Hardegsen (red). Das Institut für allgemeine und angewandte Ökologie freut sich über den Nachweis von Schwalbenschwanz-Raupen (Papilio machaon L.), die an eigens für diese Schmetterlingsart im Rahmen eines zweijährigen Projektes gesäten und gepflanzten Futterpflanzen fressen. Seit April 2018 werden auf mehreren Flächen spezielle Pflegemaßnahmen durchgeführt, um diese für den Schwalbenschwanz als Lebensraum attraktiver zu machen. Parallel dazu wurde in eigenen Gärten, die sich ortsfern in der Agrarlandschaft befinden, für ein hohes Angebot an den bevorzugten Nahrungspflanzen der Raupen gesorgt. Diese Maßnahmen sollen dem prächtigen Tagfalter helfen in unserer intensiv genutzten Landschaft zu überleben.
Der Schwalbenschwanz ist mit verschiedenen Unterarten in weiten Teilen Europas, Asiens, Nordafrikas und Nordamerikas beheimatet. Die in Deutschland vorkommende kontinentale Unterart Papilio machaon gorganus tritt gewöhnlich in zwei Generationen, in klimatisch begünstigten Gebieten auch in einer dritten, auf. Von April bis Juni (Frühjahrsgeneration) und von Juli bis August (Sommergeneration) fliegen die Falter. Für die Eiablage werden vom Weibchen nur sehr junge und aromatische Pflanzen ungedüngter oder allenfalls nur schwach gedüngter Standorte ausgesucht. Wichtig ist ein lückiger Bestand der Raupenfutterpflanzen. Zu den wichtigsten Nahrungspflanzen der Raupen zählen aromatische Vertreter aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae), wie zum Beispiel Wilde Möhre, Kultur-Möhre, Fenchel, Pastinake, Dill, Kümmel, Petersilie, Echter Engelwurz und Kleine Bibernelle. Seltener werden Pflanzen aus der Familie der Rautengewächse (Rutaceae), wie Diptam oder Weinraute genutzt.
Als Nahrung der Falter dient hauptsächlich der Nektar des Rotklees, aber zum Beispiel auch des Löwenzahns, des Phlox, des Flieders und verschiedener Disteln. Als Habitate bevorzugt der Schwalbenschwanz trockene und warme Gebiete, Trocken- und Halbtrockenrasen, sonnige Wiesen, Waldränder und Wegränder. Gemüsegärten in denen Nahrungspflanzen der Raupen angebaut wurden, können ein wichtiges Raupenhabitat darstellen. Leider werden Stellen, an denen die für die Ernährung notwendigen Doldenblütler in lockeren Beständen vorkommen, immer seltener und damit die Fortpflanzung der Schmetterlinge erschwert oder unmöglich. Die Falter sind bei ihren Blütenbesuchen zudem oft stark durch die Aufnahme von Insektiziden gefährdet, die auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen zum Einsatz kommen.
Der Schwalbenschwanz ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) und der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) eine besonders geschützte Art. In der Roten Liste von Niedersachsen ist er in die Kategorie 2: stark gefährdet eingestuft.
Alle im Rahmen des Projektes durchgeführten Maßnahmen dienen gleichzeitig auch der Erhöhung der Biodiversität in der „Normallandschaft“.
Ein Hauptaspekt des Projektes ist die intensive Beteiligung von Kinder- und Jugendgruppen bei allen durchgeführten Tätigkeiten. Im Verlauf von regelmäßigen Exkursionen, die auf die Grünlandflächen und die Gärten führen, erlangen die jungen Menschen umfangreiche Kenntnisse über den Schwalbenschwanz als Stellvertreter für die vielen heute durch Lebensraumzerstörung, Biozideinsatz und Überdüngung von Grünland bedrohten Schmetterlinge.
Das Projekt wird durch Fördermittel der NKG Hanseatische Natur- und Umweltinitiative e.V. gefördert.
Foto: Institut für allg. und angew. Ökologie e.V.