Northeim (red). Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass alle Partnerstädte von dem internationalen Austausch profitiert haben und gemeinsame Projekte planen, um einander bei den anstehenden Problemen und Herausforderungen zu unterstützen. In diesem Zusammenhang wurde auch nochmals die europäische Erklärung zitiert, die die Städtepartner im Jahr 2022 mit dem Tenor „Eure Freunde sind auch unsere Freunde“ unterzeichnet haben. Bürgermeister Simon Hartmann ergänzte im Rahmen der Gespräche: „Gerade jetzt ist die europäische Zusammenarbeit von herausragender Wichtigkeit.“
Im Rahmen des Klostermarktes waren Delegationen mit insgesamt zehn Teilnehmenden der Partnerstädte Prudnik/Polen unter der Leitung des stellvertretenden Bürgermeisters Wiesław Kopterski, Gallneukirchen/Österreich unter der Leitung von Bürgermeister Sepp Wall-Strasser sowie der Solidaritätspartnerstadt Nadwirna/Ukraine unter der Leitung von Bürgermeister Zinovii Andriyovych zu Gast in Northeim. Gilbert Lepoittevin, stellvertretender Bürgermeister der französischen Partnerstadt Cherbourg-en-Cotentin, konnte aufgrund unvorhergesehener Umstände kurzfristig nicht teilnehmen. Die Einladung an die Partnerstädte erfolgte auch vor dem Hintergrund des 1000-jährigen Graf-Otto-Jubiläums sowie des 35-jährigen Partnerschaftsjubiläums. Das 35-jährige Partnerschaftsjubiläum mit Prudnik wurde unter anderem durch die offizielle Einweihung des Prudniker Kreisels gewürdigt.
Es fanden sowohl gemeinsame Gespräche mit allen Partnerstädten als auch einzelne Treffen statt. Aus der Solidaritätspartnerstadt Nadwirna waren erstmals Vertreterinnen und Vertreter in Northeim. Bürgermeister Zinovii Andriyovych bedankte sich für die bisher geleistete Hilfe aus Northeim. Er berichtete eindrücklich von der derzeitigen Lage in Nadwirna, die ihn zwingt, weitere Unterstützung zu suchen. Die Stadt Nadwirna liegt in der Westukraine im Bezirk Iwano-Frankiwsk am Fuße der Karpaten und hat 45.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Derzeit befinden sich 1.500 Soldaten aus Nadwirna im Krieg, 120 sind bereits gefallen, mehr als 35 werden vermisst. Mindestens 5.000 Menschen sind auf der Flucht, 3.000 Geflüchtete benötigen Hilfe. Eine private Erdölraffinerie ist in eine finanzielle Notlage geraten, wodurch angeschlossene Reinigungs- und Kläranlagen nicht mehr funktionieren – mit möglichen dramatischen ökologischen Folgen. Die Kommunaltechnik benötigt dringend Müllfahrzeuge, außerdem soll ein Rehabilitationskrankenhaus für verwundete Soldaten um 20 Plätze erweitert werden. Dafür werden Betten und medizinische Geräte gebraucht. Finanzmittel für Medizin, Bildung und andere Bereiche sind zugunsten der Militärausgaben drastisch reduziert worden.
Im Anschluss an die Gespräche fand eine Besichtigung ausrangierter Müllfahrzeuge der Kreisabfallwirtschaft statt. Es ist geplant, ein bis zwei Fahrzeuge sowie Müllcontainer über Zuschüsse an Nadwirna zu übertragen. Weiterhin wurde das System der Abfallentsorgung durch Günter Gniech, Julian Lehmann-Danzinger und Detlef Hauptmann erläutert. Auch die Northeimer Feuerwehr und deren Fahrzeuge wurden den Gästen von Nils Franke und Rouven Goldberg vorgestellt.
Weitere Programmpunkte am Klostermarktwochenende waren der Einmarsch mit den Landsknechten zur Eröffnung des Marktes, eine Museumsführung mit Vortrag zu Graf Otto durch Dr. Stefan Teuber, ein Besuch der St.-Sixti-Kirche mit Friedensgebet durch Superintendent Jan von Lingen, die Teilnahme am ökumenischen Gottesdienst sowie ein Besuch des Theaters der Nacht mit der Vorstellung „Der Rattendämon“. Die ukrainische Delegation tauschte sich zudem mit dem Verein Ukraine-Haus Northeim aus und besuchte das ukrainische Gräberfeld auf dem Northeimer Friedhof.
Neben den wichtigen infrastrukturellen Unterstützungen für Nadwirna wird voraussichtlich Gallneukirchens Bürgermeister Wall-Strasser mit einer Delegation im Juni 2026 zur Handwerksmesse in Prudnik reisen, um dort wieder mit allen Städtepartnern zusammenzutreffen. In diesem Zusammenhang ist geplant, dass erneut eine Northeimer Jugendband bei der Messe auftritt. Außerdem soll ein Erasmus-Projekt mit kulturellem Schwerpunkt für Kinder und Jugendliche unter Beteiligung von bis zu fünf Partnerstädten entwickelt werden. Das Theater der Nacht wird mit dem „Rattendämon“ nach Gallneukirchen reisen, und es ist eine Lesung aus dem Buch „Das haben wir nicht gewollt“ in der österreichischen Partnerstadt vorgesehen. Zudem ist ein Austauschprogramm für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Northeim und Gallneukirchen geplant.
Eine finanzielle Förderung der Delegationsreise aus der Ukraine erfolgt durch Engagement Global mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Die Fotos des Besuchs können unter folgendem Link abgerufen werden: https://gofile.me/7DXid/HRuZ8ulaK
Foto: Stadt Northeim