Northeim (lpd). Anlässlich des „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, welcher jährlich am 25. November stattfindet, sind heute Morgen von Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, der Gleichstellungsbeauftragten Julia Kögler und weiteren Teilnehmenden, u.a. vom Netzwerk „Runder Tisch gegen Häusliche Gewalt“, die Fahnen „Gegen Gewalt an Frauen“ vor dem Kreishaus gehisst worden.

„Gewalt gegen Frauen passiert unabhängig von Bildung, Einkommen, Religion oder Herkunft. Das macht das Thema zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem, das wir nur gemeinsam bewältigen können. Mit der Teilnahme am heutigen Aktionstag möchten wir dazu beitragen, dieses Thema sichtbar zu machen und ein klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen“, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel.

Gewalt gegen Frauen ist dabei auch im Landkreis Northeim ein Thema. Wie in der polizeilichen Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Northeim für das Jahr 2021 dargestellt, sind die Fallzahlen im Bereich Häusliche Gewalt im Vergleich zum Vorjahr um knapp 14 Prozent gestiegen. Zudem hat die BISS-Stelle (Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt im Landkreis Northeim) im Jahr 2021 305 Beratungen durchgeführt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, des Krieges gegen die Ukraine und der aktuellen globalen finanziellen Situation führen zu komplexeren Beratungssituationen und erschweren teilweise die Schutzsuche.

„Frauen, die Opfer von Gewalt sind, brauchen eine sichere Anlaufstelle. Umso wichtiger ist es, dass es seit April 2022 auch im Landkreis Northeim ein Frauenhaus gibt. Dessen Einrichtung ist mir auch persönlich ein wichtiges Anliegen gewesen. Ich bin froh, dass wir von Gewalt betroffenen Frauen nun auf diesem Wege Hilfe anbieten können“, so die Landrätin weiter. „Aber dies ist nur die eine Seite der Medaille. Alle in der Gesellschaft müssen ein Verantwortungsgefühl dafür entwickeln, Gewalt zu erkennen und zu bekämpfen“.

Laut des bundesweiten „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ ist jede dritte Frau mindestens einmal in Ihrem Leben von psychischer und/oder sexueller Gewalt betroffen, rund ein Viertel erleben Gewalt dabei in ihrer Partnerschaft. Zur Partnerschaftsgewalt hat das Bundeskriminalamt kürzlich die Zahlen für das Jahr 2021 veröffentlich. Im direkten Vergleich zum Jahr 2020 ist zwar ein leichter Rückgang der erfassten Fälle zu verzeichnen. Wird jedoch die erfasste Opferzahl der letzten fünf Jahre betrachtet, ergibt sich ein Anstieg von insgesamt 3,4 Prozent. Der überwiegende Anteil von Personen, die Partnerschaftsgewalt erleben, sind mit gut 80 Prozent weiblich.

Auch vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass ausreichend Unterstützung von Bund und Ländern kommt, um von Gewalt betroffene Frauen zu unterstützen, betont Julia Kögler, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Northeim:

„Das Netzwerk Runder Tisch gegen häusliche Gewalt und der Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Northeim fordern eine flächendeckende Umsetzung der Istanbul-Konvention. Die Konvention ist das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Sie wurde im Jahr 2017 in Deutschland ratifiziert. Dazu gehören auch finanzielle Ressourcen vom Bund und Ländern, damit alle Kommunen vor Ort die Möglichkeit haben, feste Strukturen dauerhaft zu etablieren“.

Sind Sie von Gewalt betroffen?

Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" bietet Betroffenen erstmals die Möglichkeit, sich zu jeder Zeit anonym, kompetent, sicher und barrierefrei beraten zu lassen. Qualifizierte Beraterinnen stehen den Hilfesuchenden vertraulich zur Seite und vermitteln sie bei Bedarf an Unterstützungsangebote vor Ort, etwa an eine Frauenberatungsstelle oder ein Frauenhaus in der Nähe. Barrierefreiheit und Mehrsprachigkeit sichern den Zugang für Frauen mit Behinderung und geringen Deutschkenntnissen. Auch Angehörigen, Freundinnen und Freunden sowie Fachkräften steht das Hilfetelefon für Fragen und Informationen zur Verfügung. Das Hilfetelefon ist unter der Nummer 08000 116 016 rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr kostenfrei erreichbar.

Informationen zu Unterstützungsangeboten des Landkreises Northeim, wie zur Beratungsstelle Häusliche Gewalt und zum Frauenhaus, finden Sie unter www.landkreis-northeim.de/biss

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