Northeim. Nach Jahren habe ich wieder den Weg in meine Geburts- und Heimatstadt Northeim gefunden. Vor wenigen Monaten wäre mir das wohl nicht in den Sinn gekommen. So musste erst ein kirchlicher Anlass in der St. Sixti Kirche zu Northeim den Anstoss geben, mich wieder für meine Stadt zu interessieren. So bin ich auf Entdeckungsreise gegangen. Ich schaute mir jeden Winkel dieser Stadt an, nahm Kontakt zu ehemaligen Schulkollegen und auch zur Politik auf. Die Neugier hatte mich fest im Griff.
Das Ergebnis ist, dass sich sehr viel in dieser Stadt verändert hat. Nicht alles ist positiv. Kommt man mit Einwohnern aus den Ortsteilen in Kontakt, so scheinen diese sehr zufrieden zu sein. Man schwört auf die Dorfgemeinschaft, auf die gemeinsamen Feste und ein vielseitiges Vereinsleben. Kommt das Gespräch auf die Kernstadt, fällt das Urteil schon weniger positiv aus. Die Kritik ähnelt der der Kernstädter, wenn auch ungleich gewichtet. So missfallen den Einwohnern die Leerstände an Geschäftslokalitäten, die Sauberkeit in der Stadt, das mangelhafte Angebot und die verlorengegangene Attraktivität.
Fragt man die Jugend, so reicht deren Reaktion vom resignierenden Kopfschütteln bis hin zu einer begrenzten Akzeptanz, so man engagiert ist. Bezüglich des Angebotsfaktors hat man sich ja sowieso schon in Richtung Göttingen orientiert.
Zusammengefasst wünschen sich die Bürger, dass sich was verändert, was tut, um wieder Vertrauen in die Politik zu gewinnen. Eigentlich müssten diese Forderungen beim Rat der Stadt und Bürgermeister angekommen sein. So lesen sich die Wahlprogramme der im Rat vertretenen grossen Parteien zu den letzten Kommunalwahlen fast gleich. Alle wollen ein zukunftsorientiertes Northeim.
Der Rat der Stadt ist nicht untätig geblieben. Fördermittel zur Stadtsanierung konnten erlangt werden und über ein externes Unternehmen soll nun herausgefunden werden, wie man dem wachsenden Leerstand von Geschäften und anderer Lokalitäten beikommen will. Es tut sich schon was in Northeim, aber glauben die Bürger dieser Stadt noch daran, dass sich was verändert. Schaut man in die Gesichter der Menschen und lauscht ihren Gesprächen, so werden eher Zweifel deutlich. Die Querelen zwischen dem Bürgermeister, der Verwaltung und dem Rat tragen auch nicht gerade zur Vertrauensbildung bei. Derzeit scheint dieses Thema wichtiger geworden zu sein, als das, was Northeim wirklich weiter bringt.
Ein kürzlicher Geldsegen von ca 40 Millionen €, soll mithelfen, die Schulden der Stadt abzubauen. Gleichzeitig wurde die Stadt aber verpflichtet, einen Sparhaushalt zu führen. Der Handlungsspielraum ist also trotz aller Zukunftsvorhaben sehr schmal. Es werden also Sparpakete geschnürt werden müssen, die sozialverträglich sein sollten, aber trotzdem alle Zukunftsbemühungen nicht zunichte machen. Ein nicht einfaches Unterfangen, was nur im Konsens mit den Parteien zu erreichen ist.
In einer solchen Phase der Haushaltskonsolidierung ist kein Platz für Einzelinteressen und Begehrlichkeiten, die nicht zwingend sind, es sei denn, diese dienten dem gemeinsamen Ziel, Northeim zukunftsfähig zu machen.
Um die Einnahmen der Stadt zu steigern, braucht es eine Wirtschaftspolitik, welche Unternehmer ermuntert in Northeim zu investieren und sie nicht abschreckt. Da ist nicht nur der Rat gefragt, sondern auch Grundbesitzer und Eigentümer von Gewerbeimmobilien. Die Preise für Grundstücke und Mieten müssen für einen Investor vertretbar bleiben.
Identifiziert sich die Jugend noch mit Northeim? Ist sie in Sportvereinen aktiv tätig oder anderweitig engagiert, dann zum Teil ja, aber den Funfaktor sucht man sich anderswo. Darüber können auch die Festivitäten auf dem Münsterplatz nicht hinwegtäuschen. Fazit: Es bleibt zu wünschen, dass das Projekt Northeim gelingt und man wieder stolz auf seine Stadt ist, wo alle Alt und Jung ihren Platz gefunden haben. Das Potential - Wieterturm, Seenplatte Campingplatz, Theater der Nacht, 3. Bundesliga im Handball, mit Eintracht Northeim, einen wiedererstarkten Fussballverein und eine interessanten Altstadt - ist vorhanden. Machen wir was draus.
Foto: hakö