Northeim (r). Seit beinahe zwölf Monaten läuft im Landkreis Northeim ein Modellversuch: Außer dem Notruf (112) landen auch die bei der Notrufnummer der örtlichen Ärzte (116117) Anrufenden direkt bei den Disponenten in der Northeimer Einsatzleitstell.
Anhand eines Fragenkatalogs kann der geschulte Disponent innerhalb kürzester Zeit feststellen, welche medizinische Versorgung der Anrufer oder die Anruferin benötigt und ob ein Rettungswagen und möglicherweise ein Notarzt geschickt werden muss. Wenn eine Behandlung durch einen ansässigen Arzt ausreicht, wird der Patient oder die Patientin an den ärztlichen Bereitschaftsdienst vermittelt. Das Ziel ist, dass in allen Fällen schnellstmöglich die erforderliche Hilfe erfolgt.
Mittlerweile liegen erste Auswertungen und Erkenntnisse vor, die aufhorchen lassen.
So wurden etwa 12 Prozent der Anrufe, die eigentlich beim Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117 eingegangen sind, von der Einsatzleitstelle direkt an den Rettungsdienst übermittelt, weil dies aufgrund der benötigten medizinischen Versorgung erforderlich war. Teilweise wurde auch der Notarzt hinzugezogen. Betroffen davon waren in der Modellphase bisher immerhin 1036 Personen, die besser sofort die 112 gerufen hätten. Im Gegenzug mussten lediglich 2 Prozent (325 Anrufe) an die Notrufnummer 112 an den Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst vermittelt werden.
„Das Ergebnis zeigt, dass bei Betroffenen oder Angehörigen häufig Unsicherheit besteht, welches der richtige Weg für eine schnelle und angemessene Hilfe ist“, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel zu dem Zwischenfazit. Nicht umsonst empfiehlt auch der Sachverständigenrat des Bundesministeriums für Gesundheit, sowohl den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst als auch den Rettungsdienst aus einer Leitstelle heraus zu steuern. „Die uns nun vorliegenden Erkenntnisse stützen dies Auffassung“, so Landrätin Klinkert-Kittel weiter.
Der Modellversuch des Landkreises Northeim und der Kassenärztlichen Vereinigung läuft noch bis Ende 2018. Ob beide Rufnummern dauerhaft in der Einsatzleitstelle ankommen sollen, wird im Verlauf des Jahres entschieden. „Ich hoffe, dass wir das Verfahren im Sinne der Bürgerinnen und Bürger in unserer Einsatzleitstelle fortsetzen werden“, macht Landrätin Astrid Klinkert-Kittel abschließend deutlich.