Uslar/Niedersachsen (red). Von dieser historischen Mitgliederversammlung wird man im Albert-Schweitzer-Familienwerk noch länger sprechen. Denn zum einen fand der Gremientag mit gleich drei Sitzungen im epochalen 60. Jahr des Bestehens des gemeinnützigen Vereins statt. Ehrungen, aktuelle Entwicklungen, Berichte, historische Betrachtungen sowie die emotionale Würdigung des Gründers Hans-A. Kampmann und des Namensgebers Albert Schweitzer waren ebenso bedeutsam, wie zum Anderen die Weichenstellung für die Zukunft: Der ehrenamtliche Vorstand mit Dr. Omar Mahjoub (Hannover) an der Spitze und Dr. Matthias Wilkening (Sehnde), Wilfried Lorenz (Bad Pyrmont) und Angela Schürzeberg (Holenberg) wird zum 01. Juli 2022 nach jahrzehntelanger Vereinsführung die Verantwortung in jüngere Hände geben.
Die aktuellen Geschäftsführer Martin Kupper und Astrid Walter sind ab diesem Zeitpunkt zum hauptamtlichen Vorstand bestellt. Die notwendige Satzungsänderung wurde bereits im Juni beschlossen.
Zahlen und Berichte standen im Folgenden im Mittelpunkt des Geschehens. Eine solide Haushaltsplanung für konnte Geschäftsführerin Astrid Walter für das Jahr 2022 vorstellen. Die Umsätze werden bei 52 Millionen Euro liegen. Dabei steht die Stärkung der Einrichtungen in ganz Niedersachsen im Mittelpunkt. Insgesamt will der Verein rund 4 Millionen Euro an seinen elf Standorten in Niedersachsen investieren.
Die größten Positionen sind 1.185.000 € im Therapeutikum Holzminden, 888.000 € im Seniorenzentrum Uslar und 366.000 € in der Altenhilfe Bleckede. Bei den Wegbegleitern in Südniedersachsen werden 252.000 € investiert und 423.000 € in der Behinderten- und Jugendhilfe Hermannsburg . 301.000 € sind als Investition im Kinderdorf in Alt Garge und 429.000 € im Kinderdorf Uslar vorgesehen.
Die größte Investition geht an die rund 950 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn dreiviertel oder 74 Prozent des Budgets sind Personalkosten. Martin Kupper bestätigt: „Und das ist auch gut so. Wir haben in den vergangenen drei Jahren mit einer insgesamt 11 prozentigen Steigerung der Gehälter das Niveau des öffentlichen Dienstes erreicht und die Belegschaften zusätzlich mit Corona-Prämien als kleinen Ausgleich für großartige Leistungen belohnt.“
Berichte aus den Einrichtungen in Niedersachsen
Den traditionellen Höhepunkt bilden beim Jahrestreffen die bewegenden Berichte der acht Einrichtungsleiterinnen und Einrichtungsleiter. Erfreulicherweise hat sich das Albert-Schweitzer-Familienwerk insgesamt schnell und gut auf die pandemische Lage eingestellt und kann mit Stolz auf eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Vereinsgeschehens blicken. Eine deutliche Bremse aber - das wurde allem Berichten deutlich - ist weiterhin der stark spürbare Fachkräftemangel
In der Jugendhilfe steigt der Bedarf kontinuierlich an. Fehlendes Personal zwingt die Einrichtungen jedoch, das Angebot zurückzuschrauben. Ganz ähnlich verhält es sich in der Altenhilfe. An eine Ausweitung des Pflegeangebots ist unter den personellen Umständen nicht zu denken. Denn die Qualität der Pflege und Betreuung stehen an allererster Stelle.
Danke an die Belegschaften
Alle Berichte schließen mit einem Lob und ganz viel Anerkennung an die Belegschaften an allen Standorten. Geschäftsführerin Astrid Walter: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten gerade unter dem Zeichen der Pandemie großartiges. Manche gehen bis an ihre Leistungsgrenzen und sogar ein Stückchen darüber hinaus. Im Namen der uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen, alten, kranken, und behinderten Menschen können wir ihnen gar nicht genug danken für den herausragenden Einsatz.“
Wahlen in das Kuratorium
Kontinuität herrschte auch bei den Wahlen. Sabine Tippelt, MdL (Delligsen), Torsten Bauer (Uslar), Hans-Dirk Richter (Dassendorf), Dr. Franc Pfahl (Göttingen) und Rainer Kamphus (Hannover) wurden erneut für fünf Jahre in das Kuratorium gewählt.
Ehrungen
Drei Mitglieder sind seit der Vereinsgründung im Jahr 1961auch heute noch dabei. Mit einer besonderen Ehrung bedankt sich das Familienwerk bei den wertvollen Förderern der ersten Stunde. Coronabedingt wurden die Gratulationen mit einer Urkunde und einem Blumenstrauß persönlich nach Hause gebracht. 60 Jahre fördern Margarete Obermann, (Uslar-Schönhagen), Herwig Liebsch (Uslar) und die Firma Schröder Fahrzeugtechnik GmbH (Wiesmor).
Ein Rückblick nach vorn - 60 Jahre Vereinsgeschichte
Welche Hürden der Verein in 60 Jahren Vereinsgeschichte zu meistern hatte, welche Gelegenheiten ergriffen wurden und auf welch einzigartige Weise sich ein einzelnes Kinderdorf im beschaulichen Städtchen Uslar in Südniedersachsen zu einer Institution mit zahlreichen Angeboten in den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe, der Behinderten- und Altenhilfe sowie als Anlaufstelle für psychisch erkrankte Kinder und Erwachsene an insgesamt elf niedersächsischen Standorten entwickeln konnte, das zeigten Geschäftsführer Martin Kupper und Marketingleiter Jörg Grabowsky mit einem ebenso lockeren wie amüsanten Vortrag. In einer spannenden Zeitreise wurden die Gäste mit bekannten Schlagzeilen in die Jahrzehnte entführt. Sodann pointierten die Beiden die Meilensteine des Familienwerks im historischen Kontext. Die weltweite Pandemie und vor allem der Fachkräftemangel, sind nur zwei von vielen Herausforderungen in der Gegenwart. Nach sieben Stunden mit drei ereignisreichen Sitzungen endete ein Marathon-Gremientag im festlich herausgeputzten Forum des Gymnasiums. Konzentriert und souverän führte der Vorsitzende des Kuratoriums, Karl-Heinz Driehorst (Uslar) durch die beiden Sitzungen des Kuratoriums und die Mitgliederversammlung. Bestens versorgt wurden die Tagungsteilnehmer vom Gasthaus Johanning und vom SC Schoningen. Trotz der Kälte im Forum (die Steuerung der Heizung war defekt) hielten alle weitgereisten Gäste vom Solling bis nach Hamburg bis zum Schluss aus. Das Albert-Schweitzer-Familienwerk erwies sich einmal mehr als guter Gastgeber im Solling. Die perfekte Versorgung, das schöne Ambiente und spannende Themen sorgten für eine gute Stimmung und eine gute Atmosphäre.
Foto: Albert-Schweitzer-Familienwerk e. V.