Northeim (sl). Seit den Grundschultagen schreibt die Schülerin der KGS Moringen leidenschaftlich Texte. Neben dem Schreiben ist Hanna eine richtige Leseratte und beschäftigt sich viel mit Verhaltensbüchern über Wölfe oder Fantasy Büchern. Durch den wachsenden Schulstress konnte die 16-jährige ihrem Hobby nicht mehr so intensiv nachgehen wie sie es gerne haben wollte. Trotzdem entwickelt sie jedes Jahr für Weihnachten Theaterstücke oder andere größere Texte, die sie dann ihrer Familie vorliest. „Es ist mittlerweile ein Ritual geworden“, erklärte die Northeimerin.
In diesem Jahr wollte sie eigentlich eine größere Geschichte schreiben, aber bei der Planung für die Personen und den Ablauf ihrer Geschichte bemerkte sie, dass die Geschichte zu groß werde. Eine neue Idee musste her. Also setzte sie sich an die Schreibmaschine ihres Opas und tippte das erste Wort „Leben“ ein. „Leben in einem Haus, kein großes, es hätte auch eine Wohnung sein können mit drei Räumen. Eine Küche, ein Schlafzimmer und ein Bad. Das war nicht zu viel, oder? Vielleicht hätte die Küche ein kleines Fenster und eine Tischplatte an der Wand, die man hoch und runter klappen konnte. Die Wände wären weiß. Ein Stuhl, ein Herd, ein Waschbecken und ein Kühlschrank. Das Schlafzimmer brauchte bloß ein Bett haben. Oder eine Matratze, die würde ausreichen. Eine Badewanne brauchte ich nicht, Klo und Dusche waren die wichtigsten Sachen im Bad. […]“ Die ersten Sätzen waren verfasst und mit Vorsicht tippte sie weiter auf der Schreibmaschine. „Man muss schon aufpassen was man schreibt“, berichtete Hanna über das altmodische Schreiben.
Nach zwei bis drei Abenden mit Musik im Hintergrund war die Geschichte dann fertig. Eine Geschichte, die die aktuelle Situation von Obdachlosen in der Winterzeit beschreibt. „Man sieht es ja häufig auf der Straße“, betonte Hanna und erklärte dazu, dass sie ein Mitgefühl für Obdachlose entwickelt habe. „[…] Ein Obdachloser war ich, in ihrem alltäglichen Sprachstil, ein Penner. Aber sie konnten nicht wissen, wie es war, ein Obdachloser zu sein. Wie es war, wenn einem Frost und Tau auf den Härchen lagen. Sie waren die Zeugen einer kalten Herbstnacht. Trotzdem machten sie sich lustig, Ältere beachteten mich erst gar nicht, vielleicht aus Scham. „Aber ich bin auch nur ein Mensch!“, hätte ich am liebsten geschrien. Meine Wut und Verzweiflung loderten in mir. Ich durfte auch geachtet werden. Nur fühlte ich mich nicht mehr wie ein Mensch, ich fühlte mich nur noch überflüssig, wie weggeworfener Müll. […]“
Um der negativen Geschichten noch etwas Gutes hinzuzufügen, trifft am Ende eine Hündin auf den Obdachlosen. „[…] Der Hund schmiegte sich an meine Seite und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Er zitterte. Also sie, es war ja ein Weibchen. Ich seufzte und streichelte den Kopf der Hündin. Ihr Fell war ganz zerzaust und doch fand ich sie wunderschön. Vielleicht würde sie ab jetzt bei mir bleiben, ich wusste es nicht. […]“ Hanna besitzt ebenfalls einen Hund und weiß deshalb wie wichtig Tiere für Menschen sein können. „Hunde suchen sich die Besitzer selbst aus“, verdeutlichte die Schülerin.
Zukünftig möchte Hanna nach der Schule Biologie studieren. Nur vom Journalismus zu leben, könne sich die junge Autorin nicht vorstellen. Trotzdem möchte sie gerne neben dem Studium weiterhin ihre Leidenschaft zu Papier bringen.
Fotos: Hanna Nebel