Schoningen (r). Die Ereignisse der vergangenen Wochen waren am Sonntag bei der Kreisdelegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrverbands Northeim zentrales Thema in Schoningen. „Wenn ich mir die
Entwicklung unserer Einsätze der letzten zehn Jahre ansehe, frage ich mich: Wird der Katastrophenschutz ernst genug genommen? Die Feuerwehren fordern immer mehr Fahrzeuge und Material um ihren Aufgaben gerecht werden zu können. Was kommt, sind entweder keine Antworten, oder ausweichende Antworten und Begründungen, die oftmals nicht nachvollziehbar sind. Und immer wieder die Frage nach den Kosten“, betonte Kreisbrandmeister Kühle. „Hier sind von der Gemeinde über den Landkreis, das Land Niedersachsen bis hin zum Bund alle gefordert. Sie können sicher sein, es wird schlimmer!“, gab Kühle den politischen Vertretern mit auf den
Weg. Dabei solle man wegkommen von den „Eierlegenden Wollmilchsäuen“ und anstelle von
Schlauchwagen oder Hilfeleistungslöschfahrzeugen lieber „ Gerätewagen-Logistik mit
Staffelbesatzung Ladebordwand und Modularer Beladung“ über den Bund beschaffen.
Laut Kühle etabliert sich im Kreis Northeim außerdem immer mehr der Feuerwehrsport. Ob beim Stairrun in Berlin, den EurOpas Challenge in Hardegsen, den British Firefigther Challenge oder bei zahlreichen Läufen sind Feuerwehrleute aus unserem Landkreis sehr erfolgreich vertreten. Dazu kommen Teilnahmen weltweit. So werden aus unserem Landkreis bereits Europameister und Weltmeister gestellt. Beim Stairrun in Berlin zum Beispiel geht es mit angeschlossenem
Pressluftatmer 39 Stockwerke, 1456 Stufen rauf. 2018 haben es alle Teilnehmer aus dem
Landkreis geschafft die Strecke zu bewältigen. An der Spitze unter anderem Martin Hebestreit
(Kammerborn), Sören Warzok (Ellierode), Anja Rien (Hardegsen), Klaus Rien (Hardegsen), Axel Meyer (Hevensen), Karste Kohrs (Nienhagen), Axel Fegebank (Gladebeck) und viele mehr.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Niedersächsischen Feuerwehrverbandes, machte deutlich: „Der Bund kommt seiner Verpflichtung, den Katastrophenschutz in der Fläche sicherzustellen, nicht nach“. 80 Prozent der Katastrophenschutz-Fahrzeuge seien älter als die Ehrenamtlichen, die mit ihnen fahren. Banse hofft hier auf den neuen Bundesinnenminister.
Landrätin Astrid Klinkert-Kittel konnte berichten, dass der Landkreis eine Hochleistungspumpe anschaffen werde, damit „wir in Zukunft schnell reagieren können“. Außerdem bekomme die Feuerwehrtechnische Zentrale in Northeim eine neue, moderne Schlauchpflege sowie Umkleiden und Duschen für die Feuerwehrmitglieder, die in der Atemschutz-Übungsstrecke in Northeim trainieren.
Kreiskinderfeuerwehrwart Matthias Pankalla konnte berichten, dass zu den 34 Kinderfeuerwehren im Kreis Northeim in diesem Jahr mit Kreiensen und Sudershausen noch zwei weitere dazukommen werden.
Für die Polizei berichtete Polizeioberrat Wilhelm Böning, dass das Smartphone weiter ein Problem im Verkehr bleibe. „Nachrichten werden während der Fahrt gelesen und geschrieben. Dan heißt es häufig, ‚Das Fahrzeug kam aus noch ungeklärter Ursache von der Fahrbahn ab‘“. Lobend erwähnte Böning die Anschaffung der Drohnen der Kreisfeuerwehr, die zuletzt auch in Moringen eine erhebliche Hilfe für die Brandermittler darstellen.
Karl-Heinz Hagerodt wies im Hinblick auf die Einsatzbelastung der vergangenen Wochen auf die Attraktivität des Ehrenamtes Feuerwehr hin. „Immer öfter sind unsere Einsatzkräfte in großer Zahl über viele Stunden oder gar Tage gefordert. Einige Bundesländer versuchen, die Attraktivität des Feuerwehrdienstes zu erhöhen. Das sollte auch in Niedersachsen zum Denken anregen.“
Bei der Sammlung für den Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen sind bei der Sammlung im vergangenen November 14.312 Euro zusammengekommen. Der Betrag wurde an den Verband übergeben, der mit dem Geld unter anderem das Beratungs- und
Betreuungsangebot, das Betroffene kostenfrei in Anspruch nehmen können, ausbauen möchte.
Außerdem wurde während der Delegiertenversammlung eine Spendensammlung für die TurnerMusik-Akademie in Bad Gandersheim gestartet, die gleich mehrfach vom Unwetter betroffen war.
Hier sind regelmäßig auch Musiker der Feuerwehrmusikzüge aus dem Landkreis Northeim zu Gast. Die Spendenhöhe steht noch nicht fest.
Der Kreisfeuerwehrverband Northeim in Zahlen
149 Ortsfeuerwehren und 3 Werkfeuerwehren haben mit ihren 4968 aktiven Mitglieder 2215 Einsätze abgearbeitet. Gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 526 Einsätzen. Die Einsätze teilen sich wie folgt auf: 235 Entstehungsbrände, 116 Kleinbrände, 52 Mittelbrände und 20 Großbrände, 1602 technische Hilfeleistungen, 71 Rettungsdiensteinsätze und 235 Krankentransporte (Rettungsdiensteinsätze und Krankentransporte durch Feuerwehren mit eigenem Rettungswagen oder Werkfeuerwehren mit eigenem Rettungsdienst). Dazu kommen 264
Böswillige oder blinde Alarme.
Aktiv in den Einsatzabteilungen sind insgesamt 4968 Mitglieder, davon 594 weiblich. In den 67
Jugendfeuerwehren sind 788 Aktiv, davon 253 weiblich. In den 34 Kinderfeuerwehren sind 503
Aktiv davon 161 weiblich. Die Altersabteilungen verfügen über 2379 Mitglieder. Die Zahl der
Fördernden Mitglieder beträgt 11 031. In sieben Musikzügen und einem Spielmannzug sind 242 Kameradinnen und Kameraden aktiv.
Ehrungen und Ernennungen
Das Ehrenkreuz des Deutschen Feuerwehrverbands in Bronze haben erhalten: Jens Dreier, Olaf
Nagel, Andreas Hanke und Torsten Neunast. Das DFV-Ehrenkreuz in Silber haben erhalten: Uwe
Probst, Kai Reichelt, Germut Wollenweber, Jürgen Nolte, Martin Dreier und Jens Rölke. Die
Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbands in Silber hat Abschnittsbrandmeister Nord/Ost Carsten
Winkler erhalten. Die Ehrenmedaille des Deutschen Feuerwehrverbands ging an Jörg Zickfeld, Freier Mitarbeiter des Gandersheimer Kreisblattes, für seine jahrzehntelange umfassende und fachlich versierte Berichterstattung über die Feuerwehren. Die Ehrennadel des
Kreisfeuerwehrverbands in Silber haben Sven Helmold und Manfred Voß erhalten. Die Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbands in Gold ging an Volker Hübchen, Gerd Müller und Horst Lange. Die Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbands Niedersachsen ging an Torsten Bauer.
Fotos: Mennecke/Kreisfeuerwehrverband