Northeim (hakö). Was für ein "Offenbarungs-Szenario" vor dem KSN-Portal: Bürgermeister Simon Hartmann und sein Team kündigten in diesen Tagen zusammen mit dem Lübecker Planungsbüro den "ersten Spatenstich" zur Sanierung des Münsterplatzes an, präsentierten Infotafeln. Mit dabei im Wahljahr auch der Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne. Dort, wo Grabstellen aus Urzeiten vermutet werden, soll die Innenstadtsanierung ihren Anfang nehmen, greifen und sichtbar werden. Aber, wann endlich? Darf die Bevölkerung auf eine Wiederbelebung des Platzes hoffen? Weihnachtsmarkt nicht vor 2024 hieß es unter den Experten. Stellt sich ohnehin die Frage: Ist eine Umgestaltung des Münsterplatzes überhaupt zwingend notwendig? Immer mehr Bürgerinnen und Bürger wünschen sich, wie übrigens auch Mitglieder des Rates, die Wiederherrichtung einer zentralen Busstation vor St. Blasien, wie in den 70er Jahren. Das würde sicherlich auch wieder zahlreiche Schüler in die Innenstadt locken. Wann erkennt man auf verantwortlicher Seite, was wirklich notwendig ist in der einst blühenden Kreisstadt Northeim? Die Leerstände haben inzwischen eine Größenordnung erreicht, die nach klugen Rezepturen ruft, um die "Intensivstation" zu verlassen. Hier ist rascher Handlungsbedarf angesagt. Wo ist der Stadtbildpfleger? Gibt es ihn überhaupt? 

"Wasser marsch" könnte und müsste die Devise in Verwaltung und Rat lauten. Aber der Brunnen auf dem Münsterplatz scheint längst in die Jahre gekommen, nichts läuft. Ein erbärmlicher Anblick. Wie auch der benachbarte Info-Pavillon mit teilweise unaktuellen, zerfetzten Plakaten. Die Pflege ist eigentlich Aufgabe der Stadt, aber auch des Stadtmarketing. Es fehlt auch hier an Engagement "aus Liebe zur Stadt", die sich eigentlich nicht verstecken muss mit ihrer wohl einmaligen Lage in der Harz-Weser-Region. Lernen sollte sie von ihren professionell geführten Nachbarn Einbeck, Göttingen, Hann.Münden, Duderstadt, Osterode und Bad Gandersheim. Bleibt die Hoffnung, dass Rat und Verwaltung Maßnahmen ergreifen, die Northeim wieder in einem besseren Licht erscheinen lassen. Und das sofort. Die Zeit läuft davon. Erst kürzlich, so war aus dem politischen Raum zu hören, sei eine Gruppe aus Celle am Northeimer Bahnhof angekommen, die sich entsetzt zeigte über unansehnliche Ecken und Winkel auf ihrem Weg in die einst so gelobte Innenstadt. "So etwas gibt es in Celle nicht!" Schlimm auch einige Gebäudestrukturen am Zwinger und in der Oberen Straße entlang der historischen Stadtmauer. 

In punkto Wiederherstellung der Attraktivität der Wallanlagen könnte und sollte zum Beispiel Unterholz beseitigt werden. Die Lokhalle erinnert mit zerborstenen Scheiben an eine Kriegsruine. Hier sollte ein Wohnquartier entstehen. Gute Idee, bis der Investor absprang. Die Zuckerfabrik bietet mit ihrem Terrain nun wirklich keinen schönen Anblick, wie auch die rostigen Förderbänder für den Kiesabbau und die stets verschmutzte Straße Northeim-Hollenstedt am Freizeitsee. Das lockt keine Touristen zum "Auge des Landkreises", wo die DLRG zur Zeit Spenden sammelt für ein neues Boot. Wofür eigentlich, wenn ständig Uferbereiche wegbrechen und Badestellen gestrichen werden. Auch hier fehlt ein intaktes Konzept, um die Seenplatte gesamt zu vermarkten. Northeim, wach auf und suche nach gemeinsamen Handeln in punkto Verbesserung des Stadtbildes. So, wie es zum Beispiel in Einbeck der Fall ist. Da werden Großunternehmen, wie unter anderem die KWS und das Einbecker Brauhaus geschickt mit ins PR-Boot geholt. Und das von einer klugen und umsichtigen Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Auch in Hann.Münden wird das Fachwerk gepflegt. Dafür sorgt zum Beispiel seit einigen Jahren die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt eG. Vorbild für Northeim !? Eine Stadt braucht belebte und schöne Häuser und eine oft gelobte Aussengastronomie, wie sie Northeim bereits hat. Nicht zu vergessen das beeindruckende Theater der Nacht, das am Sonntag, 15. August 2021 zum Theaterfest aus Anlass des 20jährigen Bestehens einlädt.

Fotos: Hartmut Kölling