Northeim (hakö). Die Reaktionen auf die Ankündigung der Stadt Northeim, den Münsterplatz, das Herz der Kreisstadt, baldmöglichst umgestalten zu wollen, schlagen hohe Wellen in der Bevölkerung. Von überflüssig bis viel zu kostspielig, die Meinungen konzentrieren sich auf Ablehnung. Gewaltige Mehrkosten von über 1,5 Millionen Euro machen die Runde. Woher nehmen? Und jetzt sickert durch: Die Stadt Northeim plant gar eine riesige Abschiedsparty für den alten Münsterplatz. Kosten angeblich fast 140.000 Euro. Diese Ankündigung ruft "Wut und Zorn" über Sinn und Zweck der vollmundig angekündigten Sanierung der Freifläche hervor. Der Quellhügel am City Center soll einem Spielplatz-Container weichen. Das hat der Rat beschlossen. Man stelle sich nur vor, ein Container mit den Logos der Bundesligisten, wie man es so oft sieht in der Landschaft. Unglaublich. Verwaltung, ihre Chefetage und der emsige Rat der Stadt stehen in der Kritik. Und die fällt massiv aus in breiten Teilen der Bevölkerung.
Warum etabliert man nicht wieder einen Busbahnhof, vorrangig für Schüler auf dem Münsterplatz, wie ihn der FDP-Fraktionschef im Rat, Eckhard Ilsemann, seit langen Jahren fordert? Im Einklang mit Doris Ohlmer von Papierus, um die Schülerströme von der Friedrichstraße wieder durch die Innenstadt zu leiten und für Leben zu sorgen wie früher. Erschreckend nach wie vor die Leerstände. "Die Stadt ist tot", hört man nicht nur von Bürgern, sondern auch von auswärtigen Besuchern. Man stelle sich nur vor, bei der Sanierung des Münsterplatzes werden, wie vermutet, Gräber aus Urzeiten entdeckt. Die Umgestaltung des Platzes würde Jahre dauern und für die wenigen, verbliebenen Geschäfte womöglich das endgültige "Aus" bedeuten. Ein weiterer Streitpunkt ist die in diesen Tagen von der Landesbehörde für Straßenbau in Bad Gandersheim und der Stadt Northeim für den bevorstehenden Herbst angekündigten (Voll-)Sperrungen des Konrad-Adenauer-Damm und die Deckenerneuerung unter anderem der viel befahrenen Einbecker Landstraße. Die hier betroffenen Unternehmen sind entsetzt über das "eiskalte Vorgehen" von Landesbehörde und städtischem Bauamt. "Über die Köpfe der Einwohner/Anlieger hinweg", hört man auf der Straße und in Cafés der Supermärkte. Das nie enden wollende Jahrhundertbauwerk, der sechsspurige Ausbau der A7 hat oft Vollsperrungen zur Folge und damit Verkehrschaos in und um Northeim. Christina Manietta aus dem Northeimer Ortsteil Edesheim klagt: "Wir können oftmals in der Nacht kein Fenster mehr öffnen. Vor unserem Haus an der Ortsdurchfahrt staut sich der Umleitungsverkehr. Das ist unglaublich, wie unsensibel die Behörden mit den betroffenen Bürgern umgehen". In Northeim scheint der Wohnwert längst auf "Null" gesunken zu sein. Der Stadt fehlt, so vernimmt man öfter, ein professionelles Management zum Wohle der Bürger und Gäste. Und noch ein Manko: Die fehlenden Schallschutzwände an der A7 in Höhe des Freizeitsees, wie sie zum Beispiel Echte längst hat. Auch hier fehlt es an einem touristischen Konzept, wie in der Stadtmitte.
Foto: Hartmut Kölling