Northeim (red). Anstelle des ausgefallenen Neujahrsempfangs möchte die CDU Northeim in diesem Jahr mit einem Interview einen Rück- und einen Ausblick auf die politischen Geschehnisse geben. Der letztjährige Abiturient und Mitgliederbeauftragte, Olaf Lürig, zeigt sich im Gespräch mit dem Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes, Malte Schober, zum Wahljahr 2021.
Olaf Lürig: Frohes neues Jahr, lieber Malte. Corona hält uns alle in Atem. Wie geht die Northeimer CDU damit um?
Malte Schober: Danke, lieber Olaf, das wünsche ich dir auch. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens machen natürlich auch vor der Politik nicht halt. So haben wir uns ja als Partei vorgenommen, unsere Kommunalpolitik viel transparenter für die Menschen vor Ort zu gestalten. Leider konnten wir aber beispielsweise unseren erfolgreichen Arbeitskreis Zukunft nicht mehr öffentlich einberufen, obwohl wir dort immer wieder auch externe Gäste zu unseren verschiedenen Themen wie Innenstadt, Schuhwallhalle, Industriegebiet West etc. begrüßen konnten. Gleiches gilt für die in den Vorjahren sehr gut besuchten Veranstaltungen des Neujahrsempfangs, sowie des Schlachteessens in Langenholtensen. Das fehlt uns allen, aber wir stehen natürlich zu den getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung zum Schutz der Bevölkerung. Es bleibt die Hoffnung, dass der Spuk hoffentlich spätestens im Sommer vorbei ist und sich wieder mehr Normalität verbreitet.
Olaf Lürig: Gerade der Arbeitskreis fehlt wirklich. Da waren wir so gut unterwegs. Insbesondere für junge Mitglieder wie mich sind solche Sitzungen ideal, um an die Kommunalpolitik herangeführt zu werden. Was meinst du, mit welchen Zielen geht die CDU in das Jahr 2021?
Malte Schober: Es wird zweifelsohne ein arbeitsreiches und spannendes Jahr werden. Zunächst einmal wünschen wir uns natürlich, dass die Pandemie so schnell wie möglich vorbei ist und möglichst wenig weitere Opfer zu beklagen sind. Politisch wollen wir Roy Kühne helfen, erneut den Wahlkreis für sich zu entscheiden, seine hervorragende Arbeit der letzten Jahre fortzuführen. Kommunalpolitisch werden wir den eingeschlagenen Weg des Neuaufbaus der Northeimer CDU weiter gehen. Wir starten mit einem weitgehend erneuerten Team in die Kommunalwahl. Herausragend im Vergleich zum derzeitigen Stadtrat ist die erhebliche Anzahl junger Kandidaten wie du sie repräsentierst. Und wir werden erneut mit einer vergleichsweise hohen Anzahl von Bewerberinnen in die Kommunalwahl gehen, immerhin stellt die CDU auch derzeit schon 4 der insgesamt nur 5 Ratsdamen. Auch hier ist ein großer Teil der Kandidatinnen erstmals dabei, da unsere erfahrenen Ratsdamen nach z.T. mehreren Jahrzehnten im Rat altersbedingt aussteigen. Erfreulicherweise stehen etwa mit der Langenholtenser Ortsbürgermeisterin, Reta Fromme, oder dem derzeitigen Vorsitzenden der Kreistagsfraktion, Heiner Hegeler, auch sehr erfahrene Ratsmitglieder zur Verfügung, sodass wir mit einer guten Mischung aus jugendlichem Elan und politischer Erfahrung für Furore sorgen wollen. Unser Ziel ist es die stärkste Fraktion im Stadtrat zu werden.
Olaf Lürig: Das ist eine klare Ansage. Wieso sollten die Bürgerinnen und Bürger nach Jahrzehnten nicht mehr die SPD zur stärksten Partei wählen?
Malte Schober: Das entscheiden letztlich natürlich allein die Wählerinnen und Wähler im September. Politisch interessierte Bürgerinnen und Bürger beobachten aber schon seit der letzten Bürgermeisterwahl, dass die Sozialdemokraten in den Rats- und Ausschusssitzungen kaum in Erscheinung treten, während sich die anderen Fraktionen der demokratischen Parteien durch Mitarbeit und Anträge konstruktiv an der Ratsarbeit beteiligen. Schaut man sich die wenigen Anträge der SPD-Ratsfraktion der letzten Monate an, geht es dabei vor allem darum mehr Geld zu verteilen oder die Stadt als Sicheren Hafen noch stärker als geplant in die Flüchtlingshilfe einzubinden. Unsere großen Projekte hingegen werden von der SPD inhaltlich zu wenig begleitet, das war bis vor 2 Jahren unter dem ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Berthold Ernst noch ganz anders.
