Kreis Northeim (red). „Das Weihnachts-Hochwasser hat fast stündlich neue Herausforderungen für uns bereitgehalten. Wir haben sie alle gemeistert – auch in den Stunden, in denen wir gerne mit der Familie unter dem Weihnachtsbaum gesessen hätten“, sagt Marko de Klein rückblickend auf die Unwetterlage im Landkreis Northeim. Seit dem 22. Dezember beschäftigt Hochwasser die Rettungsorganisationen im Landkreis Northeim, wenngleich sich die Lage zum Jahreswechsel hin beruhigt hat.
Eine mittlere fünfstellige Zahl Sandsäcke, unzählbare Einsatzstunden und rund 1200 Kräfte, fast ausschließlich im Ehrenamt. Das sind einige der Zahlen, die verdeutlichen, wie arbeitsintensiv das verhältnismäßig glimpflich abgelaufene Hochwasser war. „Die Einsatzlage hat uns einmal mehr gezeigt, weshalb es nicht nur die Feuerwehr, sondern ebenso das Technische Hilfswerk und auch die Rettungsdienste um DRK, JUH, DLRG und ASB braucht“, sagt Marko de Klein. „Wenn man diesem Hochwasser etwas Positives abgewinnen möchte, dann die Gewissheit, dass alle Zahnräder des Katastrophenschutzes problemlos ineinander greifen. Das geht nur durch engagierte Menschen, die zugleich Rückendeckung von Familie und Arbeitgebern bekommen.“
Noch stärker zusammengewachsen sei aber nicht nur die „Blaulichtfamilie“. „Wir haben die Zusammenarbeit mit den Kommunen noch weiter ausbauen können und erstmals den Stab Flächenlagen der Kreisfeuerwehr mehrtägig im Einsatz gehabt.“ Flächenstab, das bedeutet: die Städte und Gemeinden, darunter unter anderem Einbeck, Katlenburg-Lindau und Northeim als Hochwasser-Schwerpunkte, haben regelmäßig Lagemeldungen in den Stab der Kreisfeuerwehr in Northeim übersandt. Von hier aus konnte zentral Unterstützung geschickt werden, beispielsweise in Form von Sandsack-Füllmaschinen. Auch zusätzliche Sandsäcke, 50.000 an der Zahl, wurden aus der Reserve des Landes Niedersachsen nachgefordert.
Die Rettungskräfte waren unter anderem bei überfluteten Straßen und Kellern, Ausfällen der Kanalisation, Stromausfällen, in den Fluten stecken gebliebenen Fahrzeugen und zur Rettung von Tieren gefordert. „Alles, was wir in den vergangenen drei Jahren an Konzepten für Flächenlagen, zur Zusammenarbeit mit den Kommunen und innerhalb der Rettungsorganisationen erarbeitet haben, kam zum Tragen. Gleiches gilt für unsere Konzepte zur Warnung der Bevölkerung. Dass wir an Heiligabend einmal auf Ausgabestellen für Sandsäcke hinweisen müssen, hätten wir nie gedacht“, sagt Kreisbrandmeister de Klein. Bemerkenswert sei in diesen Stunden der Zusammenhalt gewesen, ganz gleich ob zwischen den Rettungskräften oder Nachbarn, die sich gegenseitig beim Kampf gegen Wasser unterstützt hatten. Privatpersonen und Firmen haben nicht nur an Heiligabend mit heißen Getränken, Snacks oder ganzen Gerichten wie Pizza gezeigt, dass sie hinter ihren Rettern stehen.
Jetzt, nach der akuten Hochwasserlage, gilt es, zu bilanzieren, was gut gelaufen ist und wo anhand der neuen Erfahrungswerte nachgebessert werden kann. „Wir werden uns kurzfristig anschauen, wo welche zusätzlichen Hochleistungspumpen Sinn ergeben könnten, ebenso, wo sich Investitionen in sogenannte Mobile Deiche gemeinsam mit den Kommunen lohnen können.“ Ebenso wird gemeinsam mit dem Land Niedersachsen der Bereich Bevölkerungswarnung im Landkreis Northeim weiter ausgebaut. „Dass wir dazu auch bei Stromausfall in der Lage sind, haben wir in einer so bislang beispiellosen Kooperation mit der Stadt Einbeck unter Beweis gestellt. Auf diesem Erfolg ruhen wir uns nicht aus, sondern stellen uns für die Zukunft stark auf. Die Bürger konnten sich Weihnachten auf die Rettungsorganisationen verlassen. Diesem Anspruch werden wir im engen Schulterschluss mit Rettungsorganisationen und Polizei auch in Zukunft gerecht“, so Kreisbrandmeister Marko de Klein abschließend.
Foto: Kreisfeuerwehr Landkreis Northeim