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Freitag, 18. Oktober 2024 Mediadaten
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Junge Aale werden in die Weser gesetzt. In ganz Niedersachsen wurden flächendeckend Tiere in Fließgewässer eingebracht.

Landkreis Northeim (red). Die wohl größte Artenhilfsaktion Niedersachsens hat am letzten Wochenende ihren diesjährigen Abschluss gefunden: Unter Federführung des Anglerverbandes Niedersachsen haben mehr als 200 Angelvereine mit über 1.000 Helfern fast drei Millionen kleine Aale in Hunderten Gewässern zwischen Harz und Ostfriesland ausgewildert. Die Anglerinnen und Angler hoffen so, den Bestand dieser einzigartigen Fischart in Niedersachsens Flüssen zu erhalten. 

Der Aal war einst einer der häufigsten Fische in Norddeutschland und besiedelte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nahezu jeden Fluss, Bach und Graben unserer Heimat. Seit Anfang der 1980er Jahre nimmt die Zahl der vom Meer in Süßwasser aufwandernden sogenannten Glasaale aber dramatisch ab. Der Anglerverband Niedersachsen (AVN) koordiniert daher gemeinsam mit der oberen Fischereibehörde des Landes seit über 13 Jahren Bemühungen, den Wanderfisch in Niedersachsen zu erhalten. Im Rahmen des niedersächsischen Aalförderprogramms werden von Angelvereinen landesweit jährlich mehrere Millionen junge Aale besetzt, die zuvor in Frankreich schonend und unter strengen Artenschutzauflagen gefangen und im LKW hierher transportiert wurden.

Das Unterfangen ist aufwendig und spielt nur auf Zeit. Langfristig müssten die Gewässer wieder durchgängig und naturnah gestaltet werden, um ein deutschlandweites Aussterben dieser faszinierenden Art zu verhindern. 

Weltenbummler vor Hindernissen

Würden Sie quasi der Liebe wegen mehr als 5.000 Kilometer wandern? Der Aal tut dies. Wenn er mit 10-15 Jahren geschlechtsreif wird, schwimmt er aus unseren Flüssen durch den Atlantik bis in die ferne Sargassosee südlich von Florida. Denn der schlangenförmige Fisch laicht nirgendwo sonst, außer in der Nähe der Bermudas. Sein Nachwuchs ist nicht weniger erstaunlich. Die kleinen Larven machen sich gleich nach dem Schlupf auf den Weg nach Europa. Zwei bis drei Jahre lassen sie sich in Schwärmen von Aber-Milliarden Tieren vom Golfstrom ostwärts treiben. An den europäischen Küsten angekommen, wandeln sich die weidenblattförmigen Jungtiere dann zu Glasaalen. Bis vor wenigen Jahrzehnten konnte man im Frühjahr überall an unseren Flüssen riesige Schwärme von Glasaalen beobachten, die europaweit nahezu jeden Winkel unserer Fließgewässer besiedelten und zu stattlichen Aalen von bis zu einem Meter Länge heranwuchsen.

Doch damit ist seit den 1980er Jahren vielerorts Schluss: Aus immer noch nicht endgültig nachvollziehbaren Gründen ist die Zahl der aufwandernden Glasaale seitdem um bis zu 98 % zurückgegangen und hat zum Zusammenbruch vieler Aalbestände in unseren Flüssen geführt. Eine wesentliche Ursache für den Aalrückgang liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Menschen: Alleine in Niedersachsen versperren nach wie vor über 7.000 Wehre den streichholzgroßen Jungaalen den Weg flussauf.  Beim Weg zurück in Richtung Meer müssen die Aale dann über 280 Wasserkraftanlagen passieren, die jährlich Hunderttausende Aale in ihren Turbinen töten. Auch eingeschleppte Parasiten, klimwandelbedingte Änderungen des Golfstroms und hochgiftige Chemikalien, die sich im fettreichen Körpergewebe des Aals anreichern und nicht zuletzt der illegale Schmuggel von jährlich Milliarden von Aalen in ostasiatische Fischfarmen tragen dazu bei, dass es den europäischen Aalpopulationen anhaltend schlecht geht.

So helfen Anglerinnnen und Angler

Um dafür zu sorgen, dass in Norddeutschlands Flüssen auch in Zukunft trotzdem noch Aale vorkommen, koordiniert der Anglerverband Niedersachsen ein besonderes Programm. Ralf Gerken, seit 13 Jahren für die landesweite Koordination des Aalbesatzprogramms beim Anglerverband zuständig, kennt die Abläufe: In Frankreich, wo es in einigen Flussmündungen noch ausreichende Mengen an Glasaalen gibt, werden die Jungfische von zertifizierten Fischereibetrieben mit streng überwachten Quoten und schonenden Fangnetzen gefangen und dann per Lastwagen an allen Hindernissen vorbei bis nach Niedersachsen gefahren. Dort werden sie von Angelvereinen wieder in die Freiheit entlassen. Die Kosten übernehmen zu 60% die EU und das Land Niedersachsen. Den Rest stemmen die Anglerinnen und Angler aus der Vereinskasse. In diesem Jahr betrug der finanzielle Aufwand über 400.000 €.

Nur eine Übergangslösung

Gerken ist mit Herzblut bei der Sache, sieht seine Bemühungen aber dennoch kritisch. Er erklärt: „Aalbesatz ist nur eine von drei Säulen der EU-Aalverordnung. Die Reglementierung des Aalfangs und die konsequente Verfolgung von Aal-Schmugglern ist ein weiterer Baustein. Doch sind das nur Symptombehandlungen. Die dritte Maßnahme, nämlich die Schädigungsraten der vom Aussterben bedrohten Tiere durch Wasserkraft zu minimieren, wird von der Politik viel zu halbherzig bis gar nicht angegangen.“ Zudem würde es immer noch zu viele nicht funktionsfähige Fischtreppen geben, die für den Laien vielleicht nach Fischschutz aussähen, von Wanderfischen aber nicht genutzt werden könnten. Der AVN-Biologe und sein Team hoffen, dass sich das bald ändert: Damit Aale wieder alleine durchs Wasser und nicht über die Straße mit Hilfe von Menschen zu ihren ureigenen Lebensräumen gelangen können.

Foto: Florian Möllers

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