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Samstag, 23. November 2024 Mediadaten
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Northeim (lpd). Der Northeimer Kreistag hat sechs neue Naturschutzgebiete ausgewiesen, indem er die Verordnungen beschlossen hat. Es handelt sich um sechs Bereiche mit mehr als 4.000 Hektar (ha) Waldfläche. Die bisherigen FFH-Gebiete „Wald am Großen Streitrodt bei Delliehausen“, „Wälder am Schäferstein und am Hohen Rott bei Verliehausen“, „Moore und Wälder im Hochsolling“, „Wälder im östlichen Solling“, "Wälder im Solling bei Lauenberg“ und „Wälder im südlichen Solling“ sind nun Naturschutzgebiete (NSG). Durch die Ausweisung der Flächen kommt der Kreistag der Verpflichtung zur hoheitlichen Sicherung von Natura 2000-Gebieten nach dem Bundesnaturschutzgesetz nach. Die in den Verordnungen enthaltenen Ver- und Gebote und die jeweils noch zu erstellenden Bewirtschaftungs- bzw. Managementpläne sollen dazu beitragen, dass neben dem Schutz prioritärer Lebensraumtypen und Arten auch den europarechtlichen Anforderungen entsprochen wird. In den Naturschutzgebieten sind alle Veränderungen und Störungen, die zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Gebietes in seinen maßgeblichen Bestandteilen führen können, unzulässig. Die Träger öffentlicher Belange, die Naturschutzverbände und die allgemeine Öffentlichkeit wurden vor der Verabschiedung ordnungsgemäß beteiligt.

Warum sind die Gebiete so wertvoll und schützenswert? 

„Wald am Großen Streitrodt bei Delliehausen“ (228 ha)

Das Gebiet umfasst ausgedehnte bodensaure Buchenwälder mit einzelnen Alteichenbeständen auf einem Bergrücken am Südostrand des von Buntsandstein geprägten Mittelgebirges Solling. Im Südosten an die Wälder angrenzend befinden sich feuchte Wiesentäler mit Quell- und Auebereichen der Kobbeke, einem kleinen Zufluss der Espolde. Das Gebiet dient insbesondere dem Schutz und der Verbesserung der Repräsentanz des stark gefährdeten Hirschkäfers im Naturraum „Weser- und Weser-Leine-Bergland“. Die Wälder dienen als Jagdhabitat für das streng geschützte Große Mausohr und sind Lebensraum für den Schwarzspecht, die Wildkatze und den Luchs. Weitere im Gebiet nachgewiesene, als gefährdet eingestufte Pflanzenarten sind die Igel-Segge, der Sprossende Bärlapp sowie die Schriftflechte.

„Wälder am Schäferstein und am Hohen Rott bei Verliehausen“ (102 ha)

Das Naturschutzgebiet ist ein historisch alter Waldstandort in den mittleren Höhenlagen des Sollings. Der Wald umfasst bodensaure Buchen- und Eichenwälder sowie Relikte alter Eichenhutewälder. Im Solling befinden sich, neben denen im Harz, die mit Abstand größten und qualitativ bedeutendsten Vorkommen von Hainsimsen-Buchenwäldern des Berglands. Sie dienen als Nahrungs- und Jagdhabitat sowie als Fortpflanzungs- und Ruhestätte für das streng geschützte Große Mausohr und die Bechsteinfledermaus. Aus den Quellen im Gebiet entspringen der Klinkbach und der Lohbach, welche später in das FFH-Gebiet „Schwülme“ münden. In seiner heutigen Ausprägung ist das Gebiet auch Lebensraum für zahlreiche seltene oder geschützte Arten, insbesondere von auf lichte, totholzreiche Bestände angewiesenen Käferarten wie den Hirschkäfer, den Haarschildigen Halsbock und den Eichen-Werftkäfer, die Wildkatze, den Baummarder und den Iltis sowie den Feuersalamander. Zahlreiche standorttypische, auf strukturreiche Waldbestände angewiesene Vogelarten wie der Kolkrabe, der Mittelspecht, Schwarzspecht, Grauspecht und der Grünspecht sind im Gebiet heimisch. Die Tagfalterart Kaisermantel ist ebenfalls nachgewiesen.

