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Freitag, 10. Januar 2025 Mediadaten
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Landkreis Northeim (red). „Wenn ein Mitarbeiter der Erziehungsberatung nur ein Kind in einem Jahr vor einem langandauernden Heimaufenthalt bewahrt, hat er – alle Konsequenzen eingerechnet – die Kosten für den eigenen Arbeitsplatz schon fast eingespart.“ (Der Landkreis Northeim stellt sich vor, Bildband von 1980, Seite 95)

Das Angebot der Erziehungsberatung basiert auf dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) § 28. Darin sieht der Gesetzgeber vor, dass all denen, die zu einer Familie gehören, Erziehungsberatung zur Verfügung stehen muss, wenn diese gebraucht und gewünscht wird. So können sich nicht nur erwachsene Bezugspersonen, sondern auch Kinder und Jugendliche, mit ihren Anliegen direkt an eine Beratungsstelle wenden. Das Angebot steht niedrigschwellig und somit freiwillig und kostenfrei zur Verfügung und alle Mitarbeiter*innen unterliegen nach §203 StgB der Schweigepflicht.

Nach einem Beschluss des Jugendwohlfahrtausschusses von 1975 wurde im Frühjahr 1976 der Dipl. Psychologe Hartmut Schaper damit beauftragt, eine Erziehungsberatungsstelle für den gesamten Landkreis Northeim in Einbeck aufzubauen. Diese wurde offiziell am 06.08.1976 in der Grimsehlstr. 10 eröffnet. Hartmut Schaper berichtete in einem Interview für diesen Artikel, dass er neben der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und qualifizierten Mitarbeiter*innen (einer Sozialpädagogin mit therapeutischer Zusatzqualifikation und einer Sekretärin) sehr viel Kontakt zu Schulen, Kindergärten und Vereinen aufgenommen und die Arbeit der Erziehungsberatung vorgestellt habe. Schon vor Beginn der Beratungsarbeit hätten 40 Anmeldungen aus dem gesamten Landkreis Northeim vorgelegen, bis zum Jahresende seien es 140 gewesen. Dieser Trend habe auch im Folgejahr angehalten und schon bald habe es Wartezeiten für einen ersten Beratungstermin von bis zu einem halben Jahr gegeben. Dabei habe sich herausgestellt, dass etwa dreimal so viele Anmeldungen aus Northeim vorgelegen hätten wie aus Einbeck. Etwa 60 Prozent der Anmeldungen seien direkt von den Eltern erfolgt, 15 Prozent seien jeweils von Schulen und Ärzt*innen an die Erziehungsberatungsstelle übermittelt worden und auch das Jugendamt und die Kirchen hätten Eltern die Inanspruchnahme der Erziehungsberatung empfohlen.

Entsprechend dieser offensichtlichen Bedarfe der Familien nach Beratung ist es an Herrn Dipl. Psych. Hartmut Schaper übertragen worden, eine weitere Erziehungsberatungsstelle in Northeim einzurichten.

Diese hat 1978 in der Wallstr. 40 unter seiner Leitung mit der Beratungsarbeit begonnen. Die Leitung der Erziehungsberatungsstelle in Einbeck ist an Herrn Dipl. Psych. Dr. Bodo Clemens übertragen worden.

Ende des Jahres 1979 öffnete eine Außenstelle der Erziehungsberatung Northeim in Uslar ihre Türen und ab 1982 gab es Sprechstunden der Erziehungsberatung Einbeck in den Räumlichkeiten der Grundschule in Bad Gandersheim. Der Einrichtung aller vier Standorte lag der Leitgedanke zu Grunde, dass alle Familien im Landkreis Northeim innerhalb einer Stunde eine Beratungsstelle auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können.

Die Außenstellen in Uslar und Bad Gandersheim wurden in den Folgejahren räumlich und personell besser ausgestattet, so dass dort kontinuierlich Beratung von je zwei Berater*innen in eigens dafür eingerichteten Räumlichkeiten angeboten wurde.

Neben der Beratungsarbeit engagierten sich die Mitarbeiter*innen der Erziehungsberatung sehr in der Öffentlichkeitsarbeit und setzten Veranstaltungen zur Prävention und Vernetzung mit weiteren Einrichtungen in der psychosozialen Versorgung im Landkreis Northeim um. So erfolgten in Zusammenarbeit mit dem sozialpsychiatrischen Dienst, dem Kinderschutzbund und weiteren Institutionen aus den jeweiligen Sozialräumen Spielzeugausstellungen mit Mitmachaktionen an den Standorten Northeim, Einbeck und Uslar, die sehr gut besucht wurden. Der Einladung zu einem Rockkonzert mit Schülerbands und Filmvorführung in die Räumlichkeiten der Erziehungsberatung in Einbeck folgten mehr als einhundert Jugendliche. Es wurden themenbezogene Elternabende in Kindergärten umgesetzt und auch Beratung für Mitarbeiter*innen von Kindertagesstätten und Einrichtungen der Jugendhilfe angeboten.

