Northeim (lpd). Neben den vielen Betrieben im Landkreis Northeim ist es Landrätin Astrid Klinkert-Kittel auch wichtig, die sozialen Einrichtungen im Kreisgebiet kennenzulernen. Deshalb war sie im Rahmen ihrer Unternehmensbesuche auch im Alten- und Pflegeheim der Inneren Mission e.V. zu Gast.
Insgesamt 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich dort um das Wohlergehen der Bewohnerinnen und Bewohner. Diese teilen sich auf in das Pflegeteam, den Wäscheservice, die Technikabteilung, das Küchenteam und die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie den Sozial Begleitenden Dienst.
2012 wurde der Neubau in Betrieb genommen und an das Haus angeschlossen. Damit wurde Platz für 52 zusätzliche Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen, insgesamt bietet die Innere Mission e.V. jetzt 160 Plätze an. Obwohl es sogenannte Wohnbereiche gibt, bewegen sich die Bewohnerinnen und Bewohner im Haus frei und können selbst entscheiden, wo sie beispielsweise ihr Mittagessen zu sich nehmen wollen, ob sie an den Gottesdiensten teilnehmen und welche Freizeitangebote sie nutzen.
Von Kochkursen über Tablet-Gruppen bis hin zu Männerstammtischen gibt es ein breites Angebot. Dadurch aber auch einen erhöhten Bedarf an ungefähr zwölf ehrenamtlichen Begleitern, die dem Alten- und Pflegeheim als feste Größe zur Verfügung stehen. Nur mit dieser Hilfe sind Ausflüge, Festlichkeiten oder der Transfer der Bewohner umsetzbar. Eine Ausbildung zum Seniorenbegleiter und andere interessante Weiterbildungen rund um das Thema Altenpflege bietet zum Beispiel die Kreisvolkshochschule Northeim an. Freiwillige und Interessierte können sich jederzeit bei der Inneren Mission melden.
Zum Angebot gehören auch zwei beschützte Gruppen für an Demenz erkrankte Bewohnerinnen und Bewohner mit derzeit 34 Plätzen.
Robert Wehr ist seit 2002 der verantwortliche Einrichtungsleiter. In seinen Augen bedarf es einer gewissen Konstanz und verlässlicher Größen, um Konzepte entwickeln, vorstellen, umsetzen und vollenden zu können. Das Konzept der Inneren Mission e.V. ist bei dem Besuch der Landrätin erkennbar. „Wir möchten unseren Bewohnerinnen und Bewohnern einen Ort bieten, an dem sie ankommen und bis zum Schluss bleiben dürfen“, erklärt Robert Wehr im Gespräch. Auch deshalb beschäftigt das Alten- und Pflegeheim eine Palliativfachkraft und schult die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Hinsicht.
Landrätin Astrid Klinkert-Kittel erfragt im Gespräch die Auslastung der vorhandenen Zimmer und erkundigt sich nach vorhandener Fläche für mögliche Erweiterungen. „Der Vorstand des Vereins trägt unsere Ideen mit und unterstützt Veränderungen, Überschüsse fließen fortwährend in das Haus zurück“, so Robert Wehr. „Größere Investitionen und Erweiterungen sind allerdings nicht mit alleiniger Kraft zu stemmen, dafür werden Zuschüsse benötigt.“ Die Pflegereform könnte seiner Einschätzung nach zu einem Trend in Richtung der ambulanten Pflege führen, so dass die älteren Menschen erst später vollstationär aufgenommen werden müssen.
Robert Wehr fordert, die Bezahlung in der Altenpflege an die der Krankenpflege anzupassen. Dieser Unterschied sei auch ein Grund, warum es schwierig ist Personal zu finden, so der Einrichtungsleiter. Ob die zukünftige gemeinsame Ausbildung dieser Berufe zu einer Verbesserung beitragen kann, können Robert Wehr und Landrätin Astrid Klinkert Kittel nicht abschließend beurteilen.
Helga Schäfer hat dem Gespräch zwischen Einrichtungsleitung und Landrätin beigewohnt. „Wir fühlen uns hier wohl und ernst genommen“, gibt die Bewohnerin an. Sie ist auch Mitglied in der Bewohnervertretung. Überhaupt spielt die Mitbestimmung der Bewohnerinnen und Bewohner eine große Rolle. So kommt die Bewohnervertretung nicht nur einmal im Monat mit der Einrichtungsleitung zusammen, um aktuelle Themen zu besprechen. Sie entwickeln zum Teil auch die angebotenen Fahrten, Begrüßen die neuen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner und bearbeiten weitere Aufgabengebiete. Die Bewohnervertretung ist für zwei Jahre gewählt und besteht aus sieben Personen. Dabei ist allen Akteuren Transparenz besonders wichtig.
Es ist Teil der Philosophie des Hauses, Offenheit und Großzügigkeit zu leben. „Wir sehen uns eher als ein Hotel zum Bleiben, nicht als Seniorenheim“, gibt Robert Wehr an. Auch aus diesem Grund gebe es beispielsweise keine Hausordnung. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel begrüßt das: „Regeln haben etwas endgültiges und schränken Spielräume ein. Hinzu kommt, dass Regeln das Reden nicht ersetzen. Innovative Ansätze sind starren Konturen deshalb teilweise vorzuziehen.“
Mit einem Rundgang durch das Haus ging das Gespräch bei der Inneren Mission e.V. zu Ende. Landrätin Astrid Klinkert Kittel bedankte sich für die Einladung zum Gespräch. „Hier spürt man, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter großes Engagement zeigen“, merkte sie beim Abschied an.
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