„Moore und Wälder im Hochsolling“ (862 ha)

Das Gebiet liegt in den Tal- und Hochlagen des Mittelgebirges Solling. Es ist gekennzeichnet durch alte Bruch- und Sumpfwaldkomplexe in Kombination mit Nieder- und Übergangsmooren sowie großflächigen naturnahen Hainsimsen-Buchenwäldern. Dazu gehören die Naturwälder „Friedrichshäuser Bruch“ und „Winterlieth“ sowie die Moore Friedrichshäuser Bruch“, „Kükenbruch“ und „Appelhüttenborner-Moor“. Kleinflächig kommen naturnahe Quellbereiche, Bäche, Stillgewässer, Auen- und Quellwälder sowie Grünländer vor. Im Nordosten angrenzend befindet sich im Landkreis Holzminden ein weiteres Teilgebiet des FFH-Gebietes Wälder im Hochsolling, Hellental". Insgesamt handelt es sich um das bedeutendste Vorkommen von Hochmooren und Moorwäldern im Weser-Leine-Bergland und eines der drei größten Gebiete zur Repräsentanz der Hainsimsen-Buchenwälder in Niedersachsen dar. Das Naturschutzgebiet dient dem Großen Mausohr als Jagdhabitat und liegt im Einzugsbereich mehrerer Wochenstubenquartiere. Die Waldgebiete bieten Lebensraum für weitere Fledermausarten, die Wildkatze, den Luchs sowie zahlreichen geschützten und gefährdeten Vogelarten wie Sperlingskauz, Raufußkauz und Schwarzspecht. Das NSG hat außerdem erhebliche Bedeutung als potentieller Lebensraum für Grauspecht, Mittelspecht und Schwarzstorch. Die Wertigkeit wird darüber hinaus unter-strichen von Vorkommen zahlreicher gefährdeter Gefäßpflanzen-, Moos- und Pilzarten. 

„Wälder im östlichen Solling“ (1.479 ha)

Das Naturschutzgebiet liegt in den Tal- und Hochlagen des Mittelgebirges Solling. Es bildet einen Komplex aus großflächigen submontanen bis montanen, naturnahen Hainsimsen-Buchenwäldern auf Buntsandstein, die eine hohe Strukturvielfalt aufweisen. Auf Teilflächen sind Stiel- und Traubeneichenbestände beigemischt. In diesem Gebiet handelt es sich um den größten zusammenhängenden Komplex von Hainsimsen-Buchenwäldern im niedersächsischen Weser- und Leinebergland. Der Naturwald „Limker Strang“ ist dabei besonders hervorzuheben. Zusätzlich befinden sich mehrere wertvolle Erlen-Eschen-Wälder, mit zahlreichen, teilweise leicht anmoorigen Quellbereichen im Gebiet. Dazu gehören der „Limker Bruch“ und der Naturwald „Grasborner Bruch“. Sie speisen die im weiteren Verlauf entstehenden naturnahen Bachläufe „Wolfsbach“, „Lummerke“ und „Riepenbach“. Diese durchziehen das Gebiet und münden später in das FFH-Gebiet „Ilme“. Auf kleinen Teilflächen finden sich naturnahe und nährstoffarme Stillgewässer sowie artenreiches Grünland. Die Wälder, insbesondere die Naturwälder, sind ein wertvoller Lebensraum für waldbewohnende Arten, die auf großflächige und zusammenhängende, naturnahe, alt- und totholzreiche sowie störungsarme Waldgebiete angewiesen sind. Den Vogelarten Schwarzstorch, Schwarzspecht, Grauspecht, Mittelspecht sowie der Waldschnepfe bietet das Gebiet günstige Lebensbedingungen. Auch der Rotmilan findet hier geeignete Brutmöglichkeiten. Sperlingskauz und Raufußkauz als typische baumhöhlenbewohnende Waldvogelarten kommen ebenfalls im Gebiet vor. Die Lebensbedingungen im Wald dienen auch dem Bestand der Wildkatze und des Luchses. Zusätzlich begünstigen auch natürlich entstandene Lichtungen und strukturreiche Waldränder die Artenvielfalt, insbesondere auch für Fledermausarten wie das Große Mausohr.

"Wälder im Solling bei Lauenberg“ (322 ha) 

