Höxter/Uslar (TKu). Auf einen Kaffee mit... Assistenzärztin Nora Schilke aus Uslar, die im St. Ansgar Krankenhaus der KHWE in Höxter arbeitet. Nora Schilke ist in Uslar geboren und aufgewachsen. Ihr gefällt das Landleben und der Fakt, dass dort jeder jeden kennt. Später möchte sie einmal Landärztin werden, um den Ärztemangel auf dem Land etwas entgegen zu setzen. Deutschland leidet zunehmend unter einem Landarztmangel, weil immer weniger Mediziner dazu bereit sind, sich als Vertragsarzt auf dem Land niederzulassen. Die Versorgung durch Hausärzte macht vielen Kommunen schon jetzt zu schaffen. Die Kassenärztliche Vereinigung geht davon aus, dass in zehn bis 15 Jahren in Deutschland etwa 15.000 Hausärzte fehlen werden. Aber warum gibt es einen Ärztemangel im ländlichen Raum? Das Image des Berufsstandes innerhalb der Bevölkerung ist gut. Die Hausärztinnen und Hausärzte seien laut aktuellen Umfragen insbesondere auf dem Land sehr hoch angesehen. Wir haben mit Assistenzärzten Nora Schilke aus dem St. Ansgar Krankenhaus über dieses Thema gesprochen, die den Wunsch hegt, sich auf dem Land als Allgemeinmedizinerin niederzulassen. Was bewegt sie, eben nicht in die Großstadt wechseln zu wollen, wo es inzwischen einen Überbedarf an Ärzten gibt. 

Ihr Studium absolvierte Nora Schilke in Marburg, wo sie sieben Jahre lang auch gelebt hat. Für die gebürtige Uslarerin sei aber immer klar gewesen, dass sie nach dem Abschluss ihres Studiums wieder zurück in die Heimat geht, wo sie auch ihre Hobbys lebt. Die junge Assistenzärzten stammt aus einer sportlichen Handballer-Familie, liebt und lebt den Karneval und hat sich nach dem Examen den Traum vom eigenen Pferd verwirklicht. Seit Oktober 2019 arbeitet die 28-Jährige als Assistenzärztin in der Abteilung für Innere Medizin des St. Ansgar Krankenhauses in Höxter, wo sie bereits zuvor ihr praktisches Jahr während des Studiums absolviert hat. Sie habe sich bewusst dafür entschieden, ihren Berufsstart da zu beginnen, wo sie sich wohl gefühlt habe, was am Arbeitsklima und der guten Teamarbeit läge. Nora Schilke hat ein klares Ziel vor Augen: Sie befindet sich derzeit auf dem Weg zur Fachärztin für Allgemeinmedizin. Als Hausärztin habe man die Möglichkeit, eine engere Beziehung zu seinen Patienten aufzubauen, da man sie über einen längeren Zeitraum betreut. So lerne man auch den sozialen Hintergrund kennen, wodurch man in der Regel besser Probleme erkennen und behandeln könne. Sie mag auch die Vielseitigkeit dieses Berufes und die Vereinbarkeit mit dem Familienleben. 

Der Berufswunsch habe sich bei ihr innerhalb der letzten Semester des Medizinstudiums entwickelt. Ihr eigener Hausarzt sei immer eine Art Vorbild für sie gewesen. Eine eigene Praxis? Das vorerst nicht! Die angehende Allgemeinmedizinerin sieht sich zukünftig eher in einer heimatnahen Gemeinschaftspraxis, wo man sich miteinander austauschen kann, um das unterschiedliche Fachwissen zu vereinen. Das Konzept einer Gemeinschaftspraxis oder sogenannter MVZs (Medizinische Versorgungszentren) bezeichnet sie als zukunftsfähiges Modell. Der Hausärztemangel sei ihrer Meinung nach ein großes Problem, der dadurch verschärft werde, dass innerhalb der nächsten Jahre viele Hausärzte in den Ruhestand wechseln bei fehlendem Nachwuchs. „Hausärzte haben so eine Art ´Filterfunktion´ im Gesundheitssystem, um zu entscheiden, welcher Patient zum Beispiel eine stationäre Behandlung benötigt und welcher gut ambulant therapiert werden kann. Fällt diese Funktion weg, sehe ich auch eine weitere Belastung der Notaufnahmen in Krankenhäusern“, so Schilke. 

Die Allgemeinmedizin habe laut Schilke in ihrer Berufsgruppe im Gegensatz zur Bevölkerung leider immer noch ein negatives Image. Das Gehalt sei geringer als in der Klinik und man behandele nur Husten und Schnupfen. „Dem ist lange nicht so“, betont die 28-Jährige! In der Großstadt bestünde natürlich ein größeres kulturelles Angebot, mehr Vielfalt und im Rahmen der stationären Ausbildung und ein breiteres Spektrum an Möglichkeiten. Aber das Landleben habe natürlich seinen ganz eigenen Reiz. Ein „richtiger Landarzt“ ist für Nora Schilke eine Person, die im Ort jeder kennt und von jedem geschätzt wird und eine hohe Verantwortung für seine Patientinnen und Patienten trägt. Als Hausarzt in der Stadt lebe man anonymer als auf dem Land, im Gegensatz zum Landarzt, der als „erster Ansprechpartner“ Teil des Dorflebens ist und häufig eine engere Bindung zu seinen Patienten besitzt, als der „Stadtarzt“. Der Beruf sei aber nicht für Jeden etwas, man müsse schon Lust darauf haben. Sie hat Lust darauf! Nora Schilke ist froh, dass die Politik Anreize schafft, um dem Ärztemangel gegenzusteuern. Die inzwischen eingeleitete Verbesserung der Infrastruktur in kleinen Orten sei nur ein Beispiel. 

Foto: Thomas Kube