Northeim (lpd). Die Naturkatastrophe im Ahrtal hat gezeigt, wie schnell eine Gefahrenlage eintreten kann und wie wichtig es ist, die Bevölkerung schnellstmöglich und umfassend zu informieren. Der bundesweite Warntag ist eine Chance, die Bürgerinnen und Bürger darüber aufzuklären, wie in Deutschland der sogenannte Warnmittelmix funktioniert.

Sirenen informieren in drei verschiedenen Tönen

Wer denkt, dass heulende Sirenen ein Relikt längst vergangener Tage sind, der irrt. Im Katastrophenschutz spielen sie auch im Landkreis Northeim eine wichtige Rolle. Sie sind in das Konzept zur Warnung der Bevölkerung integriert Die Warnsignale der Sirenen lassen sich dabei kinderleicht unterscheiden. Sie gliedern sich in drei Töne.

Warnung der Bevölkerung: Wenn die Sirene eine Minute lang im Heulton zu hören ist, dann ist dies für die Bevölkerung die Information, Fernseh- und Rundfunkdurchsagen zu beachten. Dort gibt es dann, ebenso wie über die Warnapp BIWAPP (oder andere Warnapps), die Social-Media-Kanäle des Landkreises Northeim, der Feuerwehr und deren Internetseiten Informationen zur aktuellen Warnlage sowie zum richtigen Verhalten.

Entwarnung: Ein einminütiger Dauerton hebt die zuvor ausgesprochenen Warnungen auf.

Alarmierung der Feuerwehr: Bei großen Einsatzlagen der Feuerwehr sowie in Ortschaften ohne Funkmeldeempfänger, umgangssprachlich auch Pieper genannt, werden die Mitglieder per Sirene zum Einsatz gerufen. Dies geschieht mit einem dreimaligen zwölfsekündigen Dauerton. Diesen klassischen „Feueralarm“ kennt man noch vom Probealarm am ersten Samstag im Monat immer gegen 12 Uhr mittags. Inzwischen ist dieser Probealarm nur noch für die Dauer von etwa 12 Sekunden zu hören. Diese Warnung richtet sich allerdings nur an Angehörige der Feuerwehr und stellt keine Warnung der Bevölkerung dar.

Rund 200 Sirenen der Städte und Gemeinden im Landkreis Northeim sind inzwischen mit digitalen Meldeempfängern (DME) ausgestattet. Vor der Umrüstung konnten sie ausschließlich für eine Alarmierung der Feuerwehren eingesetzt werden. Jetzt ist zusätzlich eine Warnung und Entwarnung der Bevölkerung möglich. Eine Sirenenwarnung kann dabei kreisweit erfolgen, aber auch für einzelne Ortschaften.

Kreisbrandmeister Marko de Klein ist froh, den kreisweiten Alarm der Sirenen erneut testen zu können: „Entgegen der meisten anderen Warnungen erfolgt die Alarmierung der Sirenen am Warntag durch die Einsatzleitstelle in Northeim. Mit dem Probealarm am 8. Dezember können wir also erneut testen, ob die Ansteuerung der Sirenen funktioniert und ob die Menschen in den Orten, in denen es keine oder nicht ausreichend Sirenen gibt, anderweitig Informationen über die Gefahrenlage erhalten.“ Denkbar ist beispielsweise der Einsatz mobiler Sirenen.

Meldungen auf dem Handy

Es gibt verschiedene Warn-Apps, die sich die Nutzerinnen und Nutzer auf ihrem Smartphone installieren können. Dabei ist es egal, für welche man sich entscheidet. Die im System als „Warnung“ markierten Meldungen werden über das Warnsystem MoWaS verbreitet und an alle Warn-Apps ausgespielt.

Der Landkreis Northeim nutzt die Warn-App „BIWAPP“ bereits seit 2016 als Hauptwarnmittel um über Gefahrensituationen und Katastrophen zu warnen. Darüber hinaus wird auch über Schulausfälle, Fahrplanänderungen der Schülerbeförderung, Geschwindigkeitskontrollen, Straßensperrungen und Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes informiert. Neben der Kreisverwaltung können sämtliche Städte und Gemeinden des Landkreises Northeim eigenständig Meldungen in BIWAPP erfassen.

Erstmals in Deutschland wird zum bundesweiten Warntag 2022 auch Cell Broadcast getestet, dessen Einführung nach der Naturkatastrophe im Ahrtal gesetzlich ermöglicht wurde. Mit dieser Technologie können Warnmeldungen an alle in einer Funkzelle (bestimmter Abschnitt eines Mobilfunknetzes) befindlichen Mobilfunkendgeräte versendet werden. Hierfür wird eine Standardtechnologie des Mobilfunknetzes genutzt: Jedes Mobilfunkendgerät, sowohl Smartphones als auch konventionelle Handys, registriert sich automatisch in einer sogenannten Funkzelle, über die ein Netzempfang hergestellt wird. Der zentrale Verteiler einer Funkzelle kann dann in umgekehrter Richtung Warnmeldungen an alle Mobilfunkendgeräte versenden. Bei Warnmeldungen über Cell Broadcast handelt es sich ausschließlich um Textnachrichten, Bilder oder Karten werden nicht übertragen.

Findet ein Gefahrenereignis statt, bekommen alle Personen innerhalb der betroffenen Funkzelle, die ein dafür voreingerichtetes, empfangsbereites Mobilfunkendgerät bei sich führen, eine Warnmeldung auf deutsch und englisch in Form einer Cell Broadcast-Nachricht auf ihr Mobilfunkendgerät übersandt. Im Gegensatz zur bekannten SMS erfolgt der Versand anonym und die Übertragung der Warnmeldung ist nicht durch überlastete Netze gefährdet. Welche Handys und Betriebssystem mit Cell-Broadcast erreicht werden können, finden Sie online unter www.landkreis-northeim.de/warntag

Weitere Instrumente im Warnmittelmix

Neben Sirenen, Handys oder Smartphones sind in Deutschland weitere Instrumente Teil des Warnmittelmix. So gehören auch Radio und TV zu den Medien, die im Gefahrenfall wichtige Informationen für die Bevölkerung bereithalten. Polizei und Feuerwehr oder andere Fahrzeuge des Katastrophenschutzes können mit Lautsprecherdurchsagen die Bevölkerung informieren, wenn zum Beispiel bestimmte Bereiche evakuiert werden müssen.

Um möglichst schnell möglichst viele Menschen erreichen zu können, sind Internetseiten und soziale Medien besonders wichtig geworden. Jeder Rundfunksender und jede Zeitung hat eine eigene Internetseite. Auch im Landkreis Northeim informieren die Kreisverwaltung und die Kreisfeuerwehr auf ihren eigenen Internetseiten, aber auch auf ihren Kanälen in den sozialen Netzwerken wie facebook, Instagram und twitter im Gefahrenfall schnell und umfassend.

Leider ist dieser Bereich auch häufig die Quelle von Falschmeldungen, weshalb im Katastrophenfall die sozialen Netzwerke durch die Einsatzkräfte und den Katastrophenstab nicht nur bespielt, sondern auch beobachtet und moderiert werden.

Proben, um sicher zu sein

Die Probewarnung am bundesweiten Warntag findet statt, weil nach Ansicht aller beteiligten Stellen die Abläufe der Warnung regelmäßig geübt werden müssen, um ihr Funktionieren im Ernstfall sicherzustellen.

Der erste bundesweite Warntag 2020 hat gezeigt, dass technische Mängel zum Teil nur durch einen realitätsnahen Test aufgedeckt werden können. Auch im Hinblick darauf, dass Gefahrenereignisse nicht an Gemeinde- oder Landesgrenzen haltmachen, ist das Erproben des Zusammenspiels aller beteiligten Akteure wichtig, um sicherzustellen, dass eine Warnmeldung rechtzeitig bei allen Betroffenen ankommt.

Weitere Informationen finden Sie auch online unter www.landkreis-northeim.de/warntag

Foto: lpd