Das Naturschutzgebiet liegt mit seinen drei Teilgebieten am Nordostrand des von Buntsandstein geprägten Mittelgebirges Solling. Die Waldgebiete werden vorherrschend von bodensauren Eichenmischwäldern, mit in Teilen buchenreicher Ausprägung, dominiert und durch Hainsimsen-Buchenwälder ergänzt. Innerhalb des Gebietes befinden sich sehr strukturreiche Hutewald-Relikte mit über 400 Jahre alten Uralteichen. Das Gebiet ist von besonderer Bedeutung und dient insbesondere dem dauerhaften Schutz und der Verbesserung der Repräsentanz der streng geschützten Totholzkäferarten Eremit und Hirschkäfer im Naturraum „Weser- und Weser-Leine-Bergland“. Es liegt im Einzugsbereich mehrerer Wochenstubenquartiere des Großen Mausohrs und eignet sich insbesondere aufgrund der flächigen Hainsimsen-Buchenwaldpartien mit in Teilen unterwuchsarmen Hallenwaldcharakter am Birkenberg als Jagdhabitat für diese Art. Die Offenlandbereiche beschränken sich auf die Bachläufe der Ochsenwiese im Osten zwischen Großen Ohrenberg und Birkenberg sowie der Wakenbornwiese westlich des Burghals. In beiden Teilgebieten handelt es sich um naturnahe Bachabschnitte mit kleinflächigen Bereichen von feuchten Hochstaudenfluren. Im Bereich der Ochsenwiese wird dieser von einem gut ausgeprägten Erlen-Auenwald begleitet; im Bereich der Wakenbornwiese grenzen magere Flachland-Mähwiesen an den Quellbach an. Die Wälder, insbesondere die Hutewald-Relikte, sind ein wertvoller Lebensraum für waldbewohnende Arten, die auf großflächige und zusammenhängende, naturnahe, lichte, alt- und totholzreiche sowie störungsarme Waldgebiete angewiesen sind. Neben den bereits genannten zwei Totholzkäferarten sind im Gebiet zahlreiche nach der Roten Liste als gefährdet eingestufte Käferarten nachgewiesen. Auch eine erhebliche Anzahl von auf Altholzbestände angewiesene Vogelarten, darunter die mit Abstand höchste Individuenzahl von Mittel-, Klein-, Grau- und Schwarzspecht im Solling, konnten im Gebiet nachgewiesen werden. Der Schwarzstorch brütet seit mehreren Jahren erfolgreich in dem Gebiet, das sich ansonsten auch durch seine überdurchschnittlich hohe Dichte von Rotmilan- und Bussardhorsten auszeichnet. Darüber hinaus ist das Gebiet u. a. auch Lebensraum für Wildkatze, Luchs und Feuersalamander.

„Wälder im südlichen Solling“ (1.016 ha)

Es liegt in den Tal- und Hochlagen des von Buntsandstein geprägten Mittelgebirges Solling. Das Naturschutzgebiet umfasst zusammenhängende, großflächige Waldkomplexe in unterschiedlichen Höhenlagen und Ausprägungen mit Eichen und Buchenwäldern. Die Eichen-Mischwälder bestehen aus einem hohen Anteil alter Eichenbestände darunter teilweise über 200 Jahre alten Hutewaldbestände. Die überwiegend mittelalten bis alten Buchenwälder sind niedersachsenweit von besonderer Bedeutung und kommen zum Teil in hangwaldartiger Ausprägung, in südexponierter Lage am Sollinghang oberhalb der Weser vor. Hier befindet sich auch ein ehemaliger Steinbruch mit Sandstein-Felswänden und Steinschutthalden. Der Reiherbach 2 und der Hilkenbach, zwei naturnahe, sommerkalte Hügellandbäche, werden durch die zahlreichen Quellbereiche gespeist und münden bei Bodenfelde in die Weser. Die Talniederungen sind geprägt durch Erlen-Quellwälder, Auenwälder, und Galeriewälder, Hochstaudenfluren sowie Grünländer mit Nass- und Feuchtwiesenanteilen. Außerdem kommen einzelne naturnahe Stillgewässer mit wertvollen Uferbereichen vor. Eine Besonderheit ist der Hutewald im Reiherbachtal einschließlich der sogenannten „Neuen Hute“. Hier überwiegen mittelalte, alte und teilweise uralte Eichenwälder die durch Pflege und Bewirtschaftung mit Heckrindern und Exmoorponys offen gehalten werden. Für zahlreiche waldbewohnende Arten, die auf großflächige und zusammenhängende, naturnahe, lichte, alt- und totholzreiche sowie störungsarme Waldgebiete angewiesen sind, ist das Gebiet von besonderer Bedeutung. Die hier vorkommende Artenvielfalt ist einmalig und über die Landesgrenze hinaus bekannt. Geschützt und verbessert werden sollen die Repräsentanz der Fledermausarten Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus sowie der totholzbewohnenden Käferarten Eremit und Hirschkäfer im Naturraum „Weser- und Weser-Leine-Bergland“. Aber auch zahlreich seltene und stark gefährdete Rote Liste Arten wie die Geburtshelferkröte, der Mädesüß-Scheckenfalter und die Gestreifte Windelschnecke sind hier heimisch.

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