Landkreis Northeim (red). Wichtige Entscheidungen im Bereich von stationären und familienersetzenden Maßnahmen hat jüngst der Jugendhilfeausschuss des Landkreises Northeim getroffen. Im Fokus stand dabei die Verselbstständigung von Jugendlichen, die sich in stationären Maßnahmen befinden. Hierzu soll die Landrätin von den Trägern stationärer Einrichtungen Verselbstständigungskonzepte einfordern beziehungsweise mit diesen gemeinsam entwickeln.
Verselbstständigung von Jugendlichen sei ein wichtiges Thema, betont die Abgeordnete der SPD-Kreistagsfraktion, Heidi Emunds aus Uslar. Mit der Forderung seitens des Landkreises soll eine Lücke geschlossen werden. Viele Jugendliche verlassen Jugendhilfeeinrichtungen, ohne praktisch auf das Leben vorbereitet zu sein, sagt Emunds. "Wie schließe ich einen Vertrag; wie wasche ich Wäsche; wie reinige ich das Bad; was koche ich morgen; wie erstelle ich einen Einkaufszettel; .......?" sind nur einige Fragen, die es laut Emunds zu beantworten gilt. Das soll zukünftig mit Jugendlichen praktisch geübt und trainiert werden. Deshalb sei es gut, wenn der Landkreis von den freien Trägern ein entsprechendes Konzept einfordere, sofern die einzelnen Einrichtungen dieses nicht schon haben.
Ein weiterer Tagesordnungspunkt befasste sich mit der Übernahme der Kosten für die Pflege und Erziehung bei Hilfen zur Erziehung und der Gewährung eines „elterngeldanalogen Zusatzbetrages“ für Pflegefamilien. Hier geht es insbesondere darum, die aufwändige Tätigkeit als Pflegeeltern attraktiver zu machen.
Heidi Emunds stellte für die SPD in ihren Ausführungen vor dem Jugendhilfeausschuss die Notwendigkeit dieser Maßnahme in den Fokus. Es sei ein Ammenmärchen, betonte sie, wenn man glaubt, dass Liebe und Beziehung von allein komme, wenn ein Kind in einer Pflegefamilie untergebracht werde. Am Anfang sei man eine Art Wohngemeinschaft, aus der erst mit Geduld und zeitlichem Aufwand eine Familie werde. Weiter führt die Uslarer Abgeordnete aus, dass Pflegekinder oft Bezugspersonenwechsel erlebt haben und auch deshalb häufig entwicklungsverzögert oder traumatisiert seien. Deshalb sei es gut, wenn ein aufnehmendes Elternteil sozusagen eine Art Elternzeit nehmen und zeitlich begrenzt auf ein Jahr beruflich kürzertreten könne, um diese besondere Familienarbeit zu leisten. Das Geld, sagt der Einbecker Abgeordnete Peter Traupe, sei gut angelegt, um eine umfassende Betreuung für Pflegekinder zu gewährleisten und dieses Engagement insgesamt attraktiver anzubieten.
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