Northeim (lpd). Auf dem Land von A nach B zu gelangen, wird so manches Mal zur Herausforderung. Eine simple Idee kommt dabei nun zur Hilfe. "Eine Arbeitsgruppe aus der Dorfregion "Wir im Rhumetal" hat die Idee der Mitfahrbänke erstmals ins Spiel gebracht und schnell gemerkt, dass diese über die Gemeindegrenzen gedacht werden muss", so Harald Möhle aus Katlenburg-Lindau, Mitglied der Projektgruppe. Sieben Kommunen im Landkreis Northeim (Bad Gandersheim, Bodenfelde, Hardegsen, Katlenburg-Lindau, Moringen, Nörten-Hardenberg und Uslar) haben sich zusammengeschlossen und das Kooperationsprojekt "Mitfahrbänke" gestartet. Sie haben gemeinsam Kriterien und konkrete Standorte sowie das Aussehen der Bänke abgestimmt. Insgesamt 83 Mitfahrerbänke bieten im Landkreis Mitfahrern nun eine weitere Mobilitätsoption.
So funktioniert die Nutzung: Personen, die mitgenommen werden möchten, setzen sich auf die Bank, markieren auf einem Schild, in welche Richtung es gehen soll, und warten bis ein Autofahrer anhält. Sie stimmen sich kurz zu Fahrtziel und dem Verhalten zu Abstand und Hygiene ab und gehen auf gemeinsame Fahrt. Die Beteiligten empfehlen nur Erwachsenen die Mitfahrerbank zu nutzen.
Am Montag, den 2. Mai 2022 haben die Projektgruppe mit den beteiligten Kommunen die Mitfahrbänke exemplarisch in Fredelsloh (Stadt Moringen) eingeweiht. Direkt vor Einweihung der Mitfahrbank konnten die Anwesenden bereits sehen, wie eine erste Person mitgenommen wurde. "Das wirkt fast wie bestellt, zeigt aber, dass wir genau den richtigen Nerv getroffen haben" so Heike Müller-Otte, Bürgermeisterin der Stadt Moringen.
Die Bänke stehen an stark besuchten Orten, an viel befahrenen Straßen und sind weithin gut sichtbar. Sie sind teilweise in unmittelbarer Nähe der Bushaltestellen aufgebaut und sollen den ÖPNV ergänzen, besonders in Zeiten einer fehlenden Bedienung. Das Haltestellenhäuschen dient zudem als Witterungsschutz. Aufgrund der Kooperation der Städte und Gemeinden gibt es zu fast jeder Bank eine Gegenbank.
Die Bildung von Fahrgemeinschaften erfolgt freiwillig und auf eigene Gefahr. Es werden also keine Gebühren erhoben. Im seltenen Falle eines Unfalls sind die Mitfahrenden automatisch über die Haft-pflichtversicherung des Unfallverursachers abgesichert. Personen können sich auf Wunsch bei den Kommunen registrieren lassen und erhalten eine Visitenkarte, die Sie beim Mitfahren vorzeigen können. Das Projekt zeigt wunderbar, wie man durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Mobilität stärken kann. Denn, nur wenn es eine Gegenbank am Ziel gibt, ist die Rückfahrt gesichert. Nehmen Sie wartende Personen mit, vielleicht ergibt sich der ein oder andere Plausch. Es war nie so einfach, anderen eine Freude zu machen" so Regionalmanager Julian David von der LEADER-Region. Das Projekt umfasst Kosten von ca. 75.000 €. 60 % davon wurden aus dem EU-Programm LEADER gefördert, weitere 10 % hat der Landkreis Northeim finanziert. Die verbleibenden Kosten haben die Kommunen selbst getragen.
"Weitere Kommunen können gerne dem Netz an Mitfahrbänken beitreten und weitere Bänke aufstellen" so Uwe Ahrens, Bürgermeister Katlenburg-Lindau und stellvertretender Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe der LEADER-Region Harzweserland.
"Das Projekt unterstützt die Mobilität im ländlichen Raum und soll den Busverkehr ergänzen" so Torsten Bauer, Bürgermeister der Stadt Uslar. Außerdem stärken die Mitfahrbänke das soziale Miteinander und schonen so nebenbei das Klima. Das Projekt wird durch die LEADER-Region Harzweserland gefördert sowie das Regionalmanagement koordiniert und gemeinsam beworben.
Eine öffentliche Einweihung erfolgt, sobald die Rahmenbedingungen dies ermöglichen. Interessierte können schon jetzt die Mitfahrbänke nutzen. Eine Übersicht der Bänke erhalten Sie unter www.harzweserland.de/mitfahrerbank
Foto: lpd