Herr Dipl. Psych. Bodo Clemens zog 1985 die Bilanz, dass sich etwa 60 Prozent aller Anmeldungen auf Lern- und Leistungsprobleme sowie auf Konzentrationsschwierigkeiten bezogen, ein geringerer Teil der Anmeldungen auf emotionale Störungen von Kindern, einhergehend mit Ängsten und Aggression und auch psychosomatische Störungen von Kindern. Die Wartezeit auf einen ersten Termin betrug zu der Zeit etwa 4 Wochen.

Er stellte diese Ergebnisse in den Kontext der damals hohen Arbeitslosigkeit und der Knappheit von Lehrstellen für Ausbildungsberufe.

Entsprechend würde auch nicht selten seitens der Eltern ein hoher schulischer Leistungsdruck auf ihre Kinder ausgeübt, damit diese eine gute berufliche Perspektive hätten.

Entsprechend dieser Bedarfe gehörte zum Angebotsprofil der Erziehungsberatung eine therapeutisch ausgerichtete Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, wie auch die Diagnostik und Förderung von Kindern mit Lese- und Rechtsschreibschwächen und Dyskalkulie. In Kooperation mit der Kreisvolkshochschule erfolgten Kurse für Eltern mit ihren Kindern, in denen Eltern angeleitet wurden, ihre Kinder in den schulischen Anforderungen zu unterstützen.

Nach dem Ausscheiden von Dipl. Psych. Bodo Clemens übernahm Dipl. Psych. Hartmut Schaper die fachliche Leitung aller vier Beratungsstellen im Landkreis Northeim.

Er übergab mit seinem Wechsel in den Ruhestand im Jahr 2009, nach 33 Jahren fachlicher Leitung der Erziehungsberatung, an Frau Dipl. Psych. Antje Buchmann vier engagiert arbeitende regionale Teams mit pädagogisch und psychologisch ausgebildeten Berater*innen. Die Angebotspalette der Erziehungsberatung war den sich über die Zeit verändernden Bedarfen der Ratsuchenden angepasst und die Arbeitsorganisation gewährleistete eine Wartezeit bis zum Erstgespräch von 10 Werktagen. Die fachliche Ausrichtung der Beratung war an einem systemisch lösungsorientierten Vorgehen orientiert. Es bestand zudem eine enge und konzeptionell verankerte Zusammenarbeit mit den Fachdiensten der Jugendhilfe wie auch kontinuierlich stattfindende Netzwerktreffen von Beratungseinrichtungen und Schulen in den jeweiligen Einzugsgebieten der Beratungsstellen im Landkreis Northeim.

Der gesellschaftliche Wandel in Verbindung mit dem Ausbau der psycho-sozialen Versorgung im Landkreis Northeim führte zu Veränderungen im fachlichen Angebotsprofil der Erziehungsberatung. So wurde bspw. die Diagnostik und Förderung von Lese- und Rechtschreibschwächen und Dyskalkulie an dafür eingerichtete Fachstellen übertragen und auch für die Beratung von Familien mit Kindern bis zu drei Jahren wurde eine eigene Koordinations- und Anlaufstelle „frühe Hilfen“ eingerichtet.

Parallel dazu stieg beständig die Anzahl der Anmeldungen von Eltern mit einem hohen Konfliktniveau nach Trennung und Scheidung, bzw. emotional belasteten Kindern, die davon betroffen sind. Dies erforderte u. a. einen zunehmenden fachlichen Austausch der Erziehungsberatung mit den professionellen Verfahrensbeteiligten am Familiengericht und führte unter Mitwirkung von Frau Buchmann zur Einrichtung von Arbeitskreisen in den Amtsgerichtsbezirken Northeim und Einbeck, um die Zusammenarbeit von Familiengericht, Jugendamt und Erziehungsberatung zu gestalten und zu reflektieren.

Unter der fachlichen Leitung von Frau Dipl. Psych. Andrea Rasch seit 2017 erfolgte eine Umbenennung der Erziehungsberatungsstelle in Familienberatungsstelle. So sollen sich Kinder und Jugendliche angesprochen und eingeladen fühlen, Beratung als „Familienmitglied“ in Anspruch zu nehmen und nicht als diejenigen, die es „zu erziehen“ gilt. Eltern sollen durch diese neue Namensgebung darauf hingewiesen werden, dass sie sich nicht nur mit erzieherischen Anliegen an die Beratungsstelle wenden können, sondern auch mit Problemen der erwachsenen Familienmitglieder, von denen Kinder und Jugendliche betroffen sind. Dazu können bspw. Krisen in der Paarbeziehung, psychische Erkrankung von Eltern oder auch die Trauer von Kindern und Eltern nach dem Verlust einer wichtigen Person im Lebensumfeld gehören.

Für das Jahr 2019 sind in der Anmeldesituation ein Trennungs- und Scheidungsproblem der Eltern einhergehend mit Umgangs- oder Sorgerechtsanliegen mit insgesamt 58,46 % am häufigsten vertreten. Dem folgen schulische Probleme in Verbindung mit Verhaltensauffälligkeiten und Leistungsproblematiken von Kindern und Jugendlichen mit 22,2 % und Konflikte innerhalb der Familie und auf der Elternpaarebene mit insgesamt 16,52 %.

Für die verlässliche Erreichbarkeit einer Ansprechpartner*in der Familienberatung für Ratsuchende und zur Entlastung der Berater*innen von Telefondiensten wurde eine zentrale Telefonnummer für alle vier Beratungsstellen eingerichtet. Die zwei Teamassistentinnen mit Sitz in Einbeck nehmen Anmeldungen auf, vergeben Termine für Erstgespräche für alle Standorte und leiten Fragen und Anliegen von Klient*innen und auch Ratsuchende in akuten Krisensituationen an eine zuständige fachliche Berater*in weiter.

Als Präventionsangebote wurden „Kinder im Blick“ Kurse installiert, die eine Anleitung dafür bieten, dass getrenntlebende Eltern auch in strittigen Situationen ihr Verhalten an den Bedürfnissen der gemeinsamen Kinder orientieren und die Kommunikation untereinander sachlich und zielorientiert führen.

Weiterhin wurden in der Jahresplanung der Familienberatungsstelle in der „Themenreihe“ inhaltliche Workshops für Eltern zu erzieherischen Themen ausgewiesen, die gerne in Anspruch genommen wurden.

Als Folge der Corona-Pandemie führte der erste Lockdown im März 2020 dazu, alle Präventions- und Gruppenangebote spontan auszusetzen und in der Einzelfallberatung Alternativen zu persönlichen Beratungskontakten zu gestalten.

Es folgte eine Entwicklung und Erweiterung des Angebots der Familienberatungsstelle in die mediale und digitale Beratung. Parallel dazu, dass der Landkreis Northeim die erforderliche technische Ausstattung zur Verfügung stellte, arbeiteten sich die Berater*innen in die Beratung via Telefon, E-Mail und Videokonferenz ein.

Die Erfahrungen aus der Beratungsarbeit unter Pandemiebedingungen sind, dass nach einem ersten Abbruch vieler Beratungsprozesse und deutlich weniger Neuanmeldungen die Inanspruchnahme der Familienberatung mit der anhaltenden Dauer der Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen kontinuierlich stieg. Die Bereitschaft der Ratsuchenden, Beratung auch via Telefon und/oder als Videokonferenz zu nutzen, wuchs mit der zunehmenden Einarbeitung und Gewöhnung von Eltern und Kindern an die Möglichkeiten des Homeoffice und Homeschooling.

Daraus ist erfolgt, dass aktuell deutlich mehr Jugendliche und junge Erwachsene Beratung in Anspruch nehmen und zurückmelden, dass sie diese ohne das Angebot einer online-Beratung nicht nutzen würden.

Weit entfernt lebende Elternteile profitieren davon, dass die Organisation von Elterngesprächen in der Beratungsstelle durch das Angebot von Videokonferenzen nicht mehr zwingend an die Abholung der Kinder zu den Besuchskontakten am Wochenende gebunden ist.

Alleinerziehende berichten, dass sie gerne auch mediale Beratung nutzen, weil sie dadurch die Zeitersparnis der Wegezeit und auch Entlastung hinsichtlich der Betreuungssituation ihrer Kinder erfahren.

Allerdings bestätigt sich auch, dass es bei bestimmten Beratungsanliegen keine Alternative zu dem persönlichen Kontakt mit der Berater*in gibt. Dazu gehört, dass seit dem Pandemiegeschehen deutlich mehr emotional hoch belastete Kinder und Jugendliche vorgestellt werden, die unter Ängsten und depressiven Symptomen leiden und/oder von einer hochkonflikthaften Situation in ihrer Familie betroffen sind.

Aktuell stehen alle vierzehn Berater*innen in den vier Familienberatungsstellen für eine persönliche Beratung zur Verfügung. Auf Wunsch kann jedoch Beratung auch telefonisch oder als Videokonferenz erfolgen.

Sie erreichen die Familienberatungsstelle zu den Servicezeiten des Landkreises Northeim unter 05551 708 8240.

 

 

 

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