Northeim (hakö). Den Bedarf an Wohnraum zu erfragen, bevor es losgeht mit Planungen und deren Umsetzungen durch Rat und Verwaltung, ist auch in Northeim richtig und Voraussetzung für eine sachgerechte Umsetzung. Davon sind SPD-Ratsmitglied Hildegard Pavel und der SPD-Fraktionschef im Northeimer Kreistag, Simon Hartmann überzeugt, wie beide in einem Redaktionsgespräch gegenüber Northeim-News betonten. Um aussagekräftige Ergebnisse der Bewohner zu ihren Vorstellungen und Wünschen betreffs ihres momentanen und gegebenenfalls gewünschten zukünftigen Wohnraumes zu bekommen, müssen laut Pavel sowohl die Bürger und Bürgerinnen der Kernstadt als auch die der Ortschaften gefragt werden. Dazu kommen dann die bisher hierzu vorliegenden Prognosen, die sich den Auswirkungen des demographischen Wandels im Allgemeinen und der Entwicklungen im ländlichen Bereich im Besonderen widmen. Und an dieser Stelle wird es interessant, meint Simon Hartmann:
„Ob es zu einer weiter fortschreitenden Wanderung junger Menschen nach dem Schulabschluss oder der Lehre zum Arbeiten und Leben in die großen Städte kommt und ob es auch noch zusätzlich zukünftig die Älteren aus den Dörfern verstärkt in die Stadt in dafür vorgesehene neu zu bauende Wohnungen zieht – möchte ich bezweifeln. Realität zur Zeit ist, dass die Mehrzahl der alten Menschen allein oder als Paar solange, wie es nur irgendwie geht, mit Hilfe von Verwandten, Freunden, Nachbarn oder Pflegediensten in ihren Häusern leben und der einzige Umzug, den sie noch machen, der in die Wohnung der Kinder, ins Pflegeheim oder gar “auf den Friedhof“ ist!
Die Gründe sind nicht nur der verständliche Wunsch nach dem Verbleib in den eigenen vier Wänden und der gewohnten Umgebung, sondern vorwiegend finanzielle Gründe. Das vor Jahrzehnten gebaute Eigenheim ist durch den Preisverfall von Immobilien (je weiter weg zur Kernstadt und ohne Stadtbusanbindung desto größer) längst nicht mehr eine sichere Kapitalanlage zur Alterssicherung. Auch um den Kindern noch was vererben zu können, heißt die Devise „abwohnen“, so lange es geht“.
Hildegard Pavel ist überzeugt: „Und wenn es denn sein muss, warum eigentlich immer ins Altersheim in die Stadt? Platz, um auf Ortschaften betreutes Wohnen oder Altenheime zu bauen, gibt es genug auf leer stehenden ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieben. Geld durch Investitionen lässt sich auch auf dem Dorf verdienen! Wenn wir wollen, dass sich die Befürchtungen des „Ausblutens“ des ländlichen Raumes bewahrheiten, müssen wir die Anziehungskraft der Städte nur noch erhöhen und die Infrastruktur der Randbezirke vernachlässigen. Oder wir steuern dagegen, in dem wir die Rahmenbedingungen angleichen. Die Menschen aus den Ortschaften sind schon immer in die Stadt gefahren um einzukaufen, Arztbesuche zu machen oder bei Behörden vorzusprechen“.
Wenn es, so Simon Hartmann, durch gemeinsame Anstrengungen von Verwaltung und politischen Gremien gelingt, flexible Angebote der Verkehrsanbindungen zwischen allen Ortschaften einzurichten, gäbe es noch einen weiteren Grund mehr nicht vom Dorf in die Stadt zu ziehen, nur weil man alt ist. Es soll vorkommen, dass Trends sich verändern. Könnte doch sein, dass es immer mehr Menschen in der Stadt zu voll und zu laut wird. Dann brauchen wir Angebote mit Raum und Natur und guten Verkehrsverbindungen nach Göttingen und Hannover für die, die dort ihren Arbeitsplatz haben. Es muss bei zukünftigen Planungen von Wohnraum sehr genau darauf geachtet werden, sowohl der Innenstadt, als auch den Ortschaften ihre Lebendigkeit zurückzugeben. Dazu gehört auch attraktiver bezahlbarer Wohnraum, aber noch vielmehr Mut sich Trends kritisch entgegenzustellen, meinten beide gegenüber der News-Redaktion.
Foto: Hartmut Kölling