Northeim (lpd). Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Situation der Hebammen im Landkreis Northeim zu verbessern.
Einstimmig wurde ein Antrag der SPD-Fraktion und der Gruppe FDP/GfE zum Thema angenommen. Vorausgegangenen waren fünf Module mit Vorschlägen zur Verbesserung der Hebammenversorgung in der Region, die Landrätin Astrid Klinkert-Kittel in Abstimmung mit Ingrid Lohmann - Vorsitzende des Deutschen Hebammenverbandes, Kreisverband Northeim - erarbeitet hatte.
Die Situation der Hebammen ist bundesweit – und so auch im Landkreis Northeim – besorgniserregend: Waren 2009 noch 39 gemeldete Hebammen bzw. Entwicklungspfleger im Landkreis Northeim tätig, sind es heute nur noch 27. „Ohne eine wirksame Gegensteuerung werden wir bei gleich bleibend hohen Geburtenzahlen mittelfristig die flächendeckende Betreuung der Wöchnerinnen durch Hebammen nicht mehr gewährleisten können“, befürchtet Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. „Bereits heute gibt es Regionen im Landkreis Northeim, in denen die Begleitung durch eine Hebamme Glückssache ist.“ Sie selbst können sich noch gut an die Geburt ihres ersten Kindes erinnern und wie froh sie gewesen sei, eine Hebamme bei sich zu Hause zu haben.
Insgesamt fünf Module sollen dazu beitragen, neue Hebammen zu gewinnen und die Fachkräfte, die bereits im Landkreis arbeiten, zu halten. Sie sehen vor, einen Zuschuss von bis zu 3.000 Euro zu zahlen, wenn sich eine neue Fachkraft im Landkreis Northeim niederlässt. Zudem sollen erfahrene Hebammen Zuschüsse erhalten, wenn sie in einem Mentoring-Programm Berufsanfängerinnen oder Wiedereinsteigerinnen begleiten. Über die Leistungen, die die Hebammen mit Kostenträgern abrechnen können, hinaus soll ihnen ein Zuschuss von 20 Euro pro Mutter mit Erstwohnsitz im Landkreis Northeim, die mit mindestens drei Hausbesuchen am Wochenbett betreut worden ist, gewährt werden. Die jährlichen Pflichtfortbildungen für Hebammen sollen künftig anteilig bis zu 300 Euro mitfinanziert werden. Darüber hinaus sollen die Hebammen digitale Unterstützung bekommen: Mit Apps sollen Informationen für Schwangere bereitgestellt, die Kommunikation zwischen ihnen und den Hebammen verbessert, die Nachfrage und das Angebot mit einer Hebammenzentrale besser koordiniert und zentral gesteuert werden.
Für die Umsetzung der Maßnahmen wird der Landkreis Northeim Haushaltsmittel in Höhe von 38.000 Euro pro Jahr bereitstellen. „Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Maßnahmenpaket dazu beitragen können, die Versorgungssituation zu optimieren und die Hebammen zu entlasten“, sagt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. Sie appelliere an alle Akteure auf Bundes- und Landesebene, sich mehr als in der Vergangenheit für die Verbesserung der Hebammenversorgung einzusetzen.
Foto: Symbolbild