Northeim (red). Ein hohes Tempo bei der Umsetzung von Projekten auf Landkreisebene, dagegen hohe bürokratische Hürden und Mehrarbeit, verursacht durch die Landesebene, die im Ehrenamt unzumutbar sind. Das sind die Gegensätze, die jetzt bei der Delegiertenversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes des Landkreises Northeim Thema waren.
Mit exakt 4833 Mitgliedern in den Feuerwehren habe man eine stabile und gesunde Zahl an Einsatzkräften, die insbesondere mit Blick auf den Frauenanteil - 744 weibliche Mitglieder sind es aktuell - immer weiter wächst, sagte Kreisbrandmeister und zugleich Kreisfeuerwehrverbands-Vorsitzender Marko de Klein. „Dank des unermüdlichen Engagements und der hohen Einsatzbereitschaft unserer Feuerwehrfrauen und -männer können wir weiterhin eine flächendeckende und schnelle Hilfe im Landkreis Northeim gewährleisten. Der Zusammenhalt und die Professionalität unserer Einsatzkräfte sind beeindruckend und verdienen höchste Anerkennung.“
Dieser Trend werde auch in der Zukunft anhalten, habe man mit 1628 Mitgliedern in den Kinder- und Jugendfeuerwehren eine starke Nachwuchsquelle. „Das zeigt, dass unser Angebot für junge Menschen attraktiv ist.“
Diese Angebote zu unterstützen, das ist eine der Aufgaben des Kreisfeuerwehrverbandes. Freizeiten, Ausbildungsangebote und -Unterlagen oder auch das Projekt des im Frühjahr gestarteten Kreativ-LABs unterstütze man aktiv und zeige Präsenz. „Es gibt kaum eine größere Veranstaltung im Landkreis Northeim, bei der wir nicht aktiv mitgestalten und um Mitglieder werben“, sagt Kreisbrandmeister de Klein. Diese dauerhafte Präsenz spiegele sich in den Mitgliedszahlen wider. Damit Feuerwehrveranstaltungen gut organisiert werden können, hat der Kreisfeuerwehrverband im Frühjahr einen neu beschafften Toilettenwagen vorgestellt, der von den Feuerwehren gegen eine geringe Gebühr angemietet werden kann.
Perspektivisch wird die Ausbildung der Feuerwehren vermehrt durch sogenannte Planspiel-Platten unterstützt. Die Platten ähneln Modellbau-Anlagen und bieten die Möglichkeit, beliebige Einsatzszenarien darzustellen und mit Führungskräften durchzuspielen. Außerdem wird der Bereich Ausbildung mit VR-Brillen verstärkt und durch neue, interaktive Szenarien noch attraktiver gestaltet.
Attraktiver werden soll die Ausbildung in den Feuerwehren auch, wenn es nach dem Land Niedersachsen geht - und zwar durch die sogenannte Modulare Grundausbildung. „Diese Reform zielt darauf ab, die Ausbildung effizienter und flexibler zu gestalten, um besser auf die vielfältigen Anforderungen des Feuerwehrdienstes reagieren zu können. Die Umstellung auf das neue System bringt sowohl positive Möglichkeiten als auch Herausforderungen mit sich“, sagt Marko de Klein. Lobenswert sei, dass Einsatzkräfte künftig viele Inhalte eigenständig und zeitlich flexibel lernen können - in etwa so, wie es in der heutigen Führerscheinausbildung auch schon möglich ist. Diese Umstellung erfolge aber sehr kurzfristig, ohne dass bereits alle notwenigen Systeme und Unterlagen zur Verfügung stehen. „Die Feuerwehren müssen sich auf eine Phase der Umstellung und Anpassung einstellen, die sowohl Engagement als auch zusätzliche Ressourcen erfordert. Langfristig jedoch verspricht die Modulare Grundausbildung eine effizientere und zeitgemäßere Ausbildung, die den Anforderungen des modernen Feuerwehrwesens gerecht wird. Jedoch muss die notwendige Vorarbeit seitens des Niedersächsischen Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz auch vernünftig abrufbar, nutzbar und anwendbar sein“, sagt Marko de Klein. Die dafür notwendige Arbeit, die aktuell von Landes- auf Kreisebene verlagert wird, „ist im Ehrenamt eigentlich unzumutbar“. Ausgebremst werde der Landkreis zudem bei zukunftsorientierten Investitionen. „Seit Jahren warten wir auf den Erlass zur Umstrukturierung der Kreisfeuerwehrbereitschaften“, sagt der Kreisbrandmeister. Erst wenn man diese Fakten kenne, könne man verlässlich in einen modernen Fuhrpark investieren.
Landrätin Astrid Klinkert-Kittel lobte das erfolgreiche Meistern des „Stress-Tests Weihnachtshochwasser“. „Dieser Stress-Test für den Katastrophenschutz hat gezeigt, dass wir nicht zuletzt durch Ihr Engagement gut aufgestellt sind“, sagte Klinkert-Kittel. „Aktuell arbeiten wir daran, wie wir noch schneller und effizienter in solchen Lagen reagieren können.“ Dafür nimmt die Kreisverwaltung auch Geld in die Hand. Zuletzt wurden 455.000 Euro in einen modernen, den aktuellen und künftigen Herausforderungen angepassten Fuhrpark investiert.
Ehrungen und Beförderungen
Im Rahmen der Delegiertenversammlung konnten langjährige Funktionsträger und engagierte Feuerwehrmitglieder geehrt und befördert werden. Für 50-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr ausgezeichnet wurde Jörg Schipper (Ortsfeuerwehr Northeim). Markus Groß konnte zum Hauptbrandmeister befördert werden.
Die bronzene Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen erhalten haben Tizian Nobel (Bad Gandersheim), Marion Holzkamp (Altgandersheim), Sebastian Schoppe (Mackensen) und Udo Neiseke (Parensen). Die Ehrennadel in Silber haben René Pendler (Ameisen), Martin Dreier (Volpriehausen) und Volker Klinge (Sudershausen) erhalten. Mit dem Ehrenkreuz des Deutschen Feuerwehrverbandes in Silber ausgezeichnet wurden Sascha Scharf (Leineturm), Frank Kubieniec (Greene), Ernst-Hartwig Spangenberg (Lutterhausen), Marcus Pfüller (Lutterbeck) und Kay Zwickert (Wiershausen). Das Feuerwehr-Ehrenzeichen für besondere Verdienste hat Karsten Müller (Kalefeld), das Feuerwehr-Ehrenzeichen in Silber Matthias Weger (Einbeck) erhalten.
Foto: Konstantin Mennecke/Kreisfeuerwehr