Uslar (red). Mit stehendem Applaus endete ein ebenso spannendes wie unterhaltsames Theaterstück in der Albert-Schweitzer-Schule, in dem 10 besondere junge Menschen brillierten. Fünf spannende Monate neigten sich mit der Premiere des Theaterstücks ZusammenHalt dem Ende zu. Vorbei ist die Zeit der Anspannung; vorbei ist die Zeit der Gruppenfindung und auch die gemeinsame Motivation, sich als Team nach vorn zu bringen, etwas Nachhaltiges zu erschaffen. Aber vorbei heißt nicht vergessen. Aufwühlende Momente, gemeinschaftlicher Erfahrungsaustausch, das Knüpfen von ganz persönlichen Banden und das großartige Zusammenhaltgefühl schwinden nicht einfach, weil ein Projekt zu Ende geht. Die zehn Jugendlichen aus dem Kinderdorf und dem Jugendwohnen des Albert-Schweitzer-Familienwerks sowie von der Albert-Schweitzer-Förderschule sind nun um eine ganz besondere Erfahrung reicher.
Von der Erkenntnis, durch das Projekt ZusammenHalt selbst eine Menge über Zusammenhalt und Teamarbeit gelernt zu haben, bis hin zu der Hoffnung das große Stück hier und da noch weitere Male aufführen zu können, reichen die O-Töne der jungen und hochmotivierten Darsteller.
Das Theaterprojekt entstand durch die Initiative der bekannten Schauspielerin Kristin Meyer und ihren Verein Act to Be e.V. und dem Albert-Schweitzer-Bundesverband der Kinderdörfer und Familienwerke. Federführend wurde ZusammenHalt vom Jugendwohnen des Albert-Schweitzer-Kinderdorfes in Uslar begleitet. Als Projektleitung zeichnete sich Andrea Schlemme (Sozialpädagogin im Jugendwohnen)verantwortlich. Die ebenso als Theaterpädagogin ausgebildete wurde tatkräftig durch das weitere Jugendwohnen-Team bestehend aus Leitung Sabine Böker sowie Uschi Theiß und Wolfgang Böttcher unterstützt.
Das Bündnis für Bildung „Kultur macht stark“, sowie der Albert-Schweitzer-Bundesverband, der Verein Act to Be, die Albert-Schweitzer-Förderschule und der Verein Arte Events waren weitere finanzierende und unterstützende Partner.
Während sich das Lampenfieber auf den Gesichtern der Darsteller direkt vor dem Stück wiederspiegelte, konnte man in der Mimik der Zuschauer die Spannung und Vorfreude auf das Stück sehen. Letztlich war der „krasse Move zwischen Angst und Mut“ nicht zu viel versprochen. Bürgermeister Torsten Bauer betonte in seiner Eröffnungsrede zur zehnten Nacht der Kultur anhand fünf prägnanter Merkmale, wie Uslar vom Albert-Schweitzer-Jugendwohnen profitiert und lobte auch den regelmäßigen Einsatz bei der Kulturveranstaltung. Immer wieder brachte sich das Jugendwohnen bereits zur Nacht der Kultur ein. Das aktuelle Projekt war dabei Highlight.
„Eine Welturaufführung und das hier in Uslar. Das ist schon eine krasse Sache“ zeigte sich der Bürgermeister mit offenen Worten beeindruckt. Nachdem er den zehn jungen Darstellern nach alter Manier „Toi, Toi, Toi“ wünschte, übergab er das Wort an die stellvertretende Landrätin Gudrun Borchers. Diese lobte ebenfalls die Idee des Theaterstücks mit den Themen Zusammenhalt und Ausgrenzung und stellte fest, dass diese gut in die Zeit passen. Sie fand auch Worte für die beiden beteiligten Schauspieler Kristin Meyer als eine Initiatorin und Timo Hübsch, der als Regisseur fungierte. Timo Hübsch im Übrigen verstand sich nicht nur darauf, mit großer Einfühlsamkeit Erfahrungen und Momentaufnahmen aus dem eigenen Leben der Akteure heraus zu kitzeln und in ein bühnenfähiges Konstrukt zu packen, er motivierte die anfangs noch sehr unsicheren Jugendlichen auch dazu, ihren Weg weiter zu beschreiten und damit über sich selbst hinauszuwachsen.
Gudrun Borchers allerdings verwies weiterhin auf die schauspielerischen Fähigkeiten Timo Hübschs in Actionformaten und erwartete auch Action im bevorstehenden Stück. Diese Action lieferte bereits Margitta Behnke – Geschäftsführerin des Albert-Schweitzer-Bundesverbandes der Kinderdörfer und Familienwerke - verbal in ihrer anschließenden Rede. Denn sie wusste von der aktionsgeladenen Entstehung des Projekts zu berichten. Nicht nur der Auftakt war dabei eine spannende Sache, sondern auch die gesicherte Finanzierung stellte sich erst im allerletzten Moment ein. Margitta Behnke war sich sicher: „Es wird im Anschluss sicher noch genügend gute Gründe geben, über das Stück zu sprechen und sich auszutauschen. Im Anschluss wird es die Gelegenheit dazu geben.“ Dann ließ sie das fulminante Spiel der Jugendlichen für sich sprechen und auf das Publikum in der gut gefüllten Aula der Albert-Schweitzer-Förderschule wirken.
Man erlebte schockierende, erschreckende und unbegreifliche Momente. Zu leugnen, dass die Akteure der Gesellschaft, sich selbst und ebenfalls allen Anwesenden den durchaus anklagenden Spiegel vorhielten, blieb keine Option. Umso einprägender waren die Momente des Aufatmens und der Möglichkeit eines harmonischen Zusammenspiels. ZusammenHalt regte sicherlich zum Nachdenken an, doch machte es auch Mut, mit besserem Beispiel voranzugehen. Denn die eindeutige Message war: Ein jeder Einzelne trägt zu einem funktionierenden Miteinander bei. Und mit dieser aufgefrischten Erkenntnis und den eigenen Reflektionen zum Projekt entließen die jungen Akteure sowie Timo Hübsch und Kristin Meyer, die als Projektbeteiligte ebenfalls noch Rede und Antwort standen, ihr Publikum.
Foto: Albert-Schweitzer-Familienwerk e.V.