Northeim/Uslar (r). Am vergangenen Montag haben sich in der Dorfgemeinschaftsanlage in Schlarpe die Dorfmoderatorinnen und Dorfmoderatoren zu einem Austausch getroffen. Zu dem Treffen waren über zwanzig Teilnehmende aus den Landkreisen Northeim, Goslar, Göttingen und Holzminden angereist. Ortsbürgermeister Andreas Stänger, der selbst Dorfmoderator ist, stellte auf einem Rundgang gemeinsam mit den weiteren Dorfmoderatorinnen der Bollerdorfinitiative Esther Graepler und Annika Willke bei herrlichstem Frühlingswetter den Ort vor. Dazu gehört auch neben dem neuen gemeinsamen E-Auto und der Dorfgemeinschaftsanlage die „Rentnerbank“ mit Blick auf den idyllischen Ort. Organisiert wurde das Treffen von der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB). Von der Bildungsgenossenschaft Südniedersachsen gab es anschließend Informationen über Demokratiestrukturen und mögliche Projekte im ländlichen Raum. Bei selbst gekochter Suppe von Esther Graepler ging der Austausch weiter.
Die Treffen der Dorfmoderatorinnen und Dorfmoderatoren finden im Rahmen des Modellvorhabens „Dorf ist nicht gleich Dorf – Dorfmoderation Südniedersachsen“ statt. Die LEB nutzt die Austauschtreffen auch, um ein Konzept zur guten und effektiven Vernetzung zu entwickeln, das später auf ganz Niedersachsen angewendet werden kann.
Hintergrund:
Die Auswirkungen des demografischen Wandels führen dazu, dass die Dörfer in vielen Bereichen neue Wege ausprobieren, um das Dorfleben attraktiv zu halten. Dabei engagieren sich viele Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich für ihren Ort. Um mit der neuen Situation umgehen zu können, sind Mut zur Veränderung, kreative Ideen und eine engagierte Dorfgemeinschaft unerlässlich. Die in Niedersachsen angebotene Qualifizierungsmaßnahme zur Dorfmoderatorin oder zum Dorfmoderator unterstützt dieses Engagement.
Eintauchen in die Dorfbiografie:
Ziel ist, ein Weiterqualifizierungsangebot zu entwickeln. Dieses baut auf den bereits bestehenden Angeboten „Engagementlotse für Ehrenamtliche in Niedersachsen“ und „Dorfmoderator*in BMQ (Bildungsmaßnahmen im Bereich der beruflichen Qualifizierung) Niedersachsen“ auf.
Im neuen Angebot werden die Besonderheiten des eigenen Dorfes genauer unter die Lupe genommen. Denn die Voraussetzungen für positive Veränderungen sind in allen Orten verschieden: „Dorf ist nicht gleich Dorf!“. Die Teilnehmenden lernen, tiefer in ihre Dorfbiografie einzutauchen und dabei ihre eigenen Dorferfahrungen zu reflektieren. Diese Art der Dorfanalyse bringt Potenziale und Themen für die Zukunft zum Vorschein. Eine Gruppe aus Pädagogik und Wissenschaft entwickelt und bewertet dazu ein neues Curriculum. Dieses ist in einem ersten Durchgang ab November 2018 für bereits ausgebildete Dorfmoderatorinnen und Dorfmoderatoren belegbar. Parallel dazu werden verschiedene Angebote der Vernetzung, also des Austausches zwischen bereits qualifizierten Personen, begleitet und optimiert.
Die Teilnehmenden lernen in ihrer Qualifizierung, Entwicklungsprozesse in ihrem Dorf zu initiieren und zu begleiten. Die enge Abstimmung mit Ortsrat und Vereinen ist dabei für das Gelingen des Prozesses wesentlich. Sie erfahren, wie sie ihre dörfliche Zukunft und ihre Lebensqualität mitgestalten können, wie sie Kreativität und Experimentierfreude auch bei anderen wecken und eine gute, integrierende Gesprächsatmosphäre im Dorf herstellen können.
Sechzehn Dörfer aus den vier Landkreisen Göttingen, Northeim, Holzminden und Goslar wurden 2016 als Pilotdörfer ausgewählt und werden wissenschaftlich untersucht.
Wer sich für die Dorfmoderation qualifizieren oder als Dorfmoderatorin oder Dorfmoderator weiterqualifizieren möchte, kann sich an die jeweilige Kreisverwaltung wenden. Ansprechpartnerin beim Landkreis Northeim ist Annette Muhs, die telefonisch unter 05551 708737 oder per E-Mail an
Foto: Symbolbild