Northeim (r). Gerade in ländlichen Regionen wie dem Landkreis Northeim benötigen Menschen Zugang zu Mobilität, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Insbesondere für Neuzugewanderte ist dies auch Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Eine neue innovative App soll die Situation verbessern.
Neuzugewanderte in Deutschland sind, wie viele andere Menschen auch, auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angewiesen, wenn sie Behördengänge wahrnehmen oder an Sprachkursen teilnehmen möchten. Häufig können vorhandene Angebote auf Grund sprachlicher Barrieren nicht genutzt werden. Die Folge ist, dass ehrenamtliche Unterstützerinnen und Unterstützer, Nachbarn und Freunde Fahrdienste leisten, die einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Das führt oftmals zu Frustrationen, da weniger Zeit für die eigentliche Integrationsarbeit bleibt.
Der Landkreis Northeim entwickelt deshalb jetzt gemeinsam mit der Universität Göttingen eine Smartphone-App, die mehrere Zielgruppen anspricht. In dem sogenannten Grundmodul wird das Angebot des ÖPNV aufbereitet. Durch Übersetzungen und innovative Videos ist der Service zum Beispiel auch für Analphabeten und Analphabetinnen zugänglich. Ein weiteres Modul soll Neuzugewanderte mit freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie weiteren Personengruppen verbinden, um so im Bereich der Koordination von Mitfahrten, der Unterstützung bei Behördengängen oder der Etablierung von gemeinschaftlichen Mobilitätsangeboten zu helfen. In einem dritten Modul, dem Koordinationsmodul, wird öffentlichen Einrichtungen wie Ämtern oder Bildungsträgern die Möglichkeit eröffnet, auf die Angebote der App zuzugreifen und so zum Beispiel bei der Buchung von Hin- und Rückfahrten zu unterstützen.
„Mit einem solchen Angebot können wir die Akzeptanz und die Nutzung des ÖPNV erheblich verbessern“, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. Das Projekt kostet insgesamt 250.000 Euro, wovon 150.000 Euro über eine LEADER-Förderung durch die EU finanziert wird. Mit 40.000 Euro beteiligt sich die Universität Göttingen. Für den Landkreis Northeim bleibt eine Restsumme von 60.000 Euro, die voraussichtlich noch durch Kofinanzierungsmittel des Landes Niedersachsen verringert wird.
Um das Projekt gemeinschaftlich mit den jeweiligen Zielgruppen erarbeiten und testen zu können, ist eine Gesamtlaufzeit von etwa drei Jahren angedacht. Die App soll nach der Entwicklung in den Besitz des Landkreises Northeim übergeben. Außerdem wird der Quellcode veröffentlicht, damit auch weitere Regionen von einem solchen Angebot profitieren können.
Foto: Symbolbild