Northeim (red). Outdoor-Andacht trifft auf den Sonntagsgottesdienst in der Stadtteilkirche, Pop-up-Hochzeit auf die feierliche Zeremonie im Kirchenschiff und Jahrhunderte alte Kirchenlieder auf Rock, Pop und Jazz. In der Kirche begegnen der Tradition immer häufiger Innovationen. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers betont mit einer neuen musikalischen Aktion ihre tradierte Seite: Jeden Sonntag ein altes Lied, neu vertont von den Ensembles der 140 hauptberuflichen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker der Landeskirche.
Am kommenden Sonntag, 21. April wird die Kurrende St. Sixti unter der Leitung von Kreiskantor Benjamin Dippel das Lied „Gott gab uns Atem, damit wir leben“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 432) auf den Social-Media-Kanälen der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers zu hören sein. Das Lied entstand im Jahr 1982 und wurde von Eckart Bücken gedichtet. Die Melodie stammt aus der Feder von Liedermacher und Pastor Fritz Baltruweit.
Schon im 16. Jahrhundert haben Geistliche einen Liedplan für das ganze Kirchenjahr entwickelt, der für jede Woche ein festes, zu den Lesungen passendes Lied vorsieht. Heute gibt es für alle Sonn- und Festtage zwei Liedvorschläge. Der Landeskirchenmusikdirektor, Hans-Joachim Rolf, erklärt zum Hintergrund: „Viele Wochenlieder gehören zum Kernbestand der Singtradition. Das Singen in einer Gemeinde funktioniert dann gut, wenn die Lieder möglichst vielen Menschen bekannt sind. Dazu braucht es die Wiederholung.“
Dabei bestehen die Wochenlieder nicht nur aus Jahrhunderte alten Klassiker, sondern auch aus Neuen Geistlichen Liedern (NGL), die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufkamen, und popularmusikalisch geprägten Liedern. Die meisten Lieder sind Teil des „Evangelischen Gesangbuchs“ (EG), das im kommenden Jahr ein Jubiläum feiert: 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch. Das Gesangbuch ein Urgestein, das längst nicht mehr alle ehren. Der Landeskirchenmusikdirektor, Hans-Joachim Rolf, fordert darum: „So manche Gemeinde wählt inzwischen andere Liederbücher, und manche neueren Wochenlieder stehen nicht im EG – kein Wunder: Das EG ist fast 30 Jahre alt! Also Zeit für ein neues Gesangbuch sowie weitere digitale Tools, die den Gemeindegesang für Menschen unserer Zeit fördern.“