Berlin/Northeim (red). Eine Demokratie steht und fällt mit dem Engagement ihrer Bürger – in diesem Punkt sind sich Dr. Roy Kühne, CDU-Bundestagsabgeordneter, und Prof. Dr. Norbert Lammert, ehemaliger Bundestagspräsident und Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, einig. Im Northeimer Autohaus Becker-Tiemann waren am Montagabend alle 100 Plätze für den Vortrag von Lammert zum Thema „Demokratie braucht Demokraten“ vergeben.
Anschließend stellten sich Kühne und Lammert den Fragen aus dem Publikum. Besonderes Augenmerkt legte Lammert auf die Annahme, Demokratie sei für eine aufgeklärte Gesellschaft selbstverständlich. Dies sei jedoch nur für fünf Prozent der Weltbevölkerung zutreffend. „Wenn wir über Demokratie reden, sprechen wir nicht über den Normalfall oder eine Selbstverständlichkeit. Eine Demokratie steht und fällt mit dem Engagement ihrer Bürger.“ Hinzu käme, dass demokratische Werte wie Gewaltenteilung, eine unabhängige Justiz oder Presse- und Wissenschaftsfreiheit zunehmend Auflösungserscheinungen zum Opfer fallen. Demokratische Staaten stehen vor der Herausforderung, die Freiheit des Individuums mit dem Wohl der Gemeinschaft zu vereinen.
Die anschließende Diskussionsrunde zeigte deutlich, dass Parteien für den Erhalt der Demokratie unerlässlich sind und ihren Wählern Identifikationspotential bieten müssen. Dazu sagt Kühne: „Norbert Lammerts Buch ‚Demokratie braucht Demokraten‘ trifft bereits im Titel den Nagel auf den Kopf. Sich politisch zu engagieren bedeutet immer auch, für die Sache diskutieren, auch streiten zu müssen. Den damit verbundenen Gegenwind, gerade auch in den sozialen Netzwerken aushalten zu müssen, ist nicht immer leicht, dieses Engagement für unsere Demokratie aber unerlässlich. Deshalb danke ich allen, die sich ehrenamtlich in unserer Region politisch engagieren.“
Lammert gab den Besuchern mit auf den Weg, bei jeder Wahl zu hinterfragen, in welche Partei sie ihre Stimme investieren wollen. Denn, und so hat es der US-amerikanische Präsident Barack Obama geäußert, die Demokratie ist immer dann am meisten gefährdet, wenn die Menschen anfangen, sie für selbstverständlich zu halten. „Demokratie stirbt nicht durch ausreichendes Engagement von Demokraten, sondern durch Populisten, die durch legitimierte Wahlen dieses System zum Einsturz bringen.“
Die Verpflegung der Gäste mit Gegrilltem und Getränken hat am Abend unter anderem der Northeimer Kreisverband des Kinderschutzbundes um Stephan Bokelmann übernommen. Der Erlös kommt der Arbeit des Verbandes zugute.
Foto: Kühne