Northeim (red). Über dem diesjährigen Landesdelegiertentag der Frauen Union im ostfriesischen Leer stand das Thema „Sicherheit aus Frauensicht“. Die Vorstandswahlen brachten keine Überraschung: eindeutig ist Ute Krüger-Pöppelwiehe (Hannover) zur Vorsitzenden gewählt worden, genauso wie die Stellvertreterinnen und Beisitzer sehr gute Ergebnisse erzielten. Die vorgezogene Landtagswahl und das Abschneiden der CDU interpretierte Ulf Thiele, Generalsekretär der CDU Niedersachsen vor den fragenden Frauen. Als Überraschungsgast wies Bernd Althusmann, Vorsitzender der CDU-Niedersachsen, der Frauen Union eine besondere Bedeutung zu.
Ein Aufgebot von kompetenten Frauen referierte über Sicherheit nicht nur auf den Straßen, auch im Internet. Die Datenschutzbeauftragte des Landes Niedersachsen, Barbara Thiel postulierte, „Datenschutz muss der Umweltschutz des 21. Jahrhunderts werden." Ina Scharrenbach, Landesvorsitzende der Frauen Union NRW, führte aus, der Blick der Frauen zur gefühlten und echten Sicherheit sei ein anderer als der der Männer. Deshalb sei es so wichtig, dass Frauen bei politischen Entscheidungen ihre Sichtweise gewichtig einbringen könnten. Damit war der Bogen gespannt zu dem Dauerbrenner: die begrenzten politischen Beteiligungsmöglichkeiten von Frauen.
Das Ergebnis der Bundestagswahl sowie der Landtagswahl sei ein katastrophales Zeichen für Frauen, die sich unzureichend vertreten sehen. Anstatt deutliche Schritte auf eine paritätische Besetzung von Parlamenten zu gehen, beklagt die Frauen Union, Rückschritte hinnehmen zu müssen. Nach einem (selbst)kritischen Resümee durch Bernd Althusmann über den Ausgang der Niedersachsenwahl richtete Heidrun Hoffmann-Taufall, Vorsitzende der Frauen Union im Kreisverband Northeim, im Plenum eine Frage an den Landesvorsitzenden: „Welche Instrumente gedenken Sie einzusetzen, um die Partizipation von Frauen im niedersächsischen Landtag von aktuell mageren 27,7 % zu erhöhen?“ Er sehe eine deutliche Verantwortung auf den unteren Parteiebenen, gab darüber hinaus die Empfehlung, einen Antrag auf Einführung des Reißverschlussverfahrens einzubringen. Dabei werden die ungeraden Plätze auf den Wahllisten den Frauen gegeben, die geraden den Männern. Auch wenn diese Vorgehensweise den Frauenanteil nur um wenige Prozentpunkte verbessern mag, musste dieser Vorschlag nicht länger diskutiert werden. In kleiner Gesprächsrunde wurden von Kerstin Lorentsen, Vorstandsmitglied im Kreisverband der FU die finanziellen Hürden bei kandidierenden Frauen angesprochen. Neben der strukturellen Benachteiligung würde eine weitere sichtbar: Frauen sind in vielen Fällen in Berufsgruppen mit geringeren Verdienstmöglichkeiten tätig und ein Wahlkampf sei nicht kostenfrei. Die Frage bleibt, ob sich die zuständigen Gremien in der CDU dazu durchringen können, einen längst überfälligen Schritt der Erneuerung und damit Anpassung an den gesellschaftlichen Wandel zu vollziehen.
Foto: Frauen Union