Northeim (r). Die Geschichte der Russlanddeutschen ist ein leidvolles Kapitel in der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Sommer reagierte die Sowjetregierung mit der Deportation der Wolgadeutschen nach Kasachstan und Sibirien. Aber auch schon in den 20er und 30 Jahren wurden Russlanddeutsche Opfer der Kollektivierung und der damit einhergehenden Gewaltmaßnahmen.

Auch viele Northeimer Bürger haben russlanddeutsche Wurzeln, schätzungsweise 8-10 % der Einwohnerschaft. Die „ersten“ hat es bereits im und nach dm Krieg in den Westen verschlagen. Dazu gehörten auch die Eltern des Northeimer Kämmerers Jörg Dodenhöft. Der Großteil der russlanddeutschen Community kam allerdings erst seit den 80er Jahren nach Deutschland im Rahmen der neuen deutschen Ostpolitik. Zum Leben in den ursprünglichen Heimatgebieten der Russlanddeutschen gibt es heute nur noch wenige Zeitzeugen. Vor allem die Dialekte der einzelnen Siedlungsgebiete werden bald vergessen sein.

Der pensionierte Geschichtslehrer Hans Harer beschäftigt sich schon seit langem mit Erinnerungen Northeimer Russlanddeutscher. Er lädt jetzt Interessierte zu einem Erinnerungsnachmittag ein. Zunächst wird ein Film gezeigt, in dem eine 1926 geborene Russlanddeutsche von der sogenannten „Wiesenseite“ der Wolgagebiete von ihrer Kindheit und ihrer Vertreibung 1941 berichtet. Die Erzählungen der alten Dame in ihrem charakteristischen wolgadeutschen Dialekt sind ein anrührendes Zeugnis einer Kultur, die von den Diktaturen des 20. Jahrhunderts zerrieben wurden. Im Anschluss an den Film haben die Besucher der Veranstaltung Gelegenheit, ihre eigenen Erinnerungen auszutauschen oder einfach zuzuhören.

Die Veranstaltung wird moderiert von Hans Harer und findet am Donnerstag, dem 1. März 2018 um 15 Uhr m Northeimer Heimatmuseum statt. Der Eintritt ist frei.