Landkreis Northeim (red). Am Freitag war der letzte Arbeitstag von Siegfried Beyer. 29 Jahre arbeitete er als Sozialarbeiter beim Diakonischen Werk Northeim, 24 Jahre davon als Schuldner- und Insolvenzberater in Northeim. Die Beratungsstelle des Diakonischen Werkes in der Teichstraße war fest mit seinem Namen verknüpft. „Ich werde aber nicht die Hände in den Schoß legen“, verrät Beyer. Denn als Antiquar ist er bereits seit 2002 mit einem eigenen Geschäft in der Northeimer Innenstadt zu finden – und wird dies auch weiterhin sein. Doch zurück zum eigentlichen Thema: 1988 ist die Idee der Schuldnerberatung für den Landkreis Northeim aus einem Projekt für Langzeitarbeitslose des Diakonischen Werkes entstanden.
„Ich bin sozusagen der Mann der ersten Stunde“, blickt Beyer zurück. „Am Anfang war ich relativ unbelastet, was Schuldnerberatung angeht. Ich wechselte vom Möbellager hierher“, sagt er augenzwinkernd. Eine klassische Ausbildung gebe es in diesem Bereich nicht. „Die typische Laufbahn ist Sozialpädagogik mit einer Zertifikatsausbildung.“
So auch im Fall von Britta Slawski-Ehreke. „Ich war bisher als rechtliche Betreuerin tätig und werde dies auch weiterhin sein – von daher sind mir Klienten in misslichen Lebenssituationen mit Schuldenproblemen nicht fremd“, erklärt die neue Schuldnerberaterin. Britta Slawski-Ehreke kommt aus der Nähe von Kalefeld. Sie ist Sozialwirtin und kann auf eine große Berufserfahrung im sozialen Bereich zurückblicken, die ihr für die neue Beschäftigung in Form einer Halbtagsstelle zugutekommen.
Innerhalb des letzten Monats wurde sie von Siegfried Beyer mit den Aufgaben bei der Schuldnerberatung Northeim vertraut gemacht. „Mein Klientenstamm wird mit übernommen“, erklärt der Schuldnerberater, dem die Ratsuchenden sehr am Herzen liegen. „Alles bleibt hier im Raum. Die Beratung ist kostenlos, unverbindlich und natürlich vertraulich. Hier muss man keine Scham haben vor den Dingen, die im Leben schief gelaufen sind. Da fließen auch schon mal Tränen – vor Trauer oder vor Erleichterung“, blickt Beyer zurück und ergänzt: „Manche sagen auch voll Bedauern: Ach wäre ich doch bloß schon zwei oder drei Jahre früher gekommen!“
Aber auch tiefe Dankbarkeit sei manchmal spürbar. „Dankbarkeit dafür, dass man die finanziellen Sorgen los wird.“ Denn oft rufen die Klienten erst bei der Schuldnerberatung an, wenn die Not bereits sehr groß ist: Inkassobüros und Rechtsanwälte wurden bereits eingeschaltet oder der Strom abgestellt. „Ich wurde immer wieder mit existenzbedrohenden Situationen konfrontiert. Dabei konnte ich oft helfen und unterstützen – manchmal aber leider auch in einem sehr eingeschränkten Maße. Denn ein Zauberer bin ich leider auch nicht“, verdeutlicht Beyer. Durch das Insolvenzrecht sei die Schuldnerberatung deutlich komplexer geworden. Seit 1999 besteht das Privatinsolvenzverfahren. „Wir prüfen die individuelle Situation und helfen bei der Antragstellung, wenn keine andere Lösung mehr möglich ist. Das Gericht schaltet sich ein, das Verfahren wird eröffnet und ein Insolvenzverwalter eingesetzt – bei all diesen Schritten stehen wir gerne zur Seite und helfen auch später insolvenzbegleitend“, erklärt Beyer, der sich in Zukunft der Jagd nach antiquarischen Büchern widmen wird.
Seiner Kollegin Britta Slawski-Ehreke gab er an seinem letzten Arbeitstag die besten Wünsche mit auf den Weg und betonte: „Ich danke meinem Arbeitgeber und meinen Kollegen für Vertrauen und gute Arbeitsbedingungen sowie die lange Zeit der vertrauensvollen Zusammenarbeit.“
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