Northeim (lpd). Der Landkreis Northeim hat gemeinsam mit den Kommunen und dem Land Niedersachsen einen bedeutenden Schritt in Sachen Bevölkerungswarnung unternommen: Sechs mobile Warntrupps sind ab sofort einsatzbereit, um etwa bei Großbränden oder dem längerfristigen Ausfall der Stromversorgung Bürgerinnen und Bürger warnen zu können. Die Trupps sind Teil des im Juli neu gegründeten Fachzugs für Bevölkerungswarnung und Öffentlichkeitsarbeit der Kreisfeuerwehr. Rund 50 Einsatzkräfte, verteilt über den gesamten Landkreis, gehören der neuen Einheit an.
Diese Neustrukturierung ist das Ergebnis einer mehrjährigen Planung. Im Mai 2022 hatte die Kreisverwaltung drei mobile Sirenen beschafft und somit 30.000 Euro in den Bereich Bevölkerungswarnung investiert. Das System, bestehend aus einem kugelförmigen Hochleistungs-Lautsprecher und einem Bedienteil, kam zuletzt beim Weihnachtshochwasser zum Einsatz. Die über die Ufer getretene Leine hatte die Kanalisation im Einbecker Ortsteil Erzhausen überlastet. „Mittels Lautsprecherdurchsagen und über alle gängigen Warn-Apps hatten wir die Bürgerinnen und Bürger über die Situation und über eingerichtete sanitäre Anlagen informiert“, sagt Kreisbrandmeister Marko de Klein. Abgewickelt wurde dieser Einsatz über die ebenfalls 2022 ins Leben gerufene Fachgruppe für Öffentlichkeitsarbeit und Bevölkerungswarnung. Diese Fachgruppe hat in der Zwischenzeit auch Konzepte für die Bevölkerungswarnung und Öffentlichkeitsarbeit entwickelt und an Schulungen des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie der Kreisverwaltung teilgenommen.
Die Schlagkraft dieser Einheit wird nun durch Investitionen des Landkreises Northeim und des Landes Niedersachsen sowie durch Kooperationen mit den Kommunen erheblich gestärkt. Das Land hat dem Landkreis Northeim drei mobile Warn- und Durchsageeinrichtungen, also drei weitere mobile Sirenen, zur Verfügung gestellt. Insgesamt hat das Land 122 dieser Anlagen zur Ergänzung der Warn-Infrastruktur beschafft und in den vergangenen Monaten verteilt.
Im Landkreis Northeim wurden die nun sechs mobilen Sirenen auf Warn-Trupps verteilt, die Teil des Fachzuges für Bevölkerungswarnung und Öffentlichkeitsarbeit geworden sind. Diese Warntrupps gehören zu den Feuerwehren in Bodenfelde, Bühle, Lauenberg, Lindau, Moringen und Sebexen. Jeder Warntrupp besteht aus drei Feuerwehrkräften und einer mobilen Sirene, die magnetisch auf einem Mannschaftstransportwagen der jeweiligen Ortsfeuerwehr montiert ist. Geführt werden die Trupps durch die Führungsgruppe des Fachzuges. Hierzu hat der Landkreis Konstantin Mennecke und Joel Fröchtenicht, die bisherigen Gruppenführer der Einheit, zu Zugführern ernannt.
Ebenfalls investiert wurde in eine neue Drohne für den Bevölkerungsschutz. Das Fluggerät, eine DJI M30T, ist ebenfalls mit einem Hochleistungslautsprecher und einem Suchscheinwerfer ausgestattet und kann Warnungen sowie Handlungsanweisungen an Personen weitergeben, die von Einsatzkräften nicht sofort erreicht werden können. Mögliche Einsatzszenarien umfassen den Austritt von Gefahrstoffen, in großen Höhen verunglückte Personen oder nach Extremwetterereignissen schwer zugängliche Menschen, etwa durch Erdrutsche oder umgestürzte Bäume.
„Seit Jahren optimieren wir unsere Möglichkeiten, die Bürgerinnen und Bürger in Notfällen oder beim Ausfall etwa der Strom- und Wasserversorgung schnell und unkompliziert warnen zu können. Mit den nun flächendeckend verfügbaren Warn- und Durchsageeinrichtungen sorgen wir für noch mehr Sicherheit für die Menschen im Landkreis Northeim. Ich möchte mich daher bei allen ehrenamtlichen Einsatzkräften und den jeweiligen Kommunen bedanken, dass sie sich aktiv an der Aufstellung dieses Fachzuges beteiligen“, sagt Landrätin Astrid Klinkert-Kittel.
Die neue Einheit des Bevölkerungsschutzes hat damit Zugriff auf das gesamte Portfolio des Modularen Warnsystems (MoWaS) des Bundes. „Warnungen über alle gängigen Warn-Apps, per Lautsprecherdurchsage, Hinweis im Radio oder als Laufband im Fernsehprogramm: all das, was an modernen Warnmitteln zur Verfügung steht, können wir schnell und auf die jeweilige Lage zugeschnitten einsetzen, um die Bevölkerung zu jeder Tages- und Nachtzeit warnen zu können“, sagt Kreisbrandmeister Marko de Klein. Dazu gehört auch das Warnsystem CellBroadcast, mit dem alle halbwegs modernen Handys Warnmeldungen empfangen können, selbst ohne installierte Apps. „Auch dieses System haben wir im Landkreis bereits eingesetzt, zuletzt bei der Warnung der Bevölkerung vor einer Trinkwasserverschmutzung in Sudershausen – mit Erfolg“, fügt Kreisbrandmeister de Klein hinzu. Die Bedienung dieser Warnsysteme für operative Einsätze übernimmt im Namen der Kreisverwaltung Zugführer Konstantin Mennecke. Dafür hat die Verwaltung die neue Funktion des sogenannten MoWaS-Beauftragten geschaffen.
Der neue Fachzug ist über die vergangenen Jahre mit redundanten Systemen ausgestattet worden, die eine dauerhafte Kommunikation von jedem Ort im Landkreis Northeim und darüber hinaus möglich machen. „Via Satellitenkommunikation, Anbindungen an das Mobilfunknetz, mobile Bildübertragungstechnik für Fotos und Videos sowie die mobilen Warn- und Durchsageeinrichtungen kann die Einheit bei jeder Schadenslage die Entscheidungsträger in den Rathäusern und in der Kreisverwaltung mit Echtzeit-Bildern sowie die Bürgerinnen und Bürger mit Handlungsempfehlungen unterstützen“, erklärt Holger Schulz, Leiter des Fachbereichs 22 Brand- und Katastrophenschutz. „Die überregionalen Extremwetterereignisse und Großschadenslagen der vergangenen Jahre haben wir ausgewertet und die eigenen Konzepte und unsere Ausrüstung daraufhin angepasst.“ Über die neuen Einsatzmöglichkeiten werden die Kommunen in mehreren Informationsveranstaltungen geschult.
Foto: Landkreis Northeim