Landkreis Göttingen/Landkreis Northeim (red). Eine gemischte Bilanz ziehen Agentur für Arbeit Göttingen und die beiden großen Kammern IHK und HWK für das zurückliegende Berufsberatungsjahr. Zwar gehen beide Kammern von einem Plus bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen aus. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen wie der gemeldeten Lehrstellenbewerber ist allerdings noch nicht wieder auf dem Niveau der pandemiefreien Vorjahre angekommen. Die Agentur für Arbeit sieht hierfür coronabedingte wie pandemieunabhängige Ursachen.

Während der Arbeitsmarkt in der Region im Oktober nahezu wieder das Vor-Corona-Niveau erreichte, sind die Auswirkungen der Pandemie auf den Ausbildungsmarkt auch im zweiten Jahr noch spürbar. Dabei ist sowohl die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplatzbewerber wie auch die der gemeldeten Lehrstellen gegenüber dem ersten Corona-Jahr stabil geblieben. Beide Werte liegen jedoch deutlich unter denen des Jahres 2018/19. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen übersteigt seit dem Ausbildungsjahr 2015/16 bereits die Zahl der gemeldeten Bewerber. Das ist erfreulicherweise trotz der pandemiebedingten besonderen Belastungssituation vieler Betriebe auch im zurückliegenden Ausbildungsjahr der Fall. Eine der großen Herausforderungen jedoch ist - unabhängig vom Pandemiegeschehen - das ungleich verteilte Interesse der Ausbildungsuchenden an den verschiedenen Berufen. In vielen Bereichen gibt es mehr Bewerber als Lehrstellen. Und es gibt Berufe, die kaum junge Menschen zu interessierten scheinen – oder die vielen gar nicht bekannt sind.

„Die umfassende Information über die Vielzahl der Berufe ist extrem wichtig, um junge Menschen auch für Ausbildungen und die damit verbundenen Karrierechancen zu interessieren, die nicht zu den Top Ten der nachgefragten Berufe gehören. Denn nahezu alle Branchen und Berufe brauchen Fachkräfte, und zwar auch jenseits der weiterhin stark nachgefragten kaufmännischen Berufe“, so Klaudia Silbermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Göttingen.

„Gerade die Berufsorientierung ist in der Pandemie insgesamt jedoch zwangsläufig zu kurz gekommen, denn vieles war nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich: Unsere Berufsberaterinnen und -berater konnten aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht in die Schulen; wichtige Veranstaltungen, wie etwa der Göttinger Berufsinformationstag oder der Northeimer BerufsInfoMarkt sind ausgefallen; und auch betriebliche Praktika sind weitestgehend ausgefallen. Mit neuen Angeboten wie Video- und Telefonberatungen, Veranstaltungsformaten via Skype, Apps und ähnlichem haben alle Partner am Ausbildungsmarkt, seien es Kammern, Verbände, Institutionen, die Agentur für Arbeit oder auch Betriebe auf diese Situation reagiert. Da hat es in den Formaten der Berufsorientierung und -beratung sicherlich einen ordentlichen Innovationsschub gegeben. Aber trotz aller Bemühungen und aller Kreativität konnten sicherlich nicht alle Jugendlichen mit Orientierungs- und Beratungsbedarf erreicht werden“, so die Agenturchefin.

Um möglichst allen jungen Menschen Perspektiven zu eröffnen, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, hält die Agentur für Arbeit verschiedenste Angebote bereit, angefangen von intensiven Beratungsgesprächen bis hin zur Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen. Für junge Menschen, die nach der Schulkarriere Nachholbedarf in Sachen Berufsorientierung haben, bietet die Agentur für Arbeit unter anderem die Möglichkeit, im Rahmen einer Berufsvorbereitenden Maßnahme (BvB) die eigenen Stärken zu erkunden und in verschiedene Berufsfelder hineinzuschnuppern.

Diese Aufgabe übernehmen Bildungsträger an den Standorten Göttingen, Northeim, Einbeck und Osterode. Die Bildungsträger unterstützen auch bei der Ausbildungsplatzsuche und bieten Unterricht in Lernfeldern, die für die spätere Ausbildung relevant sind. Jugendliche ohne Hauptschulabschluss haben die Möglichkeit, diesen im Rahmen der BvB nachzuholen. Die BvB kann auch von jungen Menschen besucht werden, die sich nach einem Ausbildungs- oder Studienabbruch neu orientieren möchten. Begleitet wird die Teilnahme durch die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agentur für Arbeit.

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