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Montag, 23. Dezember 2024 Mediadaten
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Chi Kin Tsui (links) und Yuxing Wei (rechts) aus Peking haben in Northeim am Wirtschaftsgymnasium ihr Abitur abgelegt. Das schönste Erlebnis für Tsui war, viele Freunde und vor allem seine Freundin in Northeim kennenzulernen; für Yuxing war es ein unvergessliches Weihnachtsfest mit seiner Gastfamilie. Das Foto entstand vor St. Blasien am Münster in Northeim.

Northeim (red). Das ist für Northeim ein Novum: Zwei Schüler aus China legten vor kurzem an der Europa-Schule BBS 1 Northeim ihr Abitur ab und werden bald ein Studium beginnen. Chi Kin Tsui (21) und Yuxing Wei (20) entschieden sich vor vier Jahren, aus Peking nach Northeim zu kommen, um hier ihre Schulkarriere fortzusetzen. „Mein Ziel war, eine deutsche Schule zu besuchen, da dies die beste Möglichkeit ist, die Sprache besser zu lernen und die Kultur besser zu verstehen, und anschließend in Deutschland zu studieren“, erzählt Chi Kin Tsui, der sich erst an seinen neuen Wohnort gewöhnen musste. „Als jemand, der aus einer Stadt mit mehr als 20 Millionen Einwohner kommt und an das Leben in einer Großstadt gewöhnt ist, war der Unterschied sehr groß. Das Leben war nicht so bequem wie früher in Peking“, erzählt er, aber nachdem er Freude kennengelernt und eine bessere Wohnung gefunden hatte, gefiel ihm die Stadt schon besser.

Sein Mitschüler Yuxing Wei, der Peking als eine faszinierende Metropole mit einer reichen Geschichte und modernem Flair erlebt hat, empfand Northeim hingegen als charmant und die Menschen als sehr herzlich. „Ich habe viele wunderbare Erinnerungen aus meiner Zeit in Northeim. Meine ersten Eindrücke von Northeim waren von einer idyllischen, kleinen Stadt mit einer entspannten Atmosphäre geprägt. Heute denke ich gerne an die Zeit zurück und empfinde Northeim als einen besonderen Ort, an den ich immer gerne zurückkehre.“

Die Idee, seinen Schulabschluss in Deutschland zu machen, entstand durch Gespräche mit seinem Deutschlehrer an der „Beijing University Affiliated Middle School“, die er bis vor vier Jahren besuchte: „Er überzeugte mich von den vielfältigen Bildungsmöglichkeiten und davon, mir in Deutschland kulturelle Erfahrung aneignen zu können.“ Yuxing Weis Freunde und Verwandte waren anfangs überrascht von seiner Entscheidung, erzählt der Abiturient, aber auch sehr begeistert: „Einige von ihnen waren neugierig auf meine Erfahrungen und sie fanden es mutig und unterstützten mich voll und ganz, aber meine größten Unterstützer waren meine Eltern, die mich ermutigten, meinen Traum zu verfolgen. Auch meine deutsche Gastfamilie und meine neuen Freunde an der BBS 1 Northeim standen mir mit Rat und Tat zur Seite und halfen mir bei der Integration in das neue Umfeld.“

Auf die Frage, was sich der junge Chinese von seinem deutschen Schulabschluss erhoffte, antwortet er sofort: „Eine erstklassige Bildung, die mir Türen zu internationalen Universitäten und beruflichen Möglichkeiten öffnen würde. Zudem wollte ich meine Deutschkenntnisse verbessern und eine bereichernde kulturelle Erfahrung machen.“ Seine Erwartungen seien dabei noch übertroffen worden: „Ich erwartete eine moderne Schule mit einem breiten Fächerspektrum und interkulturellem Austausch. In der Realität bot die BBS 1 Northeim all das und noch mehr: ein vielfältiges Angebot an Kursen, zudem zahlreiche Aktivitäten außerhalb des Unterrichts, in der Klassengemeinschaft habe ich mich wohlgefühlt und die Lehrer waren engagiert und stets hilfsbereit.“

Auf der Einjährigen Berufsfachschule Wirtschaft erwarben beide 2020 ihren ersten deutschen Abschluss, vertieften ihre Deutsch- und Wirtschaftskenntnisse und wurden dann am Wirtschaftsgymnasium angenommen, wo sie im Juli erfolgreich das Abitur ablegten. Möglich wurde dies, weil die BBS 1 Northeim eine der wenigen Schulen in Niedersachsen mit internationaler Ausrichtung ist. In der Schule musste sich Chi Kin Tsui erst an die Unterschiede gewöhnen. „Die tägliche Schulzeit in China geht normalerweise bis 16 oder 17 Uhr für die Schüler, die nicht in der Schule wohnen; in Deutschland hat man früher Schulschluss, wohingegen in China die Schüler am Mittag eine bis zwei Stunden lang Pause haben. Aber der Schulstress in China ist größer als in Deutschland, selbst bei einem sprachlichen Nachteil.“ Yuxing Wei fiel vor allem auf, dass chinesischen Schulen einen stärkeren Fokus auf Wettbewerb und das Abschneiden bei Prüfungen legen. „In Deutschland standen kritisches Denken und Diskussionen mehr im Vordergrund. Gemeinsam war beiden Schulen der Wunsch, den Schülern eine gute Bildung zu vermitteln“, sagt er. Für ihn sei am schwersten gewesen, mit der Sprachbarriere umzugehen, den Unterrichtsinhalten vollständig folgen zu können und sich aktiv an Diskussionen zu beteiligen: „Es war eine Herausforderung, mich sprachlich auszudrücken und komplexe Themen zu verstehen.“

Als einschneidend erlebten beide die Zeit der Corona-Pandemie: „Besonders schlimm war, dass ich drei Jahre lang nicht nach Hause fahren konnte“, erzählt Chi Kin Tsui. Und auch sein Mitschüler empfand die Coronazeit als eine herausfordernde Phase. „Der Wechsel zum Distanzunterricht war anfangs schwierig, aber wir haben uns angepasst. Ich habe die Zeit genutzt, um meine Hobbys zu vertiefen und mich mehr mit meiner Gastfamilie zu beschäftigen“, gewinnt Yuxing Wei dem Lockdown eine positive Seite ab. Am Ende erreichten beide ihr hochgestecktes Ziel, die Allgemeine Hochschulreife in Deutschland zu erwerben. Studiendirektor Peter Fiebag und Klassenlehrerin Susanne König bewerten das Abitur der beiden als eine Spitzenleistung ganz besonderer Art: „Mit 17 Jahren allein in ein fremdes Land zu reisen und in einer fremden Sprache das Abitur zu bestehen, zeigt, wozu Jugendliche mit einer hohen Motivation in der Lage sind. Unsere Kolleginnen und Kollegen und wir selbst freuen uns mit den beiden über ihren großartigen Erfolg.“

Chi Kin Tsui flog gleich nach dem Abiturball gemeinsam mit seiner Freundin, die er in Northeim vor drei Jahren am Beruflichen Gymnasium kennengelernt hat, erst einmal nach China, um seine Familie wiederzusehen. Wenn er im September zurückkommt, wird der Abiturient in seinem Lieblingsfach Informatik, in dem er sogar für seine herausragende schulische Leistung von der „Gesellschaft für Informatik e. V.“ ausgezeichnet wurde, mit einem Informatikstudium in Süddeutschland beginnen.

Damit Eltern und Geschwister die Übergabe des Abiturs miterleben konnten, hatte die BBS 1 eine Liveschaltung zu beiden Familien in Peking eingerichtet. Auch dies ein Novum. „Meine Eltern waren sehr stolz auf mich, als sie erfuhren, dass ich das Abitur geschafft habe“, freut sich Yuxing Wei. „Sie haben mir gesagt, wie glücklich und dankbar sie sind, dass ich diese Möglichkeit in Deutschland bekommen habe.“ Sein Lieblingsfach Wirtschaft, bei dem ihn besonders Unternehmensmanagement interessierte und ihn faszinierte, wie Wirtschaft die Welt beeinflusst, wird nun seinen weiteren Lebensweg prägen. In Deutschland wird er internationales Management studieren: „Ich freue mich darauf, was die Zukunft für mich bereithält. Ich möchte mich aber auch bei allen Lehrern, Freunden und meiner Gastfamilie in Northeim herzlich bedanken. Sie haben mir geholfen, mich in Deutschland wohlzufühlen, und mich in meinem Lernprozess unterstützt. Vielen Dank an alle, die mich auf meinem Weg begleitet haben.“

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