Northeim (hakö). Der Lichterglanz am Mühlentor und in der "Shoppingmeile" Mühlenstraße dürfte die Amtsstuben am Scharnhorstplatz erreicht haben und zu hellwachem Handeln in 2022 aufgefordert haben. Der Wunschkatalog wächst von Jahr zu Jahr. In den Tagen um den Jahreswechsel äußerten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zur Situation der Stadt Northeim mit Blick auf das neue Jahr. Nicht nur der Wunsch nach Normalität, nach einer erfolgreichen Bekämpfung der Pandemie, machte sich breit, sondern auch die Bitte an Verwaltung und Politik, stets den Menschen im Mittelpunkt jeglichen Handelns zu sehen und dabei immer auch den Wohnwert der Stadt im Auge zu behalten. Tief enttäuscht zeigte sich zum Beispiel angeblich die DLRG am großen Freizeitsee. Die Stadt hat Jet-Ski-Rennen untersagt. Ein Freizeitspektakel, das Publikum landesweit anzog und jetzt verboten wurde. Derartige Motorsportveranstaltungen passen nicht, so heißt es, zum angestrebten Natur- und Erholungscharakter des Gebietes. Vor Jahren hagelte es Proteste von Anwohnern am Sultmer. Sie fühlten sich gestört vom lauten Trommelwirbel der Paddler. Wo in anderen Regionen an Südhanglagen köstlicher Wein wächst, machen sich, so scheint es, Wut und Zorn über angebliche Lärmbelästigungen auf der Seenplatte breit. Haben Seefeste mit Musik von Bands, "Weiße Nächte" auf den Seeterrassen mit ausgelassenen Tanzeinlagen, Triathlon-Events mit gerade auch von Landessportverbänden hoch gelobten Bedingungen in Northeim, einst stolze Kreisstadt, überhaupt noch eine Chance? Die Seenplatte macht derzeit einen eher erbärmlichen Eindruck, mit teilweise Giftalgen, eine Wasserpest, die nicht bekämpft wird und dann auch noch das Fehlen der dringend notwendigen Lärmschutzwände an der A7. Was ist, wenn zum Beispiel ein Gefahrguttransporter über die Leitplanken rutschen würde und direkt auf der Badewiese landet? Es fehlt an klaren Konzepten seitens der Seekommission für das einst so beliebte "Auge des Landkreises", die Northeimer Seenplatte. Wo bleibt der sanfte Tourismus, in Anlehnung an den Seeburger See im benachbarten Eichsfeld?
Dann die vehemente Forderung der CDU im Rat, ein Freibad zu schließen, entweder das Northeimer Bergbad oder das Freibad im Ortsteil Sudheim. Das bringt Unverständnis in breiten Teilen der Bevölkerung. "Wo sollen zum Beispiel unsere Kinder das Schwimmen lernen?", heißt es immer wieder mit Kopfschütteln über mangelnde Weitsicht der Politik und fehlendes Verantwortungsbewußtseins. In heller Erinnerung sind bei manch einem Bürger noch die internationalen Moto-Cross-Rennen des 1966 gegründeten Rallye-Touring Club / RTC Northeim auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände am Sultmer, oberhalb von Langenholtenden, bis das Event mit begeisterten Akteuren und Zuschauern aus nah und fern von Stadt und Landkreis verboten wurde, angeblich auch wegen seltenen Pflanzenbewuchs auf der Rennstrecke. Der "Große Preis von Deutschland" war das Motorsportereignis des Jahres 1992 schlechthin in Norddeutschland mit immerhin über 15.000 Zuschauern. Was kann Northeim noch bieten? Gehört die Waldbühne der Vergangenheit an mit den Auftritten bekannter Stars, unter anderem auch Roland Kaiser? Die in Deutschland zu den schönsten Open-Air-Eventbühnen zählende Waldbühne scheint dem benachbarten Hotel ein Dorn im Auge. Am liebsten würde man sie abreißen und Parkplätze für Gäste bauen. Bürger und Kulturschaffende erwarten ein klares Bekenntnis der Stadt Northeim "pro Waldbühne". Was fehlt, sind ohnehin "Musiktempel" für die Jugend dieser Stadt. Zu hören sind immer wieder Hinweise in diese Richtung: "Wir brauchen dringend Angebote!" Natürlich sind die ständig wachsenden Leerstände quer durch die Innenstadt ein großes Übel. Hoffnung macht die Forderung von Northeims Ratsvorsitzenden Berthold Ernst (SPD), dass die historische Northeimer Altstadt auf die Landesliste wertvoller Orte kommen soll: "Kulturelles Sachgut!" Die breite Öffentlichkeit hat diesen Vorstoß begrüßt: "Was man liebt, hält man fest", sang einst der Franzose Sacha Distel. Wie recht er hat. Positive Zeichen sind der Umbau des Münsterplatzes und der Neubau der Sporthalle am Schuhwall. Hoffnung machen gerade auch die neuen, jungen Ratsmitglieder, mit neuen Ideen für Furore über die Stadtgrenzen zum Wohle der Kreisstadt zu sorgen, die den Zeitgeist entsprechen, in Konkurrenz zu Einbeck und zum boomenden Göttingen. Northeim liegt so ideal im Fadenkreuz alter Handelswege: Nord-Süd/Ost-West. Das sollte auch die Wirtschaftsförderung zu vermarkten wissen.
Foto: Hartmut Kölling