Teistungen (red). Am 11. Mai lädt das Grenzlandmuseum Eichsfeld zur Buchvorstellung „Jenseits der Städte. Der Volksaufstand vom Juni 1953 in der DDR“ mit dem Historiker Dr. Jens Schöne ein.
Bei dem Volksaufstand in der DDR 1953 gingen mehr als eine Millionen Menschen an mehr als 700 Orten auf die Straße, um für ihre Rechte zu demonstrieren und ihre Unzufriedenheit mit dem politischen System zum Ausdruck zu bringen. Nur das Eingreifen der sowjetischen Besatzungstruppen verhinderte das Ende des Regimes. Mehr als 1.000 Menschen wurden verhaften, über 50 Menschen starben. Der 17. Juni ist eine wichtige Wegmarke der deutschen Demokratiegeschichte.
Der Historiker und stv. Berliner Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Jens Schöne beleuchtet in seiner gerade erschienenen Publikation die Geschehnisse, die zum Aufstand führten und weitet dabei den Blick auf die ländlichen Räume. Bisher wird der Beginn des Aufstands auf den 16./17. Juni 1953 datiert und in Berlin verortet. Dabei war die Rebellion in den Dörfern und kleinen Städten zu dem Zeitpunkt längst im Gange. In seiner Analyse verdeutlicht Jens Schöne, dass dieser Teil des Volksaufstands kaum bekannt ist und auch verschwiegen worden ist.
Der Volksaufstand in der DDR war zugleich der erste Aufstand gegen die kommunistischen Regime in Ostmitteleuropa. Drei Jahre später, 1956, gingen die Menschen in Polen und in Ungarn auf die Straße, auch diese Aufstände wurden militärisch beendet. Das gleiche geschah 1968 mit der Reformbewegung des „Prager Frühlings“ in der damaligen Tschechoslowakei. 1981 wurde das Kriegsrecht in Polen verhängt, um die unabhängige Gewerkschaftsbewegung „Solidarnosc“ zu verhindern.
Zum Referenten: Dr. Jens Schöne, geb. 1970, ist Stellvertretender Berliner Landesbeauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universität in Berlin. Jens Schöne hat zahlreiche Publikationen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der DDR veröffentlich u.a. zur Kollektivierung der Landwirtschaft und zum Volksaufstand in der DDR 1953. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und dem Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur statt. Der Eintritt ist frei.
Foto: LpBTh