen Gerüstturm zum Abseilen für Groß und Klein betreut ebenfalls das THW. Fahrradführungen rund um den See bieten die Naturscouts Leinetal an. Ein botanischer Spaziergang entlang des Uferweges, geführt und organisiert von der Kreisnaturschutzbeauftragten Ingrid Müller und ein Vortrag zur Ökologie des Sees vom Seekompetenzzentrum des NLWKN runden das Angebot ab. Speziell für die kleinen Gäste stehen eine Hüpfburg der Johanniter und weitere naturnahe Spiele und Aktivitäten, betreut durch die Naturscouts Leinetal, bereit. Spannende Höhepunkte sind die gemeinsame Einsatzübung des THW und der DLRG sowie eine Vorführung der Feuerwehrtaucher.
Alle Angebote stehen kostenfrei zur Verfügung. Bratwurst und Getränke gibt es für je 50 Cent. Die Einnahmen aus dem Verkauf wird die Firma August Opermann verdoppeln und den Erlös spenden. Den Spendenzweck bestimmt anschließend die Seekommission gemeinsam. Unterstützt wird das Jubiläumsfest durch den Segelclub, der seine Stege und seinen Parkplatz ebenfalls kostenfrei zur Verfügung stellt. Die Seekommission freut sich über zahlreiche Gäste aus nah und fern.
Personen auf dem Titelbild sind, von links nach rechts: Dr. Kirstin Wahler ist Leiterin des Fachdienstes Regionalplanung und Naturschutz beim Landkreis Northeim, Lars Bredemeier ist Bauamtsleiter der Stadt Northeim, Reinhard Nieke ist stellvertretender Geschäftsführer des Leineverbandes, Ralf Buberti ist Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt beim Landkreis Northeim, Ingrid Müller ist ehrenamtliche Kreisnaturschutzbeauftragte, Wilhelm Oppermann ist Geschäftsführer der August Oppermann Vertriebsgesellschaft mbH, Gerd Schröder von der Klosterkammer Hannover und Kurt Koppetsch ebenfalls von der Firma August Oppermann.
Fotos: gs
