Hannover (red). Sehr erstaunt zeigen sich viele Menschen, die sich in diesen Tagen beim NABU melden – weil sie Klopfen oder gar metallisches „Klimpern“ hören und dieses zunächst nicht zuordnen können, aber doch ahnen: Da muss ein Specht am Werk sein! „Und genauso ist es“, löst Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen das Rätsel auf: „Es sind Buntspechte, die in diesen Tagen allerlei Resonanzkörper suchen, um deutlich zu machen: Hier bin ich! Dies ist mein Revier! Es kündigt sich der Vorfrühling an. Auslöser dafür sind allerdings nicht die durchaus noch normal-winterlichen Temperaturen, sondern die längere Tageslichtzeit an diesen letzten Januartagen.“
Buntspechte verfügen über keinen Reviergesang wie andere Vögel, sondern machen mit solchen Stakkati auf sich aufmerksam. „In der Regel hämmern sie dazu auf morsche Äste, sodass die Trommelwirbel weithin hörbar sind“, erklärt der Naturschützer. Auch manch anderes Material wird dazu ab und an gern von dieser häufigsten heimischen Spechtart, die sehr gern auch an Vogel-Futterplätze kommt, als „Orchesterplatz“ für wilde Soli genutzt: „Nicht selten werden wir angerufen, weil sich Buntspechte alte, stehengebliebene Dachantennen oder Fallrohre vornehmen, um zu trommeln – das dröhnt natürlich wesentlich weiter als wenn sie morsches Holz nutzen. Auch Regenrinnen scheinen dafür recht beliebt zu sein!“, berichtet der NABU-Mitarbeiter.
Allerdings sollte niemand glauben, dass beim Specht bereits die Brutzeit beginnt: Dies ist erst ab April der Fall. Dann werden die kunstvoll in die Bäume gehämmerten Bruthöhlen des Buntspechts zu seinen Kinderstuben. „Und oft finden diese Höhlen auch ‚Nachmieter‘ wie Meisen, Stare oder Fledermäuse“, sagt Rüdiger Wohlers über den „Vogel des Jahres“ aus dem Jahr 1997.
Ebenso wie die Trommelwirbel des Buntspechts sind viele Menschen erstaunt, in diesen Tagen etwa Meisen und andere Vögel singen zu hören. „Das hat nichts mit Klimawandel zu tun“, kann Rüdiger Wohlers beruhigen: „Auch hier macht sich die längere Helligkeit bemerkbar, sodass Kohl- und Blaumeise bereits mit dem Reviergesang begonnen haben; von Tag zu Tag werden nun weitere Vogelarten hinzukommen. Auch Kleiber und Baumläufer sind bereits zu hören. Und Rotkehlchen singen sogar den ganzen Winter über, auch zu nächtlicher Stunde, oft im Schein von Straßenlaternen!“
Wahl zum „Vogel des Jahres“ 2021 Seit fast 50 Jahren verkünden der NABU und sein bayerischer Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) jährlich den „Vogel des Jahres“. Gewählt wurde bisher aus einem Gremium von Fachleuten. Im 50. Jubiläumsjahr ist das anders: Erstmals können Groß und Klein mitentscheiden, wer der nächste Jahresvogel wird. Zum Jubiläum der bekanntesten NABU-Aktion wird eine öffentliche Wahl durchgeführt. Noch bis zum 19. März 2021 kann aus den zehn Gewinnern der Vorwahl nun der „Vogel des Jahres“ 2021 gewählt werden. Zur Wahl: www.vogeldesjahres.de
Foto: NABU / Dorothea Bellmer