Hollenstedt (hakö). Mal auf Krimis, Krankenhaus-Serien und Kochrezepte im TV-Vorabendprogramm verzichten und Themen ansprechen, die einen wirklich berühren, die einem wichtig sind, zum Beispiel über Kinder, Ausbildung, Beruf, über das Dorfleben, über die kleine und große Politik, aber auch über die vermeintlich ganz einfachen Dinge des Lebens, das machen seit kurzem Frauen aus Hollenstedt bei ihrem Stammtisch im Sporthaus des TSV.

"Vollkommen locker, ungezwungen, weit weg von Familie, Arbeit und dem Alltagstrott. Das Angebot wird gut angenommen", hat Ilonka Fuchs beobachtet. Sie ist seit einem Jahr Wirtin im Treff am Sportplatz. Es geht im Kreis der Damen gemütlich zu, ohne Zeitdruck, aber mit einem frisch Gezapften. Das muß sein, das lockert die Sinne und macht frei, vernimmt man aus fröhlicher Runde.

Auf die Idee gekommen ist Ortsratsmitglied Uschi Gerecht, nachdem sie eine ältere Hollenstedterin mit nach Northeim genommen hat. Im Gespräch erzählte diese, wie gern sie auch mal ins Sporthaus gehen würde, sich aber allein nicht traut. So war der 1. Frauen-Stammtisch geboren, offen für jedermann. Das ist fast sieben Wochen her.

Vor dem Hintergrund nachlassender Angebote, wie Gaststätten, Lokale, Tante-Emma-Läden, Friseure im ländlichen Raum, ist der Frauen-Stammtisch inzwischen fast schon eine feste Institution geworden in Hollenstedt. Das ist etwas für das Seelenleben. Ohne Zweifel. Daran möchte man festhalten.

Die Zeit rast, man sieht sich kaum noch, trifft sich vielleicht an der Kasse im Supermarkt und kann sich kurz austauschen. "Und eben das reicht uns nicht", hörte man am vergangenen Freitagabend im Sporthaus. Der lange Tisch ist gefragt, wenn es um Geselligkeit geht.

Nebenbei läuft das "Sportprogramm" der Männer mit Tischfußball, Dart und Skat, aber das stört die Damen nicht. Hier ist fast jedes Alter vertreten beim Klönen. Hier erhält man Tipps zum Einkaufen, Tipps für den Lebensalltag im Leinetal zwischen Northeim und Einbeck. Hier ist man unter sich. Das zählt.

Northeim-News hat Stimmen eingefangen beim 3. Frauen-Stammtisch, die belegen, wie wertvoll ein offenes Gespräch unter Frauen sein kann.
Ute Denecke: "Endlich ein Angebot für uns Frauen und das Alters übergreifend. Männer bleiben in der Skatecke".
Katharina Reppin: "Ich bin ganz neugierig, bin zum ersten Mal dabei und erwarte natürlich Knatsch und Tratsch. Man geht am Tag seiner Arbeit nach und wenn man nach Hause kommt, warten die Kinder."
Helga Bohne: "Freue mich auf die Bewohnerinnen aus unserem Dorf. Es passiert ja nicht mehr viel. Es gibt kein Lokal, kein Geschäft mehr. Ich möchte in geselliger Runde auch mal ein Bier trinken."
Franziska Broda: "Endlich - endlich was für Frauen!"
Helga Geier: "Wir kommen immer wieder gern. Es ist einfach so schön".

Fotos: hakö