Olaf Lürig : Was muss sich deiner Meinung nach im nächsten Stadtrat unbedingt ändern?
Malte Schober: Das öffentliche Image des Northeimer Stadtrates muss dringend verbessert werden. Dazu gehören eine Versachlichung der Diskussionen in den Sitzungen und ein respektvollerer Umgang miteinander. Das war in der letzten Ratssitzung im Dezember zum Teil nicht mehr gegeben. Die Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung ist auch heute in vielen Fällen gut. Aber sie muss mitunter noch weiter verbessert werden. Es ist natürlich die Aufgabe des Rates die Verwaltungsarbeit kritisch-konstruktiv zu begleiten. Dabei muss aber einerseits dringend eine gewisse Form des Umgangs und Respekts miteinander, insbesondere zu den handelnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewahrt bleiben und andererseits muss die Verwaltung zügiger und transparenter arbeiten. Es kann doch nicht sein, dass Ratsbeschlüsse, wie zuletzt bei der Windkraft geschehen, über viele Monate nicht umgesetzt werden oder etwa ein Unternehmen mehrere Millionen Euro in seinen Standort Northeim investieren möchte und wir erst viele Monate nach Antragstellung bei der Verwaltung überhaupt erst davon erfahren und gleichzeitig unter Druck gesetzt werden, nun ganz schnell entscheiden zu müssen.
Olaf Lürig: Für welche inhaltlichen Schwerpunkte steht die CDU?
Malte Schober: Wir arbeiten parallel an diversen Projekten. Das Industriegebiet West mit der möglichen Ansiedlung von Thimm und Amazon wird von uns positiv begleitet. Wir stehen zu den Expansionsplänen der Firma Thimm und wollen auch Neuansiedlungen fördern. Dabei darf der Kaufpreis der Flächen allerdings nicht zu hoch werden, sonst bauen die Firmen woanders und die Arbeitsplätze entstehen nicht in Northeim. Parallel dazu muss die Innenstadt nach Jahrzehnten des Stillstands schnellstmöglich aufgewertet werden. Corona wird sonst den Leerstand in den Geschäften vergrößern. Hier müssen wir zügig handeln und einfach mal machen, weniger zerreden. Neben diesen beiden Megathemen werden wir aber auch die Entwicklung der Windkraftanlagen kritisch-konstruktiv begleiten. Es kann nicht sein, dass manche Ortschaften wie etwa Hollenstedt derart belastet werden, wie es erste Pläne befürchten lassen. Außerdem wollen wir weitere Kindertagesstätten bauen, die Baulandentwicklung in möglichst vielen Ortschaften und um den Martinsgraben ermöglichen, das Thema Sportstadt endlich anpacken, den Mühlenanger attraktiver gestalten und es gibt enorm viel zu tun.
Olaf Lürig: Das klingt alles gut aber was passiert konkret für meine Generation der älteren Schüler sowie der jungen Erwachsenen?
Malte Schober: In der Februarsitzung des Rates soll die Gebührenordnung der Stadt Northeim neu geregelt werden. Wir haben den Antrag gestellt, dass u.a. die Gebühren für die Außenbestuhlung wegfallen. Dadurch erhoffen wir uns, wie bereits im letzten Sommer zu sehen war, eine deutliche Attraktivitätssteigerung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Es gibt bereits erste Gastronomen, die an uns herangetreten sind und entsprechende Lokale suchen. Dadurch wird die Innenstadt auch für die jüngere Generation sicherlich an Attraktivität gewinnen. Außerdem unterstützen wir das neue Quartier um die Schuhwallhalle, das mit einer Boulderanlage, einer beachtlichen Skateranlage, sowie einem Basketball- und Bolzplatz versehen werden soll. Landesmittel für die Skateranlage sind ja bereits bewilligt worden.
Olaf Lürig: Danke für die ausführlichen Antworten, ich freue mich mit dir gemeinsam in den Wahlkampf zu ziehen!
Malte Schober: Ich danke dir. Gut, dass wir junge Menschen wie dich für die politische Arbeit vor Ort gewinnen können. Falls noch jemand Lust hat, meldet euch bei uns über die üblichen Kanäle.
Foto